Andechs:Wohnen im Grünen

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Der Starnberger Projektentwickler Walter Essler hat das Wieninger Schlösschen samt 30 000 Quadratmeter Grund gekauft. Die maßvolle Bebauung, die er sich darauf vorstellt, wird im Bauausschuss begeistert aufgenommen

Von Astrid Becker, Andechs

Es ist wahrscheinlich eines der wertvollsten und schönsten Grundstücke in Erling: das etwa 30 000 Quadratmeter große Areal rund um das Wieninger Schlösschen, auf dem die Max-Planck-Gesellschaft einst Schlaf- und Verhaltensforschung betrieb. Nun ist es verkauft. Wie jetzt bekannt wurde, hat der Starnberger Projektentwickler und Bauträger Frei & Essler den Zuschlag für das Gelände erhalten. Was deren Firmenchef Walter Essler nun mit den Gelände vorhat, stellte er zusammen mit seinem Planer Tim Sittmann-Haury (Raumstation Architekten GmbH) am Dienstag dem Andechser Bauausschuss vor. Der zeigte sich von den Plänen begeistert - und erteilte dem Unternehmer dafür sein Plazet.

Offenbar hatte sich die ursprüngliche Grundstückseigentümerin, die Max-Planck-Gesellschaft, bereits im März für den Starnberger Unternehmer entschieden. Der Kaufvertrag wurde aber Essler zufolge erst am 29. April unterzeichnet. Seither hat der Starnberger Projektentwickler zusammen mit seinem Planungsbüro nahezu ununterbrochen an dem Projekt gearbeitet. Zunächst wurde dafür das gesamte Areal genauestens analysiert - und schnell stand dann eine für die Andechser wichtige Entscheidung fest: Das Wieninger Schlösschen soll auch in Zukunft erhalten werden.

Einst haben im Wieninger Schlösschen Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts Verhaltensforschung betrieben. Demnächst könnte das Gebäude als Firmensitz dienen. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Weil es identitätsstiftend ist", wie Walter Essler im Gespräch mit der SZ sagte. Damit folgt der neue Eigentümer dem Willen des Gemeinderats, der bereits kurz nach dem Auszug der Wissenschaftler im Januar 2014 und dem im folgenden Frühjahr abgelehnten Denkmalschutz betont hatte, alles denkbar Mögliche zu unternehmen, damit das Schlösschen erhalten bleibe. Dafür sollte auf dem Gelände auch nur eine maßvolle Bebauung zugelassen und ein städtebauliches Konzept dafür entwickelt werden.

Wie sie diese Vorgaben interpretieren, stellten Essler und sein Architekt Tim Sittmann-Haury zunächst bei einer Ortsbesichtigung am Dienstag vor: "Die Mitglieder des Bauausschusses sollten ein Gefühl für das Grundstück bekommen", begründeten beide ihre Bitte, die sie an Bürgermeisterin Anna Elisabeth Neppel herangetragen hatten. Anschließend präsentierten sie das Vorhaben in der Sitzung.

Demnach wird es künftig kein geschlossenes Tor wie bisher mehr geben. Die Zufahrt auf das Gelände soll eine öffentlich gewidmete Privatstraße werden. Von dort aus rechts, - also an der Ecke Herrschinger Straße/Von-der-Tann-Straße, wo sich bereits ein ehemaliger Karpfenteich befindet, der saniert werden soll, sind nun drei Baukörper geplant. Eines davon soll ein Appartementhaus werden, das die Max-Planck-Gesellschaft für ihre Nachwuchsforscher von Seewiesen mieten will. Etwa 20 jeweils 25 Quadratmeter große Einheiten sollen darin entstehen. In den beiden anderen Gebäuden sind geförderte und barrierefreie Wohnungen geplant, jeweils sechs an der Zahl. Eine Tiefgarage für sie ist unter dem begrünten Platz vorgesehen, der sich zwischen den Baukörpern befinden soll.

Bauherr Walter Essler (links) und Architekt Tim Sittmann-Haury stellten jetzt ihre Pläne für das gesamte Areal vor. (Foto: Nila Thiel)

Das Wieniger Schlösschen selbst soll neben den vorhandenen Anlagen wie der historischen Treppe und den drei Wasserbecken erhalten werden. Es wird allerdings im Inneren komplett saniert und soll künftig entweder Büros und Wohnungen beherbergen oder als reiner Firmensitz genutzt werden. Hinter dem Schlösschen sind drei Baukörper situiert, in denen frei finanzierte Wohnungen untergebracht werden sollen. Östlich des Wieninger Schlösschens, also an der Von-der-Tann-Straße, sehen Essler und seine Architekten fünf Einfamilienhäuser mit einer Wohnfläche von jeweils 150 Quadratmetern und einer Nutzfläche von jeweils 100 Quadratmetern vor. Um eine optimale Versorgung mit Licht zu gewährleisten, sind die Wohnräume gen Süden ausgerichtet, aber auch so, dass sie die Sichtbeziehung der bereits bestehenden Häuser auf der anderen Straßenseite nicht verstellen.

Zusätzlich soll noch im Norden des Grundstücks, auf einer Lichtung im Wald, ein eingeschossiges Gebäude entstehen, das als Jagd- beziehungsweise Forsthaus dienen soll. Wer dort einzieht, dem obliegt die Pflege des Waldes und des öffentlichen Weges, der an der Hangkante hin zur Erlinger Höhe entstehen soll. Denn sowohl den dringend pflegebedürftigen Laubwald auf dem Areal als auch die einzelne wertvollen Bäume will Walter Essler unbedingt erhalten.

Der Bauausschuss stimmte diesen Plänen einhellig zu. Auch in der Andechser Verwaltung war man erfreut über die "viele Mühe, die sich der Bauwerber gemacht" habe. Besonders beeindruckt zeigten sich die Gemeinderäte davon, dass Frei & Essler einen für sie ganz wichtigen Punkt beherzigt habe: die maßvolle Bebauung des Geländes.

Einen Aufstellungsbeschluss für den dafür nötigen Bebauungsplan fassten sie aber in dieser Sitzung noch nicht. Der Bauwerber wolle ja selbst noch die Träger öffentlicher Belange sowie die Nachbarschaft in seine Pläne miteinbeziehen, hieß es als Begründung aus dem Bauamt. Dennoch können das Unternehmen und seine Planer nun weiterarbeiten: Zum Beispiel sich darüber Gedanken machen, wie die Niederschlagsbeseitigung und die Versorgung der einzelnen Einheiten vonstatten gehen kann.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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