Berg:Ein Hauch von Paris

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Zum Auftakt der Weltklimakonferenz folgen etwa 100 Demonstranten dem Aufruf des Energiewendevereins und setzen mit dem "Global-Climate March" zu den Windrädern in den Wadlhauser Gräben ein Zeichen der Hoffnung

Von Manuela Warkocz, Berg

Schneeregen und eisiger Wind - das widrige Wetter hat rund 100 Demonstranten am Sonntag nicht abgeschreckt, sich mit Transparenten in den Wadlhauser Gräben am Windrad 3 zu versammeln - und zwar ausdrücklich als Befürworter der Windkraft. Sie folgten einem Aufruf des Energiewendevereins im Landkreis Starnberg und schlossen sich damit den weltweiten Demonstrationen zum Auftakt der Weltklimakonferenz in Paris an. Dass der Wind ihnen auf der Baustelle kräftig um die Ohren blies, nahmen die Teilnehmer des "Global-Climate March" in Berg geradezu freudig zur Kenntnis. Soll doch das Windrad 3 an diesem Montag in Betrieb gehen und bis Jahresende den ersten Strom der Windkraftanlage ins Netz einspeisen.

Dick eingemummt, mit Mützen und Regenschirmen trotzten die Teilnehmer dem Sauwetter auf der völlig durchgematschten Baustelle. Einige waren sogar mit dem Fahrrad von Starnberg hergefahren oder samt Kindern zu Fuß die drei Kilometer durch den Wald marschiert. Die meisten hatten den Bus-Shuttle genutzt, der eigens organisiert worden war. Unter einem Zeltdach konnte man notdürftig Schutz finden, direkt am mächtigen Fuß des Windrads. Ex-PEN-Präsident Johano Strasser stellte sich dort mit Lebensgefährtin Franziska Sperr unter. Der Autor hat von Zuhause die Windräder im Blick. "Und ich freue mich. Das ist doch ein Zeichen der Hoffnung. Schön, wenn ein Ort wie Berg energieautark wird", sagte Strasser, der sich als "Ökologe der ersten Stunde" bezeichnet. Wie ihm geht es auch Greenpeace-Mitglied Steffi Burgstaller aus Starnberg und Evelyn Villing aus Seefeld, Sprecherin des Energiewendevereins. Villing bedauerte, dass die Trommeln wegen des schlechten Wetters beim Adventsspaziergang daheim bleiben mussten. Signalwirkung erhoffte sie sich dennoch. Vereinsvorsitzender Walter Kellner forderte, jede Gemeinde solle wie Berg schnellstmöglich einen Beitrag zum Umstieg auf erneuerbare Energien leisten. "Das ist hoffentlich nicht das letzte Windparkprojekt hier. Dafür wollen wir uns einsetzen", kündigte er unter dem Applaus der Zuhörer an. Dazu müsse vor allem die 10-H-Regelung wieder fallen.

Bürgermeister Rupert Monn zeigte sich sichtlich stolz, dass die vier Windräder so gut wie fertig sind und sich das Projekt dank der Unterstützung des Landratsamtes gegen viele Widerstände durchsetzen ließ. Er erinnerte an die Proteste der Gegner vor einem Jahr mit Sarg und Sterbebildern, "völlig pietätlos". Und an eine Begegnung mit Horst Seehofer. Vor knapp zwei Jahren habe der ihm in Andechs geraten: "Herr Bürgermeister, glauben Sie mir, lassen Sie die Finger davon weg, das wird nichts." Heute würde sich Monn ein Wiedersehen wünschen und hätte einen Satz parat: "Herr Ministerpräsident, glauben Sie mir, es ist etwas geworden, die Windräder sind gebaut." Wie sehr der Gegenwind blies, verdeutlichte auch Windpark-Projektleiter Robert Sing. Baustellen-Mitarbeiter seien beschimpft worden. Nun aber, so unterstrich der Vorsitzende des Bundesverbands Windenergie Raimund Kamm, soll jedes Windrad knapp sieben Millionen Kilowatt Strom im Jahr erzeugen - eine Energiewende im Kleinen. Richtung Paris appellierte er, viel beklatscht: "Geht voran, rauft euch zusammen!"

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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