Andechs:Wieder in Familienbesitz

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Andechser Molkerei kauft Gesellschaftsanteile zurück

Von Blanche Mamer, Andechs

Die Andechser Molkerei Scheitz GmbH und die Bongrain Europarticipations/Savencia S.A. gehen getrennte Wege. Zum 1. Oktober hat das französische Käse-Unternehmen Bongrain, eine Tochterfirma des Milchindustriekonzerns Savencia, die von ihr gehaltenen Geschäftsanteile an der Andechser Molkerei Scheitz von 24,83 Prozent an Scheitz verkauft. Damit befinden sich alle Stimmrechte an der mittelständischen Bio-Molkerei wieder vollständig im Familienbesitz, teilt Sprecherin Stefanie Miller mit. Über den Kaufpreis ist Stillschweigen vereinbart worden.

Die Bio-Produkte der Molkerei Andechs werden laut Firmenmotto "ausschließlich aus besten Rohstoffen, ohne künstliche Zusatzstoffe, ohne Aromen und ohne gentechnisch veränderte Substanzen hergestellt". Dabei verarbeitet das Unternehmen jährlich zirka 92 Millionen Kilo Kuhmilch und etwa 8,5 Millionen Kilo Ziegenmilch, die von rund 630 zertifizierten Bio-Milchlieferanten geliefert wird.

Der Verkauf der Andechs-Anteile ist indes nicht ganz freiwillig erfolgt, sondern wurde durch eine Intervention des Bundeskartellamtes ausgelöst. Der Konzern Savencia, der bis April 2015 unter dem Namen Bongrain fungierte, vermarktet zahlreiche konventionell hergestellte Käsesorten wie Bresso, Chaumes, Fol Epi, Géramont. Der Käseriese versucht aber auch auf dem Bio-Sektor Fuß zu fassen und kaufte 1999 Anteile der Andechser Bio-Molkerei, von 2011 bis 2013 hat es zudem die Biomolkerei Söbbeke aus dem Münsterland übernommen. Laut Bundeskartellamt hat Savencia die Freigabe der Fusion allerdings nur durch unrichtige Angaben erlangt. Demnach hat der Zusammenschluss zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Wettbewerbs geführt. Denn die beiden deutschen Bio-Molkereien erzielen bei Bio-Joghurt, Bio-Fruchtquark und Bio-Drinks gemeinsame Marktanteile von deutlich mehr als 50 Prozent.

Nun hat das Bundeskartellamt die Auflösung des Zusammenschlusses von Savencia und Söbbeke angeordnet. Um dem zuvorzukommen, haben die Franzosen angeboten, ihre Beteiligung an der Andechser Molkerei Scheitz aufzugeben. Verhandelt wurde seit längerem, sagt Molkerei-Chefin Barbara Scheitz. "Es ist ungewöhnlich, dass das Kartellamt bei einer Minderheitsbeteiligung eingreift", findet sie. Doch mit einem sehr schönen Resultat: "Für uns hat sich ein Herzenswunsch erfüllt, die Familie hält wieder 100 Prozent." Und Söbbeke ist wieder der stärkster Konkurrent von Andechs.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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