Andrang auf den Seen:Eiszeit

Die Idealbedingungen locken am Wochenende Hunderte Ausflügler. Doch selbst nach wochenlangem Dauerfrost ist Vorsicht geboten - vor allem am Wörthsee.

Von Michael Berzl, Steinebach

Zwei Dosenöffner können die Rettung sein. Profis tragen solche Holzgriffe mit Eisendorn bei sich, wenn sie aufs Eis gehen. Das Werkzeug, das eigentlich dazu dient, Löcher in Kondensmilchdosen zu stechen, hängt an einer Schnur um den Hals, die Spitzen in Korken gesteckt - für den Notfall. Für den Fall, dass das Eis an einer Stelle doch nicht trägt. Denn beim Versuch, wieder herauszufinden, würden die Hände auf der glatten Fläche keinen Halt finden, im kalten Wasser würden schnell die Kräfte erlahmen. Mit den Griffen jedoch könnte es klappen.

Bis vor ein paar Tagen waren solche Vorkehrungen durchaus angeraten. Bei Fahrten über den Wörthsee oder den Pilsensee hat es manchmal noch beunruhigend geknackt. Doch der seit Neujahr andauernde strenge Frost hat mittlerweile im Fünfseenland Bedingungen geschaffen, wie es sie seit vielen Jahren nicht mehr gab. Auf Wörthsee und Pilsensee, Maisinger See und Weßlinger See, die mittlerweile komplett zugefroren sind, tummeln sich an diesem Wochenende Hunderte Ausflügler; ausgerüstet mit Schlittschuhen, Eishockeyschlägern und Eisstöcken.

Einen ersten Vorgeschmack gab es bei sonnigem Wetter schon am Freitagnachmittag. In Steinebach war in Seenähe kaum mehr ein Parkplatz zu finden, und auf dem Eis herrschte Hochbetrieb. In Ufernähe trugen etliche Eishockeymannschaften ihre Spiele aus, draußen waren Eissurfer unterwegs.

Die Bedingungen sind recht unterschiedlich. Schlittschuhläufer, die sich in diesen Tagen auf dem Pilsensee und dem Wörthsee trauen, schwärmen von dem blanken "Spiegeleis" dort. Fast mühelos und andächtig gleiten sie darauf dahin und können an seichten Stellen zusehen, wie unter ihnen ihr eigener Schatten über den Seegrund huscht. Währenddessen ist nur das schneidende "sssst, sssst" der scharfen Kufen zu hören und manchmal ein "klonk, klonk", das die Eisdecke über weite Strecken überträgt. Bisher waren es nur einzelne oder kleine Grüppchen, die sich am Strand des Campingplatzes bei Seefeld oder im Strandbad bei Hechendorf, in Steinebach oder an der Rossschwemme bei Walchstadt ihre Schuhe angeschnallt haben. Auch die ersten Eissurfer waren schon unterwegs.

Ganz anders sieht es auf dem Maisinger See und dem Weßlinger See aus, die beide schneebedeckt sind. Schnelle Fahrten über weite Strecken sind dort nicht möglich. Allerdings haben sich die Moarschaften der Stockschützen und die Eishockeyspieler längst mit der Räumschaufel Platz geschaffen. Seit Wochen treffen sich dort fast täglich Teams, um dem Puck hinterherzujagen oder auf die Daube zu zielen. Sogar auf dem Starnberger See vor Sankt Heinrich sowie auf dem Ammersee in der Herrschinger Bucht und bei Stegen lockt das Eis. Doch dort ist besondere Vorsicht geboten, denn weiter draußen sind die beiden größten Seen im Landkreis immer noch offen.

Vorsicht ist auch jetzt angebracht; gerade der Wörthsee ist bekannt für tückische Stellen. In diesem Winter zieht sich eine etwa drei Meter breite offene Stelle wie ein Bach von der Mausinsel in Richtung Ostufer. Unvorsichtige sollen diese Gefahrenstelle schon übersehen haben und sich zumindest nasse Füße geholt haben.

Wer es lieber ganz sicher hat, kann auf eine der Eislaufbahnen auf dem Kirchplatz in Starnberg oder beim Feodor-Lynen-Gymnasium in Planegg gehen. Dort kann man nicht einbrechen und es gibt sogar noch Musik dazu.

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