Architektur:Eigenständiger Entwurf

Dießen Kiosk-Entwurf in den Seeanlagen Foto: Kiefer/oh

Rostige Stahlfassade mit Baummuster: So soll sich der neue Kiosk in den Dießener Seenanlagen vom Dampfersteg aus gesehen präsentieren.

(Foto: Torsten Kiefer/oh)

Dießens Gemeinderäte wählen eine eher avantgardistische Gestaltung aus den drei Wettbewerbssiegern für den künftigen Kiosk in den Seeanlagen

Von Armin Greune, Dießen

Der Marktgemeinderat hat entschieden und sich mehrheitlich für die markanteste Gestaltung des künftigen Kiosks in den Seeanlagen ausgesprochen. Unter den drei Preisträgern, die eine Jury aus mehr als 160 Bewerbern im offenen Architektenwettbewerb festgelegt hatte, wählte man den Entwurf des Planers Torsten Kiefer aus, der im Wettbewerb den 2. Preis erhalten hatte. Auf ihn entfielen 13 Ja-Stimmen. Die konservativeren Beiträge der Erst- und Drittplatzierten fanden am Montagabend nur fünf und drei Befürworter.

Alle drei Architektenbüros erhielten in der Sitzung nochmals ausführlich Gelegenheit, ihre Konzepte den Gemeinderäten zu erläutern. Zunächst war Sebastian Murr an der Reihe, der im Dießener Blauen Haus zusammen mit seiner Frau Katharina arbeitet. Der Entwurf des dritten Wettbewerbssieger sieht einen "ganz klassischen Kiosk" auf quadratischem Grundriss mit Pyramidendach vor. Die vertikal gegliederte Holzfassade orientiert sich am Vorbild der nahen Fischerhütten und des denkmalgeschützten Pavillons der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst (ADK) - schließlich hatte das Landesamt für Denkmalpflege im Vorfeld des Wettbewerbs bei der Gestaltung des Kiosks Rücksicht auf den Holzständerbau von 1939 gefordert.

Auch die Oberpfälzer Juryfavoriten Christian Weinmann und Maximilian Koch nahmen für Grundriss und Dach die Formensprache des ADK-Pavillons auf: Sie entwarfen ein niedriges Gebäude mit flachem Walmdach, das zum See hin über Ausgabetheke und -fenster vorspringt. Über einem Holzrahmen auf Betonsockel wollten sie eine Fassade aus verwittertem Kupfergitter spannen; auch Dach und Faltläden sollten aus diesem Material gefertigt werden. Die beiden Architekten befassten sich auch intensiv mit der Finanz- und Terminplanung des Vorhabens: Sie hatten "Stellschrauben" vorgesehen, mit denen sich die Baukosten reduzieren ließen - wie etwa durch eine Verringerung der Grundfläche. Die anvisierte Fertigstellung bis zum Töpfermarkt am Vatertag 2018 nannte Weinmann angesichts der anhaltenden Bauhochkonjunktur ein "sehr ambitioniertes Ziel" und empfahl stattdessen eine Ausführung nach Ende der nächsten Saison.

Der letztlich angenommene Entwurf hob sich deutlicher vom ADK-Pavillon ab, das Dach etwa ist entlang einer Diagonale flach nach innen geneigt. Kiefers Kiosk soll "weithin eigenständig dastehen", sagte der Architekt aus Radolfzell am Bodensee. Er hat dabei den Grundriss etwas weiter als den Vorgängerbau vom Seeufer abgerückt, so bleibt vor der dem Tresen genügend Platz für Klappläden und Sitzgelegenheiten. Auch Kiefer will eine hinterlüftete Metallfassade errichten: An allen Gebäudeseiten sollen auf einer Massivholzkonstruktion Bleche aus angerostetem Rohstahl montiert werden, die mit einem im Laserverfahren perforierten Lochmuster einen stilisierten Wald wiedergeben. Insbesondere im geschlossenen Zustand zitiere diese Struktur die Bäume der Umgebung, sagte Kiefer. Abends und im Winter will er deshalb auf Außenbeleuchtung verzichten.

Die Gemeinderäte fragten Details zu den Planungen ab, verzichteten aber auf persönliche Wertungen. Nur Vizebürgermeister Peter Fastl betonte, wie schwer die Wahl unter den drei Preisträgern falle. Dafür wurde der Initiator des Bürgerbegehrens für den Architektenwettbewerb nach seinem Favoriten befragt: Wie schon zuvor gegenüber der SZ sprach sich Matthias Krapf für Kiefers Entwurf aus. Der sei zwar von einigen in der Jury als "zu avantgardistisch empfunden worden", würde sich aber beim Betrachter eher einprägen und "nachts am meisten zur Wirkung kommen", sagte der Dießener Architekt.

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