Artenvielfalt:Berg soll aufblühen

Immer weniger Blumenwiesen in Nordrhein-Westfalen

Insekten finden Blumenwiesen nicht nur schön, sie sind für sie lebenswichtig - hier ein Grünaderweißling auf einem Vergissmeinnicht.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Im Landkreis Starnberg fordern Naturschützer, Gärtner und Parteien Wildwuchs auf den Wiesen, damit Insekten mehr Nahrung finden.

Von Sabine Bader, Berg

Gut, wir haben jetzt noch gefühlt Winter - auch wenn der Kalender etwas andere verheißt. Aber es lohnt sich dennoch, darüber nachzudenken, wann man im vergangenen Jahr zuletzt ein lautes Summen vernommen hat? Nein, nicht vom altersschwachen Kühlschrank, der summt leider ständig. Gemeint ist eine Biene oder eine dicke Hummel. Immer mehr Menschen fällt es auf: Das Geräusch, ist seltener geworden auf den Wiesen. Denn die Felder und Straßenränder leiden, was die Pflanzen angeht, unter Artenarmut.

Für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Käfer, sprich alle blütenbestäubenden Insekten, bedeutet das: Sie haben Hunger. Dass das Bienen- und Insektensterben inzwischen erschreckende Ausmaße angenommen hat, ist kein Geheimnis mehr. Und sterben die Bienen, sind auch Kultur- und Wildpflanzen, die sie bestäuben, in akuter Gefahr. Das Überleben von 80 Prozent aller Kultur- und Wildpflanzen ist von Honigbienen abhängig, heißt es. Ein fataler Kreislauf.

Kommunen, Privatleute und Landwirte könnten gegensteuern und zum Beispiel sogenannten Blühwiesen anlegen. In der Gemeinde Berg hat sich jetzt ein Initiativkreis gegründet, der sich des Themas annimmt. Mit dabei sind der örtliche Bund Naturschutz, der Obst- und Gartenbauverein, die Berger SPD und die Grünen sowie die Imkerin Katrin Stefferl. Alle Beteiligten wissen, dass öffentlichen Grünflächen wie Weg- und Straßenrändern eine wichtige Bedeutung zukommt. Denn werden hier Wildblumen angesät, haben Insekten ausreichend Nektar und Pollen.

Die Straßenränder sind dann auch eine Augenweide für Spaziergänger, Radler und Autofahrer. Wer zum Beispiel öfter mal im Norden von Starnberg unterwegs ist, der kennt noch aus den vergangenen Jahren einen buntblühenden Straßenrand an der Gautinger Straße.

So könnte es bald auch an den Straßenrändern und auf Verkehrsinseln in Berg aussehen, hofft SPD-Gemeinderätin Sissi Fuchsenberger. Sie hat das Anliegen für ihre Partei nun in einem etliche Punkte umfassenden Antrag im Gemeinderat in eingebracht, und hofft, dass das Ganze in der kommenden Ratssitzung am 10. April auf der Tagesordnung stehen wird. Die SPD stellt sich unter anderem vor, dass ausgewählte öffentliche Grünflächen, die nicht als Liege- oder Spielwiesen dienen, nur zweimal im Jahr gemäht werden. Auch seien Büsche nur dort zu beschneiden, heißt es, wo dies beispielsweise für die Verkehrssicherheit notwendig sei. Auch was Gewässerränder und Uferbereiche angeht, plädieren die Genossen für ein ökologisch extensives Pflegekonzept. Und wo es sinnvoll erscheint, könnte man nach Ansicht der SPD auch neuen Lebensraum für Insekten und Spinnentiere schaffen, in dem man Steinwälle oder Totholzhaufen anlegt.

Um es sich nicht unnötig schwer zu machen, wirbt die SPD dafür, dass sich die Berger Mitarbeiter des Bauhof mit Kollegen aus den Nachbarkommunen Starnberg, Gauting, Seefeld und Andechs zusammensetzen, die in dieser Hinsicht bereits Erfahrung gesammelt haben. Ganz generell würde durch die Umsetzungen auch Energie eingespart, heißt es. Denn, werden die Maschinen des Bauhofs seltener eingesetzt, wird auch weniger Kraftstoff verbraucht und der Verschleiß der Fahrzeuge reduziert. Und natürlich wäre es laut SPD auch sinnvoll, wenn die Gemeinde private Gartenbesitzer und Landwirte auf das Konzept hinweisen und anregen würde, in den eigenen Gärten und auf Feldern ebenfalls einen Beitrag zur Artenvielfalt zu leisten.

Bergs Bürgermeister Rupert Monn sicherte am Montag zu, das Thema in einer der nächsten Sitzungen zu behandeln und nach Möglichkeit auch einen Fachmann dazu einzuladen.

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