Umgang mit Asylbewerbern:Seefelder Willkommenskultur

Die Flüchtlinge, die in Seefeld untergekommen sind, erhalten Unterstützung vom Sprachunterricht bis zum Arztbesuch

Von Christine Setzwein, Seefeld

"Es läuft gut", sagt Johanna Senft. Die Seefelder Gemeinderätin hat die Koordination der Hilfe für die gut 40 Asylbewerber übernommen, die mittlerweile im Hechendorfer Bürgerstadl leben. Alles junge Männer im Alter von 20 bis 27 Jahren, die meisten aus Eritrea, sechs kommen aus Albanien, einer aus Somalia. Regelmäßig nach dem Rechten schauen "unsere große Stütze" Johann Barth und Doris Kamp-Cichon vom Förderverein Vereinsheim Hechendorf. "Ohne die Ehrenamtlichen wären wir aufgeschmissen", sagt auch Rathaus-Geschäftsleiter Fritz Cording. Die Seefelder waren vorbereitet auf die Ankunft von Flüchtlinge. Zwar konnten keine privaten Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden, dafür hatte sich schon im Vorfeld aus der Agenda heraus der Helferkreis Integration und Asyl in Seefeld gegründet mit Senft, Brigitte Altenberger, Evelyn Villing und Oswald Gasser. Am 19. Juni wurde es ernst: Die ersten 14 Flüchtlinge kamen am S-Bahnhof Hechendorf an, eine Woche später noch einmal 28.

Seitdem läuft die Unterstützung nicht nur gut, sondern wie am Schnürchen. Täglich gibt es mehrere Deutschkurse, nun sind auch Konversationsgruppen geplant, sagt Senft. In Eritrea werden jedoch neun Sprachen gesprochen. Der TSV Hechendorf bietet sportliche Aktivitäten an, die Nachbarschaftshilfe sammelt Kleidung. Die Mediziner im Helferkreis haben in dieser Woche die Asylbewerber zum ersten Mal zu einer medizinischen Informationsstunde eingeladen. Einige der jungen Männer kamen, wurden gleich verarztet oder zur Behandlung an die Hausärzte weitergeleitet. Diese Sprechstunde wird nun jeden Freitag um 11 Uhr angeboten.

Was den Helferkreis momentan umtreibt, ist die Begleitung der jungen Männer ins Landratsamt Starnberg und zur Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und München. Was Starnberg angeht - die Asylbewerber müssen einmal im Monat dort ihr Geld abholen -, "wollen wir, dass sie das bald ohne fremde Hilfe schaffen und alleine fahren", sagt Senft.

Für Senft muss es - neben aller Unterstützung und großartigen Resonanz aus der Bevölkerung - das Ziel sein, die Flüchtlinge selbständig zu machen. Zwar sucht die Agenda jetzt Paten für die Neuankömmlinge, aber die Gemeinderätin warnt vor zu viel Euphorie und zu viel Hilfe. "Momentan bin ich etwas in der Bremserrolle", räumt sie ein. Laut Landratsamt ist die Belegung des Hechendorfer Bürgerstadls nur eine Zwischenlösung und soll nur bis Ende des Jahres dauern. Allerdings ist die Behörde mit dem Toerringschen Rentamt in Verhandlungen. Das Landratsamt möchte auf einem Areal an der Birkenallee in Seefeld Container aufstellen.

Umfassende Informationen sind auf der Facebook-Seite "Agenda Integration und Asyl Seefeld" nachzulesen. Gespeist wird sie von Evelyn Villing und Sebastian Pohl. Dort gibt es nicht nur Aktuelles aus dem Helferkreis, sondern auch Hintergrundstücke über die Heimat der Flüchtlinge, Eritrea, Albanien und Somalia sowie Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Asyl. Wer noch mithelfen oder spenden will, kann unter integration@agenda-seefeld Kontakt mit dem Unterstützerkreis aufnehmen.

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