Baubeginn:Bald barrierefrei

Bernried Barrierefreier Bahnhofsausbau

Spatenstich für den barrierefreien Bahnhofsausbau: Robert Schiebel, Bürgermeister Josef Steigenberger, Andreas Rudolf und Ministerin Ilse Aigner.

(Foto: Nila Thiel)

Jahrelang hat Elfriede Irlbeck für den Ausbau des Bernrieder Bahnhofs gekämpft. Nun kann sich die gehbehinderte Frau freuen. Im Beisein von Wirtschaftsministerin Ilse Aigner erfolgt der erste Spatenstich

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Bernried

Was lange währt, wird endlich gut: Nach jahrelangem Hickhack werden die Gleisanlagen am Bahnhof Bernried barrierefrei ausgebaut. Im Beisein von Ilse Aigner, der bayerischen Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr, von Bahnvertretern, Kommunalpolitikern und Bürgern aus Bernried wurde am Mittwoch der erste Spatenstich gefeiert.

Der Ausbau soll rund 1,6 Millionen Euro kosten und wird je zur Hälfte von Bund und Freistaat getragen. Der neue Bahnsteig wird 50 Zentimeter höher sein und mit einem Blindenleitsystem ausgestattet. Zudem wird eine Rollstuhlrampe gebaut. Von 30. Juli bis voraussichtlich 11. August wird die Bahnstrecke wegen der Bauarbeiten gesperrt. Es wird einen Schienenersatzverkehr mit Bussen geben. Während der Umbauphase sind die Parkplätze am Bahnhof teilweise gesperrt.

Die Bahnanlage in Bernried ist die einzige auf der Strecke nach Kochel, die noch nicht barrierefrei ausgebaut ist. Eigentlich sollte der Bahnhof schon 2012 im Zuge des staatlichen Förderprogramms umgebaut werden. Doch der Eigentümer des Bahnhofs, Jürgen Kindervater, der das historische Kleinod mit hohem Aufwand saniert hatte, hatte Einspruch eingelegt. Er sah das Herzstück des Gebäudes bedroht, eine Glaswand auf der Bahnsteigseite, durch die Zugreisende die Arbeit der Schokoladenmanufaktur des bekannten Pralinenherstellers Clement im Erdgeschoss beobachten konnten. Durch die Erhöhung des Bahnsteigs wäre der Showeffekt dahin, befürchtete der Bahnhofseigentümer. Die Gemeinde hatte versucht, zu schlichten und hat jahrelang mit der Bahn verhandelt. Der Streit zog sich hin und gipfelte in einer Unterschriftenaktion, weil Bahnnutzer durch die unterschiedlichen Höhen von Bahnsteig und Waggons Probleme mit dem Aus- und Einsteigen hatten. Erst im vergangenen Jahr hatte die Bahn ihre Planungen verändert und so einen Kompromiss mit dem Eigentümer erreicht. Bernrieds Bürgermeister Josef Steigenberger und sein Stellvertreter Robert Schiebel, der sich stark für den barrierefreien Ausbau engagiert hatte, zeigten sich sichtlich erleichtert.

"Es ist für mich ein besonderer Tag und eine große Freude, dass es endlich losgeht", freute sich auch Elfriede Irlbeck. "Fünf Jahre mussten wir mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen, jetzt kann ich vom Zug aus ins Gebirge schauen", erklärte die Bernriederin vor dem Hintergrund, dass sie seit 2012 für einen barrierefreien Ausbau gekämpft hat.

Irlbeck ist gehbehindert, daher fiel ihr wegen der Höhendifferenz von 50 Zentimetern das Aussteigen aus dem Zug schwer. "Ich musste ins Leere steigen", erinnerte sie sich. Doch sie kämpfte nicht nur für Menschen mit Gehbehinderung. Auch Mütter mit Kinderwagen, die Patienten der Klinik Höhenried oder Besucher des Buchheim-Museums hätten die gleichen Schwierigkeiten, sagte sie.

Wie Steigenberger in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats berichtet hatte, muss im Zuge der Bauarbeiten nun auch der Wochenmarkt verlegt werden. Der Pavillon muss bis Ende Juli abgebaut werden. Denn er steht der Rampe für den barrierefreien Zugang der Gleisanlagen im Weg. Die Bahn habe zunächst den Pavillon gegen Abholung abgeben wollen, berichtete Steigenberger. Doch der Rathauschef habe den vermeintlichen Käufer darauf hingewiesen, dass er Eigentum der Gemeinde sei. Laut Steigenberger war der Pavillon, als er 1990 aufgestellt wurde, ein Politikum. Jetzt aber sei er so beliebt, dass die Gemeinde ihn behalten will.

Der Pavillon soll nun von einer Fachfirma sorgfältig abgebaut und später an anderer Stelle wiederaufgebaut werden. Eventuell kann er sogar noch als Wartehäuschen genutzt werden. Auch ein Standort am Spielplatz kommt in Frage. Der Gemeinderat hat die Kosten von 15 000 Euro schon befürwortet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: