Andechs:Bergausflug ohne Schwitzen

Der Kinder- und Familientag in Andechs ist trotz des schlechten Wetters gut besucht. Neben den Führungen in der Wallfahrtskirche sind besonders die alten und einfachen Spiele beliebt.

Von Blanche Mamer, Andechs

Noch ist der Himmel wolkenverhangen, doch sobald dazwischen die ersten Zipfelchen von Blau aufblitzen, tauchen wie aus dem Nichts auch ganze Trauben von Besuchern auf dem Gelände von Kloster Andechs auf. Der Kinder- und Familientag, der seit 2005 am 3. Oktober auf dem Heiligen Berg stattfindet, ist heuer ziemlich schwach gestartet. Regen und Sturm ließen die Familien erst mal abwarten oder bei Klostersprecher Martin Glaab nachfragen, ob das Fest denn überhaupt stattfinden werde.

Familientag des Klosters; Familientag in Andechs

Der elfjährige Beni aus Andechs zeigt seine Künste beim Trampolinspringen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Keine Frage, bei starken Windböen wird die Attraktion - der mehr als 60 Meter hohe Teleskopkran - den Aussichtskorb nicht nach oben fahren und auch die mobile Seilbahn muss dann eine Pause einlegen. Es gibt aber genügend Angebote, drinnen und draußen, die sich auch bei schlechtem Wetter lohnen. Wie das Kinderschminken, das Bierdeckel-Bemalen, der Kinder-Mitmach-Zirkus "Gniztut" oder das Bogenschießen bei den Machtlfinger Bogenschützen.

Doch zum Glück hat der Engel, der für das Wetter zuständig ist, kurz nach Mittag ein Einsehen. Der Regen lässt nach und auch der Wind. Endlich kann der Riesenkran, der an der Einfahrt zum Brauereigelände steht, starten. Und bei der zweiten Runde mischt sich Abt Johannes Eckart unter die Wartenden. "Jetzt kann nichts passieren, der Abt will auch hinauf", sagt eine Besucherin und schubst ihre leicht skeptische Tochter Richtung Drahtkäfig. Bis zu 25 Besucher lässt der Brauereimitarbeiter Hubert Scholl einsteigen, dann wird die Tür verriegelt. Sobald der Käfig seine Endhöhe erreicht hat, bietet sich den Besuchern ein grandioses Panorama: über das Festgelände und die Klosterkirche bis zum Ammersee und den Alpen - soweit sich die Wolken lichten. Doch selbst die Wolkenformationen seien wunderbar anzusehen, findet ein älterer Mann.

Familientag des Klosters; Familientag in Andechs

Der Familientag des Klosters Andechs hielt für Kinder und Jugendliche zahlreiche Attraktionen bereit. Mara und Jasmin von der Friedinger Trachtenjugend lassen sich die Zuckerwatte schmecken.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Lange Schlangen von Kindern und Jugendlichen stehen am Bungee-Trampolin und warten geduldig darauf, dass sie an die Reihe kommen. Eltern zücken die Smartphones, um die Überschläge und Drehungen ihrer Sprösslinge im Bild festzuhalten; einige davon sehen atemberaubend gefährlich aus. Großer Andrang herrscht auch bei der Seilbahn oberhalb der Mälzerei. Hier dürfen Kinder ab drei Jahren an einem Seil herunterflitzen. Mit leuchtenden Augen und geröteten Bäckchen kommt ein kleiner Bub angeflogen und wird von einem Mitarbeiter des Hochseilgartens Ammersee in Utting aufgefangen. Jonas ist gerade vier und jetzt bereits zum dritten Mal an einem dicken Haken befestigt am Seil heruntergerollt. Es sei immer so schnell vorbei, sagt er. Doch jetzt reiche es, findet seine Mutter und lotst ihn zu der Rettungshundestaffel der Malteser. Lupo, der freundliche kuschelige Mischling aus Bordercollie und Golden Retriever, der Jonas bis zum Kinn reicht, lässt sich streicheln. Er wird gleich zeigen, was er kann, er wird den zehnjährigen Linus suchen und finden. Seine Nase weist ihm den Weg - mit Hilfe von drei Kastanien, die Linus vorher in der Hand hielt. Diese haben genügend Hautpartikel aufgenommen, die Lupo erschnüffelt hat. Sein Herrchen hat ihn 2009 als Welpen vom Tierschutzverein bekommen und sofort mit dem Training begonnen. Mit drei Jahren hat er die Prüfung als Suchhund bestanden und mittlerweile mehr als 100 Einsätze auf dem Buckel. Besonders gut arbeitet er, wenn es feucht und kalt ist. Also ideales Wetter.

Das finden auch die Buben, die an der Nagelbude stehen und darauf warten, dass sie Nägel in einen Balken schlagen dürfen. "Wenn das Wetter nicht so schön ist, kommt man nicht so ins Schwitzen", meint einer aus dem Pulk. Alle Angebote, die mit Bewegung zu tun haben, kommen sehr gut an, sagt der Klostersprecher. Erstaunlich sei, dass insbesondere alte und einfache Spiele so viel Interesse weckten, sei es nun Dosenwerfen, Glücksrad drehen, Stelzenlaufen oder Angeln im Klosterweiher. Oder auch das Bogenschießen mit den Machtlfinger Schützen. Gut angenommen werden auch die Aktivitäten in der Wallfahrtskirche, sei es die Führung durch die Kirche oder die Orgel-Führungen. Und schließlich der Familiengottesdienst zum Abschluss.

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