Berg:Das Strandgut der Sachenfinder

Die Ateliertage am Ostufer des Starnberger Sees gibt es seit mehr als 25 Jahren. Diesmal zeigen 18 Künstler an zehn Ausstellungsorten ihre Arbeiten zum Thema "Wertstoff".

Katja Sebald

- Seit mehr als einem Vierteljahrhundert gibt es die "Ateliertage" am Ostufer des Starnberger Sees: An zwei Wochenenden haben Besucher die Möglichkeit, Kunst am Ort ihres Entstehens zu erleben und mit Künstlern ins Gespräch zu kommen. Legendär ist neben dem eigentlichen Event auch die alljährlich erscheinende Edition, zu der jeder beteiligte Künstler ein von ihm gestaltetes Element beisteuert. Legendär sind aber vor allem die abendlichen Sitzungen im Vorfeld, bei denen die - alles andere als homogene - Künstlergruppe um ein gemeinsames Ausstellungsthema ringt. In diesem Jahr zeigen nun 13 Künstler und fünf Gäste an zehn Ausstellungsorten ihre Arbeiten zum Thema "Wertstoff" - der eine versteht darunter schlicht und ergreifend das, was ihm wertvoll ist, für den anderen ist es ganz konkret das, was andere weggeworfen haben und was man zu Kunst recyclen kann.

Christiane Leimklef in Ebenhausen etwa zeigt drei Objektkästen, die sie aus Pommesgabeln, Pillendosen, Puppenbeinen gestaltet hat: Sie war in Griechenland am Strand unterwegs und hat Strandgut gesammelt. Eine milchigweiße Farbschicht gibt den drei Miniaturbühnen, die von "King Kong", "Alice im Wunderland" und einer "Hommage à Tanguely" erzählen, eine eigenwillige Ästhetik.

Auch Dazze Kammerl aus Farchach war als "Sachenfinder" unterwegs: Aus einer Styroporverpackung, vier CD-Rohlingen, zwei Pappbechern, Plastiktüten, Alufolie, Gummihandschuhen und allerlei Tand hat er ein "Wertstoffwesen" gebastelt. Dass er ihm einem modernen Golem gleich auch eine Seele eingehaucht hat und das Wesen seither auf Youtube ein Eigenleben führt, damit hat er wohl nicht gerechnet.

Spielerisch haben sich auch andere Künstler dem Thema angenähert: Hans Panschar hat mit Hilfe eines Betonmischers aus dem Sandkasten "Urbane Skulpturen" errichtet und Gerdi Herz hat mit dem ihr eigenen Sinn für Humor Gefundenes und scheinbar Wertloses zu poetischen Assemblagen und Objekten arrangiert.

Juschi Bannaskis "Wertstoffe" sind nach wie vor die Farben, die sie zuweilen ganz unverhofft und an höchst ungewöhnlichen Orten findet. Ihre Bilder sind Farb- und Lichterinnerungen. "Das Schlimmste beim Malen ist der eigene Gestaltungswille", sagt die Malerin. Die Hinterglasmalerei hat sie in jüngster Zeit für sich als Verfahren gefunden, um ihre "eigene Geschicklichkeit zu überlisten": Während des Entstehungsprozesses eines Bildes müsse man den "Zustand eines schlechten Bildes aushalten können", das sei, so sagt sie, "fast wie ein körperlicher Schmerz".

Roman Wörndl zeigt im Atelier von Juschi Bannaski in Aufkirchen die Videoarbeit "Westwind", die während eines Arbeitsaufenthaltes in Indonesien entstanden ist: Auf ein muslimisches Kopftuch hat er den Artikel 3 des Grundgesetzes sticken lassen, im Schatten eines Baumes tanzt "Die Freiheit des Glaubens . . ." im "Westwind" und zu den Klängen des Muezzinrufes.

Andreas Huber als Gastausteller hat den prosaischen Satz eines Nachbarn "Da gehst Du also in den Wald und fotografierst was" gleich zum Titel einer Fotoserie gemacht, die sich mit den vier Elementen befasst.

Die weiteren Künstler der diesjährigen Ateliertage sind Hannelore Jüterbock, Lucie Plaschka, Petra Jakob, Birgit Berends-Wöhrl, Teresa Erhart, Sophia Hössle, Gabriel Baumüller sowie als Gäste Ines Voelchert, Andreas Ammer, Rüdiger Mertsch und Sissi Edler.

Die Ateliers sind an den Wochenenden 6. und 7. Oktober sowie 13. und 14. Oktober geöffnet; samstags jeweils von 14 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 19 Uhr.

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