Asyl:Rückhalt von den Sportkameraden

Gauting :  Francise Osuorie aus Nigeria

Francise Osuorie spielt jetzt in der dritten Kreisliga für die zweite Mannschaft des GSC. In Gauting hat der 27-Jährige aus Nigeria eine neue Heimat gefunden.

(Foto: Nila Thiel)

Die Tischtennisspieler des Gautinger SC setzen sich für den Flüchtling Francise Osuorie aus Nigeria ein. Der 27-Jährige ist für die nächste Saison fest eingeplant, doch nun muss er mit der Abschiebung rechnen

Von Blanche Mamer, Gauting

"Für uns ist Francise ein Paradebeispiel gelungener Integration", sagt der Gautinger Tischtennis-Trainer Günther Kolesa. Seit Februar 2015 gehört der Nigerianer zum Team und hat sich durch unermüdliches Training von der vierten Mannschaft in die Zweite hochgespielt. Doch nun habe der junge Asylbewerber Francise Osuorie vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge einen Ablehnungsbescheid erhalten, damit drohe ihm die Ausweisung. Nun setzten sich die Sportkameraden für den 27-Jährigen ein.

Der Einspruch gegen die Ablehnung läuft, zugleich wollen Francis' Tischtennis-Freunde vom Gautinger Sportclub (GSC) nicht tatenlos zusehen und haben eine Petition zur Bewilligung des Asylantrags gestartet. Innerhalb einer Woche haben mehr als 50 Gautinger unterschrieben. Weitere Unterschriftenlisten liegen beim GSC und bei befreundeten Vereinen im Landkreis aus. "Es ist uns ein Anliegen, für seinen Verbleib zu kämpfen und alles Mögliche zu tun, um ihn dabei zu unterstützen", betont Abteilungsleiter Alexander Spieß, der den Antrag formuliert hat. Francise sei ein wichtiger Spieler und für die kommende Saison bereits fest eingeplant.

Auch der Arbeitgeber des 27-Jährigen, ein Hausmeisterservice aus Gauting, hat sich dafür eingesetzt, dass Francise bleiben darf. Er lebt seit viereinhalb Jahren in Deutschland, kam über Berlin und München im Sommer 2013 in die Sammelunterkunft an der Ammerseestraße. "Gauting ist jetzt meine Heimat, ich möchte so gern hier bleiben. Ich habe viele Freunde hier und ich kann gut deutsch sprechen", sagt der junge Mann aus Nigeria. Er träume davon, Gautings bester Tischtennisspieler zu werden, sagt er mit breitem Lachen. Und er hätte gern eine eigene Wohnung; sein Chef helfe ihm beim Suchen.

Osuorie hat begonnen, für die Führerscheinprüfung zu lernen, den Erste-Hilfe-Kurs ansolvierte er schon. Doch da er keine Papiere habe, erhalte er keine Fahrerlaubnis, die er eigentlich für seine Arbeit bräuchte. Von seinem Auftraggeber bekam er daher ein E-Bike mit einem großen Transportkorb für sein Handwerkszeug.

Gleich nach der Einquartierung in Gauting habe er begonnen Deutsch zu lernen. "Die ersten neun Monate darf ein Flüchtling nicht arbeiten. So habe ich gleich mit Deutsch angefangen", sagt er. Er besuchte Kurse des Helferkreises in den Jugendräumen der evangelische Gemeinde. Dadurch kam er zur Evangelischen Kirche und fing an, sich ehrenamtlich zu engagieren. "Ich bin ein Christ, getauft schon in Nigeria", erklärt Osuorie. Er sei jetzt Mitglied der Kirchengemeinde, besuche jeden Sonntag den Gottesdienst, helfe bei der Vorbereitung und beim Aufräumen und Saubermachen danach. Und er singt als Tenor im Kirchenchor. Über die Kirche sei er auch zu seinem ersten Mini-Job in einer Gärtnerei in Buchendorf gekommen. Diesen Sommer habe man ihn gefragt, ob er wieder arbeiten wolle, so dass er nun zwei Jobs habe, erzählt er stolz. Er habe auch allen Grund dazu, findet Claudia von Maltitz vom Helferkreis Asyl: Der junge Mann sei sehr freundlich und hilfsbereit, zuverlässig, fleißig und stets bereit für einen Gefallen. Hausbesitzer und Mieter lobten seine Arbeit. Die meisten hätten die Petition des Arbeitgebers unterschrieben, sagt ein Freund im Gespräch mit der SZ. Die Kirchengemeinde und die Leiterin des Kirchenchors haben ebenfalls Unterschriften gesammelt.

Francise Osuorie stammt aus Umuahia, der Hauptstadt des Bundesstaates Abia im Süden Nigerias. Aus Angst will er weder über seine Flucht noch über die Gründe sprechen. Wie prekär die politische Situation in Nigeria sei und wie groß die Bedrohung gerade für Christen ist, nicht nur durch die Terrororganisation Boko Haram sondern auch durch militante Bruderschaften, müsse man nicht weiter erklären.

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