Auftrieb auf den Heiligen Berg:Dem Himmel ein Stück näher

Andechs: Kinder und Familientag

Kindergaudi von oben: Von einem Kran aus können die Besucher des Familientags in Andechs einen spektakulären Ausblick genießen.

(Foto: Nila Thiel)

Der Familientag in Kloster Andechs gefällt Kindern sogar besser als die Wiesn

Von Ute Pröttel, Andechs

Der Blick wandert vom Ammersee über die im goldenen Herbstlicht liegende Landschaft nach rechts und bleibt am Heiligen Berg hängen. Unterhalb der barocken Kirche von Kloster Andechs wogt ein Meer von blauen Luftballons. Gelegentlich macht sich einer Richtung Gott auf den Weg. So erklärt es zumindest ein Vater seinem kleinen Sohn, der fassungslos hinter seinem heliumgefüllten Ballon herschaut, als der gerade wegfliegt. Schlaue Eltern knüpfen den Ballon ans Handgelenk ihres Kindes oder an eine Gürtelschlaufe. Es ist Familientag in Kloster Andechs. Zum elften Mal organisiert die Benediktinerabtei das Event. "Es soll ein Tag der Begegnung und Gastfreundschaft sein", erklärt Frater Lukas.

Der 42-jährige Benediktiner hat am Tag zuvor seine Diakonweihe in der Wallfahrtskirche von Kloster Andechs gefeiert und mischt sich nun mit weiteren Angehörigen des Klosters unters Volk. In seiner schlichten schwarzen Kutte ist er unterwegs zwischen Glücksrad und der Station des Haneberg-Teams, das Pommes zugunsten der Obdachlosenhilfe in München verkauft. Sein eigentlicher Arbeitsort ist die Abtei St. Bonifaz in München. Gerade steht er mit Johann Barth am Schwerlastkran, der alle fünf Minuten rund 30 Personen in die Höhe befördert und fährt mit der nächsten Fuhre nach oben.

Barth arbeitet seit 20 Jahren in Kloster Andechs. Er ist Disponent in der Brauerei und bisher an jedem Familientag dabei gewesen. Den gelben Kranwagen, eine der Hauptattraktionen, hat er organisiert und kümmert sich mit zwei weiteren Kollegen darum, das nichts passiert. Gemächlich schwebt das Gefährt in die Höhe. Mit dabei sind auch fünf Asylbewerber aus Eritrea. Sie leben in Hechendorf, sind mit drei Betreuern gekommen und kennen Barth. Er zeigt ihnen mit der Antenne seines Sprechgerätes die Kirchturmspitze von Hechendorf. Dawit und seine Freunde strahlen aus ebenso dunkelbraunen Augen wie der Bayer Barth aus blauen. Er spricht von der tollen Atmosphäre des Tages. Dem kann Frater Lukas nur zustimmen. Sein Blick wandert über die Szenerie und er stellt fest: "In Andechs sind wir dem Himmel eben einfach ein Stück näher."

Zum zehnten Jubiläum im Jahr zuvor waren etwa 10 000 Besucher nach Andechs gekommen, und dieses Jahr sind es bestimmt nicht weniger, schätzt Barth und deutet aus dem Krankäfig hinunter auf den gut besuchten Behelfsparkplatz. Auch auf dem neu angelegten Parkplatz für Camper sind fast alle Stellplätze belegt. Bereits am Freitagabend ist Familie Wagner aus Otterfing bei Miesbach mit ihrem Campmobil angereist. Das sind Ditmar und Sarah Wagner mit ihren Kindern Leonhard (11), Heidi (8) und Schorschi (6). Sie sind in einer ganzen Campergruppe unterwegs. Insgesamt 16 Mobile aus ganz Süddeutschland haben sich an diesem Wochenende in Andechs verabredet und Sohn Leonhard findet den Familientag in Andechs viel besser, als den Besuch auf der Wiesn am Sonntag zuvor. Hier könne er so oft Dosenwerfen wie er wolle und es sei auch nicht so eng.

Damit bringt er die Intention von Abt Johannes und Frater Lukas auf den Punkt. Bewusst ist der Familientag rund um das Kloster als Gegenentwurf zum teuren Münchner Oktoberfest gedacht. Jedes Getränk für die Kinder kostet ein Euro. Die Spielattraktionen wie das Bogenschießen oder der Mitmachzirkus im Florianstadl sind frei. Und natürlich gibt es Bier. An den Ständen außerhalb der Schenke und der Biergärten kostet der halbe Liter 2,50 Euro. Möglich ist das alles nur, weil der Tag subventioniert ist.

Der Trubel endet um 17 Uhr. In der Klosterkirche findet ein Familiengottesdienst statt. Einige blaue Luftballons schweben auch hier über den Köpfen. Abt Johannes hat eine Schar von Kindern vorne um sich versammelt und zelebriert die Messe im Dialog mit den Kindern. Als er bei den Fürbitten in die Runde fragt, für wen man den nun beten solle, schlägt eines der Kinder vor, für Gott. Dem geht es heute wohl ganz besonders gut, meint der Abt. Schließlich sind ihm einige blaue Luftballons vom Heiligen Berg zugeflogen.

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