Ausstellung:Hauptsache bunt

Beim "Pop-Art-Sommer" in der Seefelder Galerie Stenzel wird vor allem Verkäufliches gezeigt

Von Katja Sebald, Seefeld

"Es ist nichts dahinter", soll Andy Warhol einmal über seine Bilder gesagt haben. Es ist nichts dahinter, das könnte man auch über den "Pop Art Sommer" sagen, der an diesem Sonntag in der Galerie Stenzel auf Schloss Seefeld eröffnet wird: Sommer, Sonne, Fröhlichkeit, schöne Oberflächen, schöne Autos, schöne Frauen, bunte Bilder - mehr möchte diese Ausstellung gar nicht vermitteln. Nicht zu vergessen freilich der schnöde Mammon: Nicht nur die Motive der Pop Art kommen aus der Welt des Konsums und der Unterhaltungsindustrie, auch eine vorwiegend kommerzielle Kunstpraxis, ausgefeilte Marketingstrategien und überhaupt Geschäftigkeit gehörten von Anfang an zu dieser Strömung.

Der US-amerikanische Künstler James Francis Gill, den ebenso findige wie plumpe Kunstvermarkter seit einigen Jahren auf dem deutschen Markt platzieren wollen, ist dafür ein höchst anschauliches Beispiel: Der 1934 geborene Gill ist einer der letzten, wenn nicht überhaupt der letzte lebende amerikanische Pop-Art-Künstler der ersten Stunde. Immer und immer wieder wird über ihn berichtet, dass er mit seinem "Marilyn Triptych" bereits 1962 das Museum of Modern Art in New Work enterte, also drei Jahre vor dem großen Andy Warhol.

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Francis Gill gilt als einer der letzten lebenden Pop-Art-Künstler aus Amerika. Von ihm sind Werke wie "Hippie-Bus" zu sehen.

(Foto: Georgine Treybal)

Nach einer rasanten, aber kurzen Karriere zog sich Gill allerdings für mehr als drei Jahrzehnte vom Kunstmarkt zurück, um als über Achtzigjähriger zurückzukehren und nun, geläutert von einer zwischenzeitlich geschaffenen politisch motivierten Kunst, an seiner eigenen Legende zu stricken und noch den letztmöglichen Kommerz mitzunehmen. Er befinde sich jetzt "in einer späten kreativen Phase", so seine Vermarkter.

Auch in Seefeld sind Arbeiten jüngeren Datums zu sehen, vor allem übermalte Ausdrucke von Fotos: Brigitte Bardot, Marilyn Monroe und John Lennon werden ebenso wie ein Chanel-Lippenstift noch einmal als knallige Ikonen einer längst vergangenen Popkultur gefeiert. Gleiches gilt für die Farbserigrafien, auf denen legendäre Autos wie der Käfer, der Porsche 356 und der Bulli abgebildet sind.

Mit Mel Ramos ist ein weiterer "Dinosaurier" der Pop Art in der Seefelder Ausstellung vertreten: Immerhin seit 1963 malt er Pin-Up-Girls in den typischen Arrangements der Werbung, vorzugsweise vor und auf Autos. Auch von dem 2011 verstorbenen James Rizzi ist eine kleine Arbeit zu sehen. Der New Yorker Künstler, der sich als "urbaner Naiver" höchst erfolgreich zu vermarkten wusste, ließ seine zumeist illustrativen, aus symbolhaft verkürzten Motiven und bunt-wimmelnden Stadtansichten bestehenden Arbeiten, die oftmals mehrere Blickwinkel vereinen, in hohen Auflagen drucken. Vor allem aber die von ihm erfundenen sogenannten 3D-Grafiken waren - und sind - sein "USP": Einzelne Motive werden aus den Drucken ausgestanzt und auf ein darunterliegendes, identisches Bild aufgeklebt, wodurch eine reliefartige Räumlichkeit entsteht. Auch der "Tüten-Künstler" THITZ hat sich längst ein Markenzeichen geschaffen: Seine an Rizzi erinnernden Wimmelbilder entstehen ausschließlich auf Papiertüten, die aus unterschiedlichen Städten stammen und mit jeweils passenden Motiven und Schriftzügen bemalt und bedruckt werden. Die aus der Bildfläche herausragenden Tütenhenkel sind ein zusätzliches gestalterisches Mittel. Etwas aus der Zeit gefallen wirkt hingegen der "Einweg-Realismus" des 1959 geborenen Russen Andrei Krioukov: Sein bevorzugtes Sujet, so suggeriert es zumindest die Bildauswahl in Seefeld, sind flach gedrückte Dosen - auch und sogar die berühmte Campbell-Suppendose ist dabei.

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In Seefeld wird auch "Integrated New Vision" ausgestellt.

(Foto: Georgine Treybal)

Aber wie gesagt, Hauptsache bunt und Hauptsache verkäuflich.

Die Ausstellung "Pop Art Sommer" wird am 23. Juli 2017 um 13 Uhr in der Galerie Stenzel im Schloss Seefeld eröffnet und ist danach bis zum 6. August 2017 jeweils Donnerstag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung zu sehen.

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