Aufkirchen:Von der "Tante" zur Erzieherin

Der katholische Kindergarten Aufkirchen feiert 50. Geburtstag

Von Patrizia Steipe, Aufkirchen

Die Kinder gehen in die Dino-Gruppe, zu den Löwen oder Gespenstern. Sie werden von Erzieherinnen nach einem ausgearbeiteten Konzept erzogen, Elternarbeit wird großgeschrieben. Der katholische Kindergarten St. Maria in Aufkirchen feiert am Samstag, 20. Mai, 50-jähriges Bestehen. 1967 herrschten andere Sitten. Damals waren die Erzieherinnen noch "Tanten", als Konzept reichte Basteln. Spielen und Singen und Eltern hatten im Kindergarten nichts verloren.

Frieda S. ist eine Mutter der ersten Stunde. Die 85-jährige, die namentlich ungenannt bleien möchte, erinnert sich noch an die Anfänge. "In den 60er Jahren waren Kindergärten auf dem Land völlig ungewohnt. Es gab keinen Kindergarten weit und breit." Für zwei ältere Kinder hatte die Familie aus Bachhausen einen Platz im Lehrkindergarten gefunden. In Kempfenhausen stand auf dem Areal des heutigen Gymnasiums eine Schule für Kindergärtnerinnen, die im Kindergarten praktische Erfahrungen sammeln konnten. "Es war eine große Erleichterung für uns, als 1967 der erste richtige Kindergarten in Aufkirchen eröffnete", erinnert sich die Zeitzeugin. Wartelisten gab es keine, "die Leute waren solche Einrichtungen noch nicht gewöhnt". Man konnte die Kinder sogar über Mittag in der Einrichtung lassen.

Sehr beliebt bei den Kleinen war Kindergartenleiterin Ottilie Wagner, die liebevoll "Tante Otti" gerufen wurde. Annemarie Koch, Tochter von Oskar Maria Graf, kochte täglich für die Kinder. Schlechte Esser hatten es schwer: Gegessen wurde, was auf den Tisch kam. "Und nur wer das Hauptgericht aufgegessen hatte, bekam auch eine Nachspeise", erinnerte sich Frieda S.

Die Jahresmappe der Tochter mit selbst gezeichneten Bildern ist heute noch im Besitz der Familie. Viele der Zeichnungen könnten aus dem jetzigen Kindergartenjahrgang stammen: Ein Selbstporträt, eine Zeichnung der Familie, ein Marienkäfer, eine Schneemanncollage aus Papier. Auch die Feste im Jahreszyklus sind gleich geblieben: Laternenbasteln zu Sankt Martin, der Besuch des Nikolaus, Fasching, Ostern. Im Pfarrkindergarten gibt es mittlerweile drei Gruppen. Mehrmals wurde bereits renoviert, Spielgeräte wurden ersetzt. Es gibt ein Piratenschiff, eine Vogelnestschaukel, aber immer noch Klassiker wie Schaukel, Sandkasten, Rutsche und Wippe.

Zum Geburtstag sind ehemalige Kinder und Eltern eingeladen. Sie können Erinnerungen austauschen und sich auf die Suche nach Relikten aus vergangenen Kindergartenzeiten machen. Nach der Dankandacht am Samstag um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche wird im Kindergarten (Pfarrgasse 4) gefeiert. Die Kinder haben Lieder und Texte einstudiert - und es gibt ein buntes Programm.

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