Benefizkonzert für SZ-Adventskalender:Hundling schreiben Münchner Musikgeschichten

Puchheim: PUC Konzert HUNDLING

Alles im Griff: Phil Höcketstaller mit seinen Musikern Christian Klos und Sebastian Osthold (von links).

(Foto: Johannes Simon)

Bei der Band klingt alles lässig, nach Siebzigern, nach Tscharlie und Helmut Dietl. Die Gewinner des Heimatsound-Wettbewerbs treten im Gautinger Bosco zugunsten des SZ-Adventskalenders auf.

Von Gerhard Summer

Das wär' schon eine Riesensach': eine Band, die das lässige Lebensgefühl der Siebzigerjahre ausstrahlt, ganz im Sinne von Helmut Dietl und seinen "Münchner Geschichten" um den ewigen Hallodri Tscharlie. Die einem in Zeiten der künstlichen Dauer-Eskalation endlich wieder klar macht, dass "ois Chicago" ist, also alles irgendwie passt und man sich nicht groß aufregen muss. Vielleicht noch mit dem alten Schwung der Spider Murphy Gang, dem Groove eines J.J. Cale und mit Mundarttexten, die Leichtigkeit haben, aber halt nicht zu sehr an der Oberfläche dahinschrammen.

Klar, klingt wie eine Liste der unerfüllbaren Wünsche. Aber in einigen Punkten ist Phil Höcketstaller mit Hundling nah dran. Die auf Rhythm 'n' Blues, Folk und Reggae abonnierte und mit exzellenten Musikern besetzte Gruppe gilt inzwischen als eine der erstaunlichen Erfindungen der Münchner Popszene. 2015 gewannen Hundling den BR-Heimatsound-Wettbewerb. Im August dieses Jahres landeten sie zum ersten Mal in den Top 20 der besten deutschen Liedermacher. Und obendrauf gab's dann noch den "Walther-von-der-Vogelweide-Preis" für Höcketstallers poetische Lieder. Anfang Dezember gastiert die Band im Gautinger Bosco: Sie gibt ein Benefizkonzert für den Adventskalender der Süddeutschen Zeitung.

Der Hundling-Chef, der auf dem Debütalbum "Ois Chicago" und der neuen Platte "Gestern oder im 3. Stock" über Schwabing, den Flaucher und die Isarauen singt und dabei so treuherzig dreinschaut, als könnte er kein Wässerchen trüben, kommt aus Niederbayern. Geboren ist er in Landshut, aufgewachsen in Eggenfelden. Und schon mit 15, als er in der zehnten Klasse war, zog es ihn zur Musik.

Seit fast drei Jahrzehnten ist der Autodidakt jetzt als Profi im Geschäft: 20 Jahre tourte er mit der neunköpfigen Münchner Reggae-Gruppe Les Babacools durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Nebenbei arbeitete er als Studio- und Session-Bassist und gab parallel Gitarrenunterricht. Er mischte beim Singer-Songwriter-Projekt Taller mit und spielte in einer Soulband. Ende 2011, als die Sache mit den Babacools in die Brüche ging, kam er auf die Idee, ein eigenes Projekt zu starten, "da kann mich wenigstens keiner rauswerfen", sagt er und lacht.

Mit Englisch hat er's nicht so, also singt Höcketstaller auf Bairisch: "Es muss Umgangssprache sein, Hochdeutsch wäre zu spießig für diese Art von Musik, Jan Delay und Udo Lindenberg schnoddern ja auch daher, die haben halt ihren norddeutschen Slang."

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Der 42-jährige ist kein politischer Songwriter. Er versteht sich auch nicht als Wanderprediger, der seine Wahrheiten mit erhobenem Zeigefinger unters Volk bringt. Nein, Höcketstaller erzählt lieber Geschichten. Mal geht es in seinen Songs darum, wie viel Wert das scheinbar Wertlose hat und wie erfüllend Nichtstun sein kann. Mal geht es um die Liebe, um unerfüllte Träume, um die Spießer, denen selbst ein Toter noch zu laut wäre. Und natürlich darum, dass "ois Chicago" ist. Auf diese "Münchner Lässigkeit und Gelassenheit" legt Höcketstaller viel Wert. "Die atmete ja auch Weltoffenheit und hatte keine bierdimpflige Engstirnigkeit", sagt er.

Dass die stilistisch breite, zwischen Rhythm 'n' Blues, Jazz, Balladen, Moritaten und Hymnen angesiedelte Musik des Quintetts so zündet, hat auch mit den Mitstreitern des Niederbayern zu tun. Die wunderbaren Fills an der Pedal Steel etwa übernimmt Klaus Reichart aus der Nick-Woodland-Band. Und Hammond-Orgel und Keyboards bedienen André Schwager und Sebastian Osthold, der vormals bei "Blumentopf" mitmischte.

Hundling spielen am Donnerstag, 7. Dezember, im Gautinger Kulturhaus Bosco. Das Benefizkonzert für den "Adventskalender für gute Werke" beginnt um 20 Uhr. Karten zu 20 Euro gibt es unter Telefon 089/45238580 und online unter bosco-gauting.de/bestellung

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