Andechs:Der moderne Orff

Andechser Carl Orff Festspiele mit Michael Schanze

Aus glorreichen Zeiten: Bei der "Astutuli"-Inszenierung 2007 im Kloster Andechs hatte Michael Schanze die Rolle des Gauklers übernommen.

(Foto: dpa)

Kulturveranstalter Florian Zwipf-Zaharia kündigt für 2018 eine Neuauflage des Musik- und Theaterfestivals an

Von Gerhard Summer, Andechs

Die Hängepartie hat ein Ende. Drei Jahre nach dem unrühmlichen Aus der Carl-Orff-Festspiele in Andechs soll es im Sommer 2018 nun doch eine Art Neuauflage geben: ein modernes, kleinteiliges Festival an neuen Schauplätzen, insgesamt sechs an der Zahl. Für das Konzept des "Carl-Orff-Fests Andechs & Ammersee" zeichnen zwei Männer verantwortlich, die 2016 noch mit dem Plan gescheitert waren, die Festspiele wiederzubeleben: Kulturveranstalter Florian Zwipf-Zaharia, seit Jahresbeginn Intendant des Füssener Festspielhauses, und Komponist Wilfried Hiller, der Vorsitzende der Orff-Stiftung in Dießen. Das Kloster, das zuletzt als Veranstalter aufgetreten war, ist nicht mehr mit an Bord. Es vermietet nur seinen Florianstadel für drei der sieben Festabende.

Das Musik- und Theaterfestival auf dem Heiligen Berg war eines der glanzvollsten Kulturevents im Fünfseenland, die teilweise spektakulären Inszenierungen zogen auch Münchner Publikum in Scharen an. Im Zentrum standen vorwiegend die großen Orff-Werke. Doch nach 18 Jahren kam überraschend das Aus: Vertreter des Klosters erklärten im Mai 2015, sie sähen sich nicht mehr in der Lage, die Festspiele nach dem Ende dieser Saison fortzuführen. Als Grund nannten sie "schwerwiegende und nicht mehr zu überbrückende Differenzen zwischen dem Kloster und der Carl-Orff-Stiftung," die das Erbe des berühmten Komponisten verwaltet.

Hiller hatte sich nämlich an den Änderungen gestört, die Intendant Marcus Everding, der Sohn des Regisseurs August Everding, an Orff-Werken vornahm, und rechtliche Schritte gegen weitere Modifikationen angekündigt. Seine Ansicht: Everding werde dem Anspruch von Carl Orff nicht gerecht. Die Stiftung forderte in einem Schreiben Everdings Entlassung und drohte außerdem damit, ihre finanzielle Förderung zurückzuziehen.

Nach dem Paukenschlag hatte Zwipf-Zaharia eine Neuauflage im Orffschen Sinne für den Sommer 2017 angekündigt - ohne das Kloster, aber mit dem einstigen Orff-Schüler Hiller. Die Stiftung wollte das Festival wie bisher mit fast 150 000 Euro jährlich fördern. Doch aus dem Vorhaben wurde nichts: Kurz vor dem geplanten Start des Kartenverkaufs musste der Manager, der unter anderem den Garmischer Kultursommer organisiert hatte, mit seiner Firma Cultus Production GmbH Insolvenz anmelden. Gründe für die Pleite waren offenbar: Die Zuschauerzahlen in Garmisch waren eingebrochen, zudem hatte sich Zwipf-Zaharia mit dem "Geretsrieder Kulturherbst" verkalkuliert. Der Kartenvorverkauf lief so schlecht, dass er die Reißleine habe ziehen müssen, sagte Zwipf-Zaharia damals. Trotzdem hatten sich er und Hiller stets zuversichtlich gezeigt: "Uns war klar, wir werden das nicht ausfallen lassen, sondern verschieben es nur", sagte Zwipf-Zaharia am Donnerstag. Er habe sich nun finanziell konsolidiert, auch sei das Budget des Nachfolge-Fests wesentlich kleiner als das des vormals klösterlichen Spektakels: "Die Orff-Stiftung ist unser Hauptfinanzier". Der Füssener zeichnet nun mit der neuen Firma "Arte.Musica.Poetica UG" verantwortlich, deren Geschäftsführer er ist.

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