Behördenfunk:Starnberg drückt sich um die Standortfrage

Das bayerische Innenministerium spendiert den Behörden neue Funktechnik - nur wohin mit den Sendemasten? In Söcking herrscht Einigkeit: Nicht bei uns!

Peter Haacke

Der Griff zum Handy ist eine Selbstverständlichkeit: Jederzeit und überall wird telefoniert, die Erwartungshaltung der Nutzer an eine permanente Erreichbarkeit ist groß. Doch wer einen Funkmast in seiner unmittelbaren Nähe weiß, wird skeptisch: Kaum jemand mag die Sendeanlagen wegen der Funkwellen in der Nähe von Küche, Schlaf- oder Kinderzimmern haben.

Söcking Ortsbürgerversammlung

Kein Funkmast auf dem Alersberg - in Söcking wehrt man sich erbittert gegen die Pläne des bayerischen Innenministeriums.

(Foto: Georgine Treybal)

Und nun will auch noch das bayerische Innenministerium seinen störanfälligen Analogfunk auf digitale Technik umstellen: Landesweit werden derzeit Standorte für ein flächendeckendes Funknetz für "Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben" (BOS) gesucht - auch in Starnberg.

Im Februar 2010 hatte der Hauptausschuss der Stadt Starnberg einer vorvertraglichen Nutzungsvereinbarung mit dem Freistaat zugestimmt: Auf dem Alersberg in Söcking, so der Plan, sollte ein Funkmast errichtet werden für Feuerwehr, Rettungsdienste, Polizei, Landeskriminalamt oder Verfassungsschutz. Zudem sollte zivilen Mobilfunkbetreibern ein Alternativstandort zu bereits bestehenden Sendeanlagen im Wohngebiet Söcking, der Gartenstadt und benachbarten Wohngebieten angeboten werden.

Doch der Widerstand gegen das Vorhaben formierte sich schnell: Der gut 40 Meter hohe Mast sei zu nah an der Wohnbebauung, argumentiert die Bürgerinitiative Alersberg. Gesundheitsschutz und Wertverlust der Grundstücke seien kaum berücksichtigt worden. BI-Sprecher Köhler betont, dass man nicht grundsätzlich gegen Digitalfunk sei, beharrt aber auf anderen Standorten.

"Finales Ergebnis" Mitte Juli

Der Stadtrat der Kreisstadt stand am gestrigen Montag nun vor einer schwierigen Entscheidung zum Funkmast-Standort Alersberg. Angesichts einer vielköpfigen interessierten Zuhörerschar sowie fehlenden Informationen entschloss sich das Gremium nach langer Debatte dazu, vorerst nicht zu entscheiden: Helmut Roche, vom Innenministerium beauftragter Chef-Akquisiteur der Firma Telent, liefert erst Mitte Juli "ein finales Ergebnis" zur Prüfung alternativer Standorte.

Im Gespräch sind ein bereits bestehender Funkmast in Wangen sowie eine neue Anlage im Naturschutzgebiet südwestlich des Alersbergs - auch eine Geldfrage. Auf Antrag der CSU, WPS, FDP und Parteifreien wurde nun der Beschluss des Hauptausschusses aufgehoben. Die Standortfrage für den benötigten Mast in Starnberg bleibt damit aber offen.

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