Andechs:Der Café-Bauer

Andechs: Vor 28 Jahren musste Thomas Sailers Familie ihren Hof vom Ortszentrum in den Außenbereich verlegen. Dort will der Landwirt nun einiges ändern.

Vor 28 Jahren musste Thomas Sailers Familie ihren Hof vom Ortszentrum in den Außenbereich verlegen. Dort will der Landwirt nun einiges ändern.

(Foto: Arlet Ulfers)

Thomas Sailer hat große Pläne im Ortsteil Erling

Von Astrid Becker, Andechs

Noch ist dort ein riesiges Maisfeld. Dort, das ist eine Anhöhe gleich hinter dem Sailer-Hof am Eisweiher in Erling. Wenn es nach dem 25-jährigen Besitzer des Hofes geht, dem Landwirtschaftsmeister Thomas Sailer, würden sich die Fruchtstände direkt auf der Kuppe in ein zweigeschossiges Gebäude verwandeln, in dem er seine Idee vom Hofcafé verwirklichen könnte. Doch ganz so einfach ist das nicht: Denn Sailers Betrieb liegt im Außenbereich. Dort darf normalerweise nichts gebaut werden - mit Ausnahme eines sogenannten privilegierten Vorhabens. Zwar scheint der Bauausschuss von Andechs Sailers Pläne als solche einzustufen, denn er stimmte einer entsprechenden Bauvoranfrage am Dienstag mehrheitlich zu. Aber die Entscheidung - ob Privilegierung oder nicht - liegt letztendlich beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Weilheim.

Wichtig dafür, so ist es auch aus dem Landratsamt in Starnberg zu erfahren, ist, dass das Vorhaben sozusagen Teil des landwirtschaftlichen Betriebes ist. Und genau das wird Sailer der dafür zuständigen Behörde darlegen müssen. Für den Bauern ist dies allerdings mehr als belegbar: "Ich will mit meinen Plänen den Menschen die Landwirtschaft näherbringen, also erlebbar und greifbar machen." Deshalb will er seinen Betrieb nun "diversifizieren", wie es im bürokratischen Jargon heißt. Das heißt: Es geht ihm darum, sich verschiedene Einkommensquellen zu erschließen, um seinen Betrieb zukunftsfähig zu machen. Für derlei Bestrebungen werden sogar Fördergelder bewilligt - welche Voraussetzungen man dafür erfüllen muss, ist in einer fast 100 Seiten fassenden Broschüre des Bayerschen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nachzulesen. Eine Bedingung dafür ist eine umfassende betriebswirtschaftliche Analyse - etwas, was Thomas Sailer im Rahmen seiner Meisterausbildung, die er 2015 erfolgreich abgeschlossen hat, ohnehin vorlegen musste. Zum Beispiel legte er damals in einer fünf Zentimeter dicken Abhandlung dar, was mit dem damals noch elterlichen Betrieb passiere, wenn der Milchpreis von 38 auf 28 Cent sinke. Aktuell liegt er durchschnittlich bei knapp 33 Cent.

Neben der Milchwirtschaft, die er derzeit mit 65 Kühen auf konventionelle Weise betreibt, will Sailer nun auf Ferien auf dem Bauernhof und ein Hofcafé setzen. Dafür plant er seine eigene Wohnung im Haus seiner Eltern in zwei Urlaubsdomizile zu verwandeln - und auf der Kuppe seines jetzigen Maisfeldes einen Neubau zu errichten. Als Grundfläche sind derzeit 240 Quadratmeter geplant. Ins Obergeschoss will er selbst einziehen, im Erdgeschoss will er sein Café mit Ausblick aufs Kloster Andechs und auf die Allgäuer Alpen unterbringen neben den ganzen Nebenräumen, die ein gastronomischer Betrieb wie dieser benötigt. Seine Freundin will dort hausgemachte Kuchen und Torten anbieten, verarbeitet werden sollen dafür möglichst viele eigene Produkte. "Eine genaue Raumaufteilung gibt es aber noch nicht", sagt er. "Das Ganze war ja nur eine Voranfrage." Die für ihn bis jetzt positiv ausging.

Nun wird der Beschluss dem Landratsamt mitgeteilt, dass dann eine Stellungnahme vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten einholt. Diese wird dann entscheiden, ob Sailer seine Idee realisieren kann. Denn ob der entsprechende Paragraf 35 in der Bayerischen Bauordnung Anwendung findet, ist laut Kreisbauamt letztendlich immer eine Einzelfallentscheidung.

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