Flüchtlinge in Andechs:Warten auf den Tag X

Infoveranstaltung zu Flüchtlingen stößt auf große Resonanz

Von Patrizia Steipe, Andechs

Der Sprecher des Helferkreises Asyl-in-Andechs nennt ihn den Tag "X", - der Tag, an dem 96 Flüchtlinge in Andechs erwartet werden. Wann genau das sein wird, wer kommt und woher die Menschen sein werden, das werden Gemeinde und Helfer erst sehr kurzfristig erfahren. "Wir sind vorbereitet", sagte Manfred Boll bei der Infoveranstaltung im übervollen Klostergasthof Andechs. Derzeit wird bereits das Containerdorf hinter der Minigolfanlage errichtet. Der Mietvertrag laufe auf fünf Jahre mit einer Option auf Verlängerung um weitere fünf, erklärte Bürgermeisterin Anna Neppel. Das Konzept dazu hat Kreisbaumeister Christian Kühnel entwickelt. In Herrsching eröffnet in Kürze der Prototyp.

Auf Fotos sehen die Andechser die funktional und freundlich gestalteten Räume. "Ich habe noch nie etwas Besseres gesehen, was aus Containern gemacht wurde, wie das hier", schwärmte Kühnel. Die Menschen können hier in sechser Wohngemeinschaften leben, haben einen abgeschlossenen Bereich, können selbst kochen und waschen. "Das gibt Wohnqualität und Harmonie", sagte Kühnel. Das Containerdorf wird eingezäunt werden, um unliebsame Besucher abzuhalten. "Ein normaler Gartenzaun, der den Flüchtlingen wie jedem anderen Bürger ein Recht auf Privatsphäre ermöglichen werde", betonte Kühnel. Auch die Betreuung der Flüchtlinge steht. Mehr als 100 Andechser wollen sich in verschiedenen Arbeitsgruppen engagieren. Diese reichen vom Deutsch-Unterricht über Fahrdienste bis zur Übernahme von Patenschaften. "Wir profitieren von den Erfahrungen der anderen Gemeinden", berichtete Boll. Deswegen werden die Helfer eigene Ausweise bekommen, mit dem sie sich beim Betreten der Containeranlage legitimieren können. Unter den Helfern werden sich auch drei junge Männer aus Eritrea befinden, die bereits seit einem knappen Jahr in Andechs leben. Ob sie allerdings bleiben dürfen, das ist nach zehn Monaten immer noch nicht entschieden, kritisierte Landrat Karl Roth. Die lange Dauer in allen Behördenfragen sei überhaupt das größte Problem in der Flüchtlingskrise.

Gute Nachrichten gab ein Versicherungsvertreter den ehrenamtlichen Helfern. Es gibt eine Pauschalversicherung, die für Schäden und Unfälle bei der ehrenamtlichen Tätigkeit einspringt. Einen Sicherheitsdienst wird es übrigens nicht geben. Diejenigen, die sich vor den Fremden fürchteten, empfahl Roth auf die Menschen zuzugehen.

Die Angst vor dem, was auf die Gemeinde zukommen wird, spiegelte sich in einigen Fragen der Bürger wider. Ob die Unterkünfte reichen werden, ob es genug Betreuungsplätze für Kinder gibt, ob man seine Kinder unbesorgt auf die Straße lassen könne. Wie das Zusammenleben werden wird, darüber konnten die Politiker natürlich keine Antworten geben. Eines steht jedoch bereits jetzt fest. Die Flüchtlingszahlen steigen weiter. Statt wie bisher 39 muss der Landkreis 46 Menschen wöchentlich aufnehmen. Bevor die Container bezogen werden, sollen die Andechser die Möglichkeit bekommen, diese zu besichtigen. Der Termin wird auf der Homepage des Helferkreises www.asyl-in-andechs.de veröffentlicht.

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