Andechs:Schlechtes Energie-Zeugnis

Andechser wirft Gemeinde vor, zu wenig für Klimaschutz zu tun

Von Blanche Mamer, Andechs

Die Gemeinde Andechs schere sich wenig um das Klimaschutzkonzept des Landkreises Starnberg. So lautete ein Vorwurf von Schreinermeister Martin Sontheim aus Machtlfing in der Bürgerversammlung: "Die Gemeinde hat aus den Augen verloren, was wichtig ist. Hier wird über E-Tankstellen gesprochen, doch kein Wort über Einsparungen beim Energieverbrauch."

Bis 2035 will das Fünfseenland die Energiewende realisiert haben. Das soll erreicht werden durch Energiesparen und durch die Nutzung alternativer Energien. So lautete der Kreistagsbeschluss von 2005. Bis 2020 müssten die öffentlichen Gebäude energetisch saniert sein, sagte Sontheim. Der Wärmebedarf müsse auf 60 Kilowattstunden pro Quadratmeter reduziert werden. Zum Vergleich: In alten, nicht gedämmten Häusern liegt der noch bei 280 Kilowattstunden. 60 entsprechen einem Ölverbrauch von sechs Litern pro Quadratmeter im Jahr. Das funktioniere nur, so Sontheim, wenn das Haus gedämmt und die Fenster mit Dreifachverglasung versehen seien. Die Kommune müsse Vorbild sein, forderte er. Doch Umbau und Sanierung des Machtlfinger Schulhauses zeigten, wie mangelhaft die Konzepte der Gemeinde seien.

Die Gemeinde habe sich sehr wohl um die Ziele der Energiewende gekümmert, sagte dazu Bauamtsleiter Siegfried Wirkner der SZ. Mit einer Wärmebildkamera seien alle kommunalen Gebäude untersucht worden. Dabei habe man festgestellt, dass der Wärmeverlust nicht so gravierend sei. Vor allem die Carl-Orff-Grundschule sei top. Auf dem Bauhof und den Carports auf dem Parkplatz am TSV-Gelände habe man Fotovoltaikanlagen errichtet. Und durch die gemeinsame Heizung für Schule, Rathaus und Feuerwehrhaus in Erling habe man den Standard erfüllt. Zudem ist ein Energiemanagement für kommunale Liegenschaften geplant.

Der Energiebericht des Landkreises stellt Andechs trotzdem kein besonders gutes Zeugnis aus. Beispielsweise ist beim Stromverbrauch eine leicht steigende Tendenz festzustellen: Pro Einwohner wurden 5767 Kilowattstunden im Jahr 2013 gezählt, 2010 waren es noch 5508 Kilowattstunden. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ist in Andechs der Anteil der erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung relativ gering. Der Schwerpunkt liegt bei der Fotovoltaik, doch werden erhebliche Mengen an Biomasse von Andechser Flur zum Verstromen in Biogasanlagen außerhalb des Landkreises gebracht, sodass sie nicht in die Andechser Bilanz eingehen. Allerdings ist Andechs Gewinner in der Kategorie Solarthermie: Mit 0,37 Quadratmeter Kollektorfläche je Einwohner liegt die Gemeinde vorn. Im Vergleich: In Pöcking sind es 0,05 Quadratmeter, in Starnberg 0,14.

Der größte Teil des Energieverbrauchs entfällt auf Wärme und Verkehr. Wie überall nimmt der Individualverkehr ständig zu. Bei 13,19 Tonnen CO₂-Emissionen pro Einwohner liegt Andechs weit vor großen Gemeinden wie Gauting mit 7,93 Tonnen oder Gilching mit beinahe acht Tonnen pro Jahr.

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