Andechser Konzerte:Überzeugender Auftakt

Andechser Konzerte: Michael Hartmann mit seinem Odeon-Ensemble eröffnete die Andechser Konzerte, die im Florian-Stadl stattfinden.

Michael Hartmann mit seinem Odeon-Ensemble eröffnete die Andechser Konzerte, die im Florian-Stadl stattfinden.

(Foto: Arlet Ulfers)

Michael Hartmann mit seinem Odeon-Ensemble eröffnet die Andechser Konzerte mit einem hochkarätigen Programm. Vor allem die Stimme von Katharina Konradi begeisterte das Publikum

Von Reinhard Palmer, Andechs

Die Andechser Konzerte im Florian-Stadl, die nun mit dem Eröffnungskonzert an den Start gingen, schließen eine Lücke im Kulturangebot im Landkreis. Konzerte mit einem professionellen Orchester sind bislang im Fünfseenland eher eine Seltenheit. Und so hat Michael Hartmann - am Pult des Odeon-Ensembles München - nach dem Aus der Orff-Festspiele die Gunst der Stunde erkannt. Auch wenn jetzt beim Eröffnungskonzert noch einige Stühle leer blieben, ermutigte die Begeisterung des erschienenen Publikums doch dazu, die übliche Anlaufphase mit Elan anzugehen. Und Hartmann stellte zur Verlockung ein überaus sinnenfreudiges und hochkarätig unterhaltsames Programm zusammen, das trotz geringfügig reduzierter Besetzungen mit seiner klanglichen Farbigkeit Lust auf mehr weckte.

Vor allem aber zog er hier gleich seinen ersten Trumpf aus dem Ärmel - von nicht nur bezaubernder Erscheinung, sondern auch von einer stimmlichen Schönheit, von der man gewiss noch viel hören wird: die junge Sopranistin Katharina Konradi. Vor wenigen Monaten im Deutschen Musikwettbewerb in Bonn als Siegerin hervorgegangen, betörte sie das Andechser Publikum mit einem warmen, schönfarbigen Timbre in lupenreiner Intonation, gestützt auf eine technische Perfektion, die jeden noch so flüchtigen Koloraturenton sauber exponierte. Mozarts Motette "Exsultate, jubilate" KV 165 gab dem Mitglied des Ensembles am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden die Möglichkeit, sowohl seine rezitativische Ausdruckskraft wie auch plastische Ariengestaltung von emotionaler Intensität bis hin zu einem geradezu euphorischen Schluss-Alleluja absolut überzeugend zu präsentieren. Der poetische Bogen, den Konradi und Hartmann am Pult einhellig zogen, machte die Interpretation zu einem Kleinod im Programm. Frenetische Ovationen blieben denn auch nicht aus.

An dem Erfolg war das Odeon-Ensemble nicht minder maßgeblich beteiligt, vermochte es doch so präzise wie einfühlsam Hartmanns entspannt-musikalischem Dirigat zu folgen. Insbesondere in den sinfonischen Werken spiegelte sich darin auch die Charakteristik der Kompositionen deutlich wider. Mozarts Sinfonien G-Dur KV 199 und B-Dur KV 182 überzeugten vor allem mit ihrer vergnüglichen Leichtigkeit, die selbst in den typisch mozartschen Verdunkelungen bestehen blieb, ohne an Ausdruck einzubüßen. Die Differenzierung spielte sich in einem feinsinnigen Bereich ab, etwa in den langsamen Sätzen zwischen galanter Geschmeidigkeit in KV 199 und schönfarbiger Luftigkeit in KV 182, wie respektive in den Schlusssätzen zwischen leichtem Galopp und tänzerischem Schwung.

Dieses rhetorisch reiche Vokabular sollte schließlich in Beethovens Pastorale (F-Dur, op. 68) für wunderbar idyllische Bilder sorgen. Hartmann erwies sich hierin als ein geschickter Farbmischer, nicht zuletzt in der klaren Unterscheidung zum Kolorit Mozarts. Auch wenn es bei Beethoven heißt "mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei", riefen die Empfindungen bei Beethoven weit konkretere Vorstellungen hervor. In den zarten Lasuren des Andantes zeigte sich die Qualität des Orchesters in Sachen Atmosphäre als meisterhaft.

Der weite Bogen, der ein durchgehendes Szenario von heiterer Ausgelassenheit über einen Gewittersturm bis hin zum erquickenden Wiedererwachen mit Hirtengesang der letzten drei Sätze überspannte, offenbarte sich als eine packende Erzählung von vielen reizvollen Episoden bis hin zum schönfarbig sinnierenden Finale. Das Publikum belohnte dies mit frenetischem Applaus, der darauf schließen lässt, dass die Konzertreihe gute Chancen hat, sich zu etablieren.

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