Bebauung:Krailling greift nach dem Wald

Bebauung: Die Gemeinde lässt untersuchen, ob ihr Gewerbegebiet vergrößert werden kann.

Die Gemeinde lässt untersuchen, ob ihr Gewerbegebiet vergrößert werden kann.

(Foto: SZ Grafik (Quelle: Google Earth Pro))

Gemeinde lässt untersuchen, ob ihr Gewerbegebiet vergrößert werden kann. Dazu müssten Bannwald und Biotope weichen

Das Kraillinger Gewerbegebiet soll größer werden. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie will man nun die Möglichkeiten einer Erweiterung der gut 21 Hektar großen KIM (Kraillinger Innovations-Meile) ausloten. Der Fokus liegt vor allem auf einer etwa 4,3 Hektar großen Fläche im Westen zwischen Pentenrieder Straße und Sportplatz. Aber auch das etwa 23 Hektar große ehemalige Antennenfeld im Osten zwischen Pentenrieder Straße und IVG-Gelände soll untersucht werden.

Nach gut 15 Jahren ist das Gewerbegebiet an seine Grenzen gestoßen. Derzeit überplant die Gemeinde die letzte freie Fläche, den Sportplatz im Osten des Gewerbegebiets. Das wohl größte und auch erfolgreichste Unternehmen in der KIM, EOS, will dringend noch einmal expandieren. Obwohl ihr dritter Bau noch nicht fertig gestellt ist, sieht die Geschäftsleitung schon wieder Platzprobleme auf sich zukommen. Doch EOS ist keineswegs die einzige Firma, die erfolgreich ist und wachsen will. "Immer wieder bekomme ich Anfragen von KIM-Firmen, ob es langfristig für sie noch eine Perspektive gibt, sich zu erweitern", sagte Bürgermeisterin Christine Borst am Dienstag im Gemeinderat. "Wie soll ich reagieren?"

Die Ansichten darüber gingen weit auseinander, denn es ist das erste Mal, dass Krailing die Hand nach einer größeren Fläche außerhalb des Gewerbegebiets und vor allem nach noch mehr Wald ausstreckt. Klar, die Bedingungen sind nicht leicht, das machte Landschaftsplaner Nikolaus Brandmair deutlich: Landschaftsschutz, Artenschutz, Regionaler Grünzug und Bannwald sichern beide Gebiete in ihrem Bestand. Außerdem sind mehrere Biotope im Kreuzlinger Forst, die nicht ohne weiteres platt gemacht werden können. Um ihre Planungshoheit ausüben zu dürfen, braucht die Gemeinde für diese beiden Areale einen Beschluss des Kreistags. Dass die Flächen alle im Eigentum der Gemeinde sind, spielt dabei keine Rolle. "Wir können auch den ganzen Kreuzlinger Forst zu Gewerbegebiet machen", rief Adrienne Akontz (Grüne) einigermaßen entsetzt über diesen Vorstoß. Überall im Münchner Umland würden derzeit Gewerbeflächen ausgewiesen, Gauting plane intensiv, und auch in Gilching gebe es bereits große Firmenansiedlungen. Wenn Krailling nicht aufpasse, sei die Lebensqualität bald dahin. "Der Wald ist unsere Lebensgrundlage und deshalb ist es unsere erste Aufgabe, ihn zu erhalten", meinte sie.

Andrea Schulte-Krauss gab zu bedenken: "Wenn wir diese Flächen verbraten, nehmen wir künftigen Generationen die Entwicklungsmöglichkeiten." Andere fürchteten, dass man noch mehr Verkehr "heranzüchtet", wenn man das Gewerbegebiet erweitere. Dabei sei die Pentenrieder Straße schon jetzt morgens dem Verkehrsinfarkt nahe. Viele Gemeinderäte konnten sich wiederum vorstellen, die KIM im Westen "abzurunden", indem man die 4,3 Hektar Wald zum Gewerbegebiet dazuschlage, sofern man die Rodungserlaubnis bekomme. "Das fügt sich harmonisch ein", sagte Eleonore Zwißler (CSU). Das Antennenfeld im Osten wollten indes viele erhalten, einerseits wegen des Mischwalds, andererseits weil sie fürchteten, dass es Begehrlichkeiten weckt, nicht nur in der KIM, sondern auch beim benachbarten IVG-Gelände. "Außerdem wächst das Gewerbegebiet langsam mit dem Ort zusammen, wenn man den Firmen erlaubt, auf dem Antennenfeld auch noch zu bauen", gab Dietlind Freyer-Zacherl zu bedenken.

"Es ist schwierig, Firmen ziehen zu lassen", hielt Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) dagegen. Wenn man den Unternehmen keine Möglichkeit gebe, sich zu vergrößern, dann würden die Grundstücke in der KIM über kurz oder lang zu teuer und der ausgewogene Mix an Betrieben ginge flöten, gab Sebastian Sefzig (FDP) zu bedenken. "Das, was das KIM ausgemacht hat, wäre nicht mehr da." Man will nun sehen, was eine Untersuchung ergibt und wo sie überhaupt Erweiterungsmöglichkeiten sieht.

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