Aufgeschlagen:Die Suche nach dem Glück

Buchautorin Rose Zaddach 'Das Leben ist ein tiefer Fluss'

Rose Zaddachs Roman "Das Leben ist ein tiefer Fluss" ist im Engelsdorfer Verlag erschienen (195 Seiten, 12,95 Euro).

(Foto: Nila Thiel)

Rose Zaddachs Episoden-Roman "Das Leben ist ein tiefer Fluss"

Charlotte B. ist eine elegante Dame, wer sie trifft, kann kaum anders, als an ihr hochzusehen. Extravagante Hüte sind ihr Markenzeichen. In einer Winternacht rückt ihr Ehemann damit heraus, dass er eine Affäre mit einer Studentin hat. Sie wirft ihn mitsamt seiner Koffer aus dem Haus und verfällt rapide. Ungepflegt, grau und pummelig schleicht sie durch die Kleinstadt, in der sie lebt. Bis sie, ja bis sie einen 20 Jahre jüngeren Mann kennenlernt, einen Maler, der im Rollstuhl sitzt.

Rose Zaddach erzählt in ihrem Episoden-Roman "Das Leben ist ein tiefer Fluss" kleine Geschichten, die von der Suche nach Glück handeln, von Krisen und schicksalshaften Prüfungen. Mal geht es um eine ungewöhnlich schwere Geburt. Mal um Selbstüberwindung oder Verzicht. Mal um einen Mann, der seine Frau schlägt, vielleicht weil ihn seine Eltern immer als Versager abgestempelt haben. Zaddachs Hauptpersonen sind Paula und Konrad Anton Kirsch, den alle KA nennen, weil das kürzer ist. Beide sind im vorgerückten Alter. Sie lernen sich in einer Galerie kennen, ihn umschwärmen die Frauen, sie ist nun schon seit acht Jahren allein. Die zwei werden ein Paar.

Ja, das klingt romantisch, aber die Lyrikerin und Malerin aus Gilching, die 1992 mit ihrem Roman "Flügelschlag" als Prosaautorin debütiert hatte, ist nicht auf gereifte Courths-Mahler-Seligkeit aus. Sie will zeigen, dass es lohnt, dem Glück immer wieder hinterherzujagen, diesem flüchtigen Ding. Ein paar Mal ist man beim Lesen trotzdem kurz davor, das Buch wieder zuzuklappen. Denn Zaddach ist in ihren Beschreibungen nicht ganz frei von abgegriffenen oder gestelzten Formulierungen. Was einen aber davor bewahrt, den Roman zur Seite zu legen, ist Zaddachs ganz eigener Tonfall. Der ruhig fließende Rhythmus, in dem sie schreibt. Ihre Sprachmelodie. Die kurzen Sätze. Und die malerische Klarheit, die sie manchmal erreicht. So gesehen hat diese Episodensammlung die Fülle eines Skizzenbuchs.

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