Auszeichnung für Inklusion:Ein Stern vom Bundespräsidenten

Der Ammersee-Sportverein Dießen hat eine Industriehalle zum Bewegungszentrum umgebaut, in dem Behinderte und Nichtbehinderte trainieren. Im Finale eines bundesweiten Wettbewerbs erreicht der Club den vierten Platz

Von Otto Fritscher, Berlin/Dießen

Ein bisschen nervös sind Conny und Klaus Schneider schon, das ist den beiden Vorständen vom Ammersee-Sportverein Dießen (ASV) anzusehen. Sie haben es schon mal mit einem Bürgermeister oder Landrat zu tun, aber heute, an diesem Mittwochvormittag, stehen sie mit einem leibhaftigen Bundespräsidenten auf der Bühne. "Hat man ja nicht alle Tage", sagt die Vereinsvorsitzende Conny Schneider. Und dann auch noch hier in der mondänen Zentrale der DZ-Bank direkt neben dem Brandenburger Tor in Berlin. Anlass für den Auftrieb: Es werden die Preise im Bundesfinale des Wettbewerbs "Sterne des Sports" vergeben. Frank-Walter Steinmeier schüttelt den Schneiders die Hände und überreicht ihnen einen kleinen goldenen Stern für den vierten Platz unter den Siegern aus den 17 Bundesländern.

Auf der Leinwand zeigt ein Video, dass sich dieser Sportverein "in besonderer Weise gesellschaftlich engagiert", wie Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein lobt. Sonst führt sie durch das Aktuelle Sportstudio im ZDF, aber seit zehn Jahren ist sie beim Sterne-Finale dabei. Noch schnell ein Foto mit Steinmeier, und dann geht es zurück ins Auditorium. "Ein tolles Erlebnis", schwärmt Klaus Schneider nach der Verleihung bei Kalbspflanzerl, Lachs und Gemüse. Den Wettbewerb veranstaltet der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken jedes Jahr, bei der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg hatte sich der ASV beworben. Zur finalen Preisverleihung kommen im Wechsel die Bundeskanzlerin und der Bundespräsident.

Auszeichnung für Inklusion: Auch junge Judoka trainieren im Bewegungszentrum des Ammersee-Sportclubs Dießen. Der Verein ist von Bundespräsident Steinmeier geehrt worden.

Auch junge Judoka trainieren im Bewegungszentrum des Ammersee-Sportclubs Dießen. Der Verein ist von Bundespräsident Steinmeier geehrt worden.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Schneiders erzählen den anderen Vereinsvertretern und Ehrengästen bei der Feierstunde, dass der ASV vor zwei Jahren in Dießen das Obergeschoss einer Industriehalle an der Lachener Straße mit einem finanziellen Aufwand von 75 000 Euro und viel Eigenleistung zu einem Turn- und Bewegungszentrum umgebaut hat. Dort werden behinderte und nicht behinderte, aber auch benachteiligte Kinder und Jugendliche gemeinsam an den Sport herangeführt. "80 Prozent unserer 410 Mitglieder sind unter 20 Jahre alt", sagt Conny Schneider, die man durchaus als die Seele des Vereins bezeichnen darf.

Täglich macht sie eine Stunde Vereinsarbeit, bevor sie ihren eigentlichen Job als Büroangestellte antritt. Nachmittags ist die ehemalige Turnerin dann als Übungsleiterin in der Halle zu finden. Der ASV bietet aber auch Wettkampfturnen, Tanzen und Gesundheitssport an. Zur Dießener Delegation, die schon am Dienstag nach Berlin gereist ist, gehören deshalb auch die Übungsleiterinnen Doris Hiebler und Isabella Hofer. Als Bundessieger würdigt Steinmeier eine Gruppe des Deutschen Alpenvereins aus Wuppertal, die mit Rollstuhlfahrern in der Kletterhalle trainiert und Bergtouren mit ihnen unternimmt. Die Schneiders applaudieren ihnen heftig.

Sterne des Sports 2017 Berlin Preisverleihung
Foto: faktor3sport (oh)

Ausgezeichnet: Bundespräsident Frank Walter Steinmeier (rechts) und DOSB-Präsident Alfon Hörmann (links) haben die bayerische Delegation mit (von links) Johann Oberhofer (VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg), Klaus und Conny Schneider (ASV Dießen) mit Stern, Scheck und Urkunde für ihr großes Engegement geehrt.

(Foto: Faktor3sport)

Thomas Vogl, Vorstandsmitglied der VR-Bank, erinnert daran, dass die VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg die Sterne des Sports bereits seit 14 Jahren begleitet. "Da zeigt sich, wie viele tolle Projekte es in unserer Region gibt", sagt er. Und Johann Oberhofer, Prokurist der Bank, zählt auf, dass es bereits drei andere Vereine aus dem Geschäftsgebiet bis zum Bundesentscheid geschafft haben: der Reha-Club Würmtal, der Münchner Yachtclub in Starnberg mit dem Projekt "Segeln für alle" und die Einrad-Abteilung des TSV Gilching. Nur ein Bundessieger ist dabei noch nicht herausgesprungen. "Wir dürften aber diejenige Genossenschaftsbank sein, die deutschlandweit die meisten Finalisten bei den Sternen des Sports hervorgebracht hat", freut er sich.

Klaus Schneider hält derweil die Trophäe, einen kleinen goldenen Stern, fest in der Hand. "Es ist bereits unser vierter", sagt er, denn der ASV hat bereits auf Regionalebene zwei Bronze- und auf Bayern-Ebene einen Silberstern gewonnen. "Das wird in unser Halle ein richtiger Sternenhimmel, wenn das so weitergeht", sagt er und lacht. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es indes doch: "Die Gemeinde Dießen hat sich mit keinem Cent an den Kosten beim Umbau der Halle beteiligt. Das hat mich schon sehr geärgert", sagt Schneider.

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