Baudenkmal:Der Deckensturz von Possenhofen

Baudenkmal: Etwa zwei Quadratmeter groß ist der Schaden an der Decke im Königssaal des Museums.

Etwa zwei Quadratmeter groß ist der Schaden an der Decke im Königssaal des Museums.

Historisches Putzmaterial bricht ab und kracht in eine Vitrine des Kaiserin-Elisabeth-Museums, in der unwiederbringliche Exponate ausgestellt sind. Ein Gutachter untersucht den Schaden.

Von Astrid Becker, Possenhofen

Den 1. April 2017 wird Rosemarie Mann-Stein wohl nicht so schnell vergessen. Als sie am Morgen den Königssaal des Kaiserin-Elisabeth-Museums im denkmalgeschützten Bahnhof Possenhofen betritt, "habe ich gedacht, mich trifft der Schlag". Von der historisch bedeutenden Stuckdecke dieses Raumes hatten sich etwa zwei Quadratmeter gelöst und waren direkt auf eine Vitrine gekracht, in der sich wertvolle Exponate befanden. Statt das Museum wie geplant an Ostern wieder für die Öffentlichkeit zu öffnen, bleibt es nun vorerst geschlossen.

"Wir müssen erst einmal abwarten, wie hoch der Schaden ist", sagt die Museumsleiterin, die seit diesem Dienstag aber wieder etwas optimistischer nach vorne blickt: "Durch einen Zufall habe ich einen Spezialisten gefunden, der nicht nur die Decke genau untersuchen wird, sondern diese dann auch reparieren kann", sagt sie. Einfach ist dies nicht: Denn die Stuckdecke und der Königssalon sind die Attraktion in dem Gebäude, das 1865 fertiggestellt worden ist und unter Denkmalschutz steht.

Nach Ansicht von Kreisheimatpfleger Gerhard Schober wurde der Bau möglicherweise von Friedrich Bürklein entworfen, der, wenn man so will, der Bahnhofsarchitekt schlechthin war und von dem auch der Starnberger Bahnhof stammt. "Bürkleins Formenkanon entspricht es aber in jedem Fall." Denn ganz genau wisse man nicht, auf wen der Possenhofener Bahnhof zurückgehe, sagt er.

Eines allerdings ist klar: Bahnhöfe wie dieser wurden damals immer nur in der Nähe der Schlösser gebaut, Obermühltal für Leutstetten, Starnberg für Schloss Berg oder auch Feldafing für das geplante Schloss im Lenné-Park. Es gab dort immer Räume, die für den exklusiven Aufenthalt der königlichen Hoheiten vorgesehen waren - und der Königssaal in Possenhofen ist der wohl bedeutendste seiner Art in dieser Gegend.

Entsprechend geschockt hat auch Bürgermeister Rainer Schnitzler auf die Nachricht reagiert, dass sich Teile der Decke gelöst hätten. "Ich war gerade beim Ramadama und hatte das Handy auf lautlos gestellt. Meine Sekretärin hat mich dann dort weggeholt", erzählt er. Die Gemeinde hat das Objekt vom Eigentümer, Axel Helbig, gemietet und dem Verein Kaiserin-Elisabeth-Museum zur Nutzung überlassen - ebenso wie die Paul-Heinemann-Sammlung, die sie noch zu Lebzeiten des Antiquars von diesem erworben hat.

Der Verein hat die Zahl der Exponate in der Zwischenzeit längst deutlich aufgestockt - doch einzelne Stücke Heinemanns könnten unwiederbringlich durch den Deckensturz zerstört sein. Zwei handkolorierte Holzstiche beispielsweise, die eine Parforcejagd und das ungarische Schloss Gödöllo zeigen, in dem sich Kaiserin Sisi gern und oft aufhielt. Besonders hart würde den Verein noch der Verlust eines vergoldeten Töpfchens treffen, in dem sich geweihte Erde vom Krönungshügel befindet: "Wenn das zerstört wäre, wäre das ein fürchterlicher Verlust", sagt Mann-Stein.

Doch wie hoch der Schaden wirklich ist, kann im Moment noch niemand sagen. Das Gebäude darf nicht mehr betreten werden, ehe der Zustand der Decke nicht von einem Gutachter untersucht worden ist. Angeblich soll dies in der nächsten Woche der Fall sein. Ebenso unklar ist noch, ob dann der Saal wieder betreten werden darf oder ob die Exponate in einen der anderen Räume ein Ausweichquartier finden müssen.

Ungewissheit herrscht aber auch über die Ursachen für die heruntergebrochene Decke: "Vermutlich kommen da viele Dinge zusammen", meint Schnitzler. Vielleicht der Wasserrohrbruch vor mehr als zehn Jahren, vielleicht die Erschütterungen durch den S-Bahnverkehr oder durch die Baustellen in der Nähe. Auf alle Beteiligten kommt jedenfalls viel Arbeit und Stress zu: Denn auch die Versicherungen werden das Unglück sicher sehr genau untersuchen.

Possenhofen Sissi Museum

Possenhofen Sissi Museum Possenhofen Bahnhof, Sissi Museum. Foto: Georgine Treybal

(Foto: STA)
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