Andechs:Kampf gegen den Keim

Andechser Brunnen musste wegen Enterokokken-Befalls gereinigt werden.

Christine Setzwein

Andechs: Geretsried, Schwaigwall / Trinkwasser Speicher der Stadt Geretsried / = Foto: Hartmut Pöstges =

Geretsried, Schwaigwall / Trinkwasser Speicher der Stadt Geretsried / = Foto: Hartmut Pöstges =

(Foto: Hartmut Pöstges)

Wir drehen den Hahn auf, und heraus kommt sauberes, klares Wasser. Zum Kochen, zum Waschen, zum Trinken. Das soll so bleiben, und dafür sind die Mitarbeiter der Wasser- und Abwasserbetriebe AWA-Ammersee jeden Tag und oft auch in der Nacht unterwegs. Ganz besonders viel zu tun hatten sie in den vergangenen Monaten im Auftrag des Zweckverbands Großräumige Wasserversorgung. Denn Ende Juli wurde im Andechser Brunnen IV ein Stück Enterokokke nachgewiesen. Ein Keim, der zwar laut Thomas Schott für den Menschen ungefährlich ist, aber im Trinkwasser nichts zu suchen hat. In der jüngsten Sitzung des Zweckverbands erläuterte der Diplom-Geologe, wie es zu der Verunreinigung kommen konnte, die eine Chlorung des Wassers und viele Untersuchungen nötig machte.

Andechs: Geretsried, Schwaigwall / Trinkwasser Speicher der Stadt Geretsried / = Foto: Hartmut Pöstges =

Geretsried, Schwaigwall / Trinkwasser Speicher der Stadt Geretsried / = Foto: Hartmut Pöstges =

(Foto: Hartmut Pöstges)

Um es vorweg zu nehmen: Der Keim gelangte vermutlich nach starken Regenfällen in die untere Schicht des Grundwassers und damit in den Brunnen IV, der im Wasserschutzgebiet zwischen Erling und Frieding liegt. Das passiere, erläuterte Schott, wenn die Zwischenschicht zu dünn sei und sich ein hydraulisches Fenster bilde. Heißt: "Das Wasser läuft durch." Das Wasser der höheren und tieferen Lagen vermische sich. Diese Vermutung bestätige ein "Phänomen", das die Experten festgestellt haben: Bei einem Pumpversuch schwankte der Nitratgehalt innerhalb einer Stunde von acht bis 17 Milligramm pro Liter - das Wasser mischt sich. Das zeige auch die Trübung des Wassers nach Starkregen. "Der Brunnen selbst ist dicht", sagte Schott. Er wurde trotzdem gründlich gereinigt, die Pumpe ausgetauscht.

Auf die Spur kam der Zweckverband der Enterokokke, weil im Wasserschutzgebiet zwei neue Messstellen gebohrt wurden. Das Gesundheitsamt ordnet nach Bohrungen generell eine vierwöchige Untersuchung des Wassers an. Dabei wurde die Enterokokke entdeckt, der Brunnen IV erst einmal abgeschaltet. Dann lief die Maschinerie an: Es wurde gechlort, der Druckbehälter entleert, gereinigt und desinfiziert, ebenso der Tiefbehälter Erling, Abzweige, Stichleitungen, Hydranten und Be- und Entlüfter wurden gespült, 110 Trinkwasserproben wurden genommen. Insgesamt fielen dafür 880 Arbeitsstunden an.

Wo sich die Wasserschichten mischen, weiß niemand. Eine Schließung des Brunnens IV kommt allerdings nicht infrage, wie Verbandsvorsitzender Michael Muther sagte. "Der Brunnen ist sehr ergiebig und wichtig für Andechs." Und er liefert zu 95 Prozent der Zeit gutes Wasser. Auch die Ausweisung des Schutzgebiets ist kein Thema. "Keime halten sich nicht an Schutzgebiete", meinte Schott. Was also ist zu tun?

Kommt es in Zukunft zu starken Regenfällen, wird der Brunnen genau überprüft und gesteuert. Sollte eine Trübung festgestellt werden, wird er abgestellt, und die Andechser bekommen ihr Wasser von der Großräumigen. Bis Mitte November wird das Wasser noch gechlort, weil die Leitungsspülung noch nicht ganz beendet ist.

Die Andechser Enterokokke ist für den Wörthseer Bürgermeister Peter Flach das beste Beispiel, wie gut die Entscheidung der Gemeinden war, die Trinkwasserversorgung an die AWA-Ammersee und ihre Experten abzugeben. "Als kleine Gemeinde wären wir in so einem Fall aufgeschmissen." Aber am wichtigsten sei doch, dass das Andechser Bier nicht verkeimt sei, witzelte er.

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