Bauen:Sorge um verbaute Landschaft

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Die Gemeinde Weßling unterhält Gewerbegebiete und ist von ihnen umgeben. Bürgermeister Muther aber wird die Entwicklung langsam unheimlich: Er betrachtet weitere Ausweisungen mit äußerster Skepsis.

Von Wolfgang Prochaska, Weßling

Eigentlich müsste Michael Muther, der Weßlinger Bürgermeister, zufrieden über die gewerbliche Entwicklung seiner Gemeinde und über die des westlichen Landkreises insgesamt sein. Der Satellitenbauer OHB vergrößert die Zahl seiner Mitarbeiter auf 500, den Firmen im Weßlinger Gewerbegebiet Argelsrieder Feld geht es gut, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Sonderflughafen beschäftigt immer mehr Wissenschaftler und baut daher kräftig aus. All das bringt Gewerbesteuereinnahmen oder ist gut fürs Image. Seitdem die Gemeinde Gauting aber plant, ebenfalls ein großes Gewerbegebiet am Sonderflughafen anzusiedeln und dafür Teile des Bannwaldes opfern möchte, sieht Muther die Sache kritischer.

Der Weßlinger Bürgermeister, der auch Verwaltungsratsvorsitzender des Trinkwasserverbands "Wassergewinnung Vierseenland" ist und daher auch für die Wasserqualität zuständig, sorgt sich um die weitere Versiegelung der Böden. "Wir können nicht alle Flächen zupflastern", sagte er im Gespräch mit der SZ. Als Beispiele nannte er die Bebauung der Gilchinger Glatze sowie die Entwicklung in Freiham. "Wir haben nicht den Bauraum für die Mitarbeiter, den wir durch die Ansiedlung neuer Unternehmen brauchen." Muther war auch kein Befürworter der Weßlinger Umgehungsstraße, beugte sich aber dem Votum der Bürger für den Bau dieser Straße.

Muthers Skepsis wiegt umso schwerer, artikuliert er doch ein Unbehagen, das bislang eher bei den Grünen angesiedelt war. Der Weßlinger Bürgermeister gehört aber zu den Freien Wählern (FW). Von dieser Gruppierung sind eher wirtschaftsfreundliche Töne zu hören. Die Grünen kritisierten bislang unter dem Stichwort "Flächenfraß" die aus ihrer Sicht ungute Entwicklung, weitere Gewerbegebiete im Fünfseenland auszuweisen. "Das wird allmählich zu viel", meinte Muther auch mit Blick auf das Trinkwasser. Durch das geplante Gautinger Gewerbegebiet ist auch das Trinkwasserschutzgebiet "Unterbrunner Holz" und der dortige Brunnen betroffen. Was der Weßlinger Bürgermeister von all den Plänen hält, hat er im vergangenen Jahr in einem Brandbrief an seine Gautinger Kollegin Brigitte Kössinger dargelegt.

Danach gab es Spannungen zwischen Kössinger und Muther, was auch dazu führte, dass die Gemeinde Gauting Probebohrungen verweigerte. Inzwischen liege die Zustimmung vor, so der Vorsitzende der Wassergewinnung. In der vergangenen Woche konnte endlich gebohrt werden. "Wir schauen danach, wo es sinnvoll wäre, zwei Brunnen zu setzen", erläuterte Muther den Hintergrund der Bohrungen. Es gehe um die "Gewährleistung der Versorgungssicherheit für unsere Region". So lautet auch die Prämisse des Wasserverbands.

Muther sieht natürlich auch, dass die Ansiedlung von Firmen seine Vorteile hat. Die Nachbargemeinde Gilching profitiert von ihrem Gewerbegebiet Süd. Die kinderreichste Gemeinde Bayerns könnte sonst ihrem Betreuungsauftrag niemals nachkommen. "Für die einen ist die Entwicklung toll, für die anderen wird es durch den wachsenden Zuzug, der dadurch hervorgerufen wird, immer schwieriger." Er erinnert daran, dass deshalb Firmen ansiedeln und Leute herziehen, weil die Landschaft so schön ist. "Wenn wir weiter unsere schöne Landschaft verbauen, dann wird man damit bald auch nicht mehr werben können."

Die Skepsis des Weßlinger Bürgermeisters, die an einen Weckruf erinnert, dürfte nicht ungehört bleiben. In seiner Gemeinde wohnt auch Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter. Das Problem könnte sich aber von allein lösen: Wenn die Grundstückspreise weiter rasant steigen.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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