Ammersee-Westufer:Ochs und Esel

Dießener Krippen-Ausstellung

Von Armin Greune, Dießen

Sie wurden gebacken oder gebrannt, geschnitzt oder gefaltet, getöpfert oder gegossen, aus Wachs oder aus Tragant geformt: Die etwa 100 Krippen im zweiten Stock des Traidtcastens verdanken ihre Entstehung ganz verschieden Handwerkskünsten. Die plastischen Darstellungen der Weihnachtsgeschichte stammen aus mehreren Jahrhunderten und ganz unterschiedlichen Kulturkreisen von Lappland bis Simbabwe, von Mexiko bis Ostasien. Der in seiner peruanischen Heimat hoch verehrte Künstler Hilario Mendívil Velasco hat eine der farbenprächtigsten Krippen beigesteuert. Aus Burkina Faso in Westafrika stammt ein Ensemble aus Bronze, in der Demokratischen Republik Kongo griffen Handwerker zum Ebenholz, aber auch andere Werkstoffe wie Perlmutt, Palmblätter, Rupfen, Rosenquarz oder Kalebassen sind in der Monsignore-Winterholler-Sammlung des Dießener Pfarrmuseum zu entdecken. Dazwischen sind Weihnachtspyramiden aus dem Erzgebirge, Fatschenkindl und das Dießener Christkind von 1740 ausgestellt.

Eines der wertvollsten Stücke ist eine mechanische Krippe aus dem böhmischen Trautenau, die 1830 entstand und über eine Drehkurbel in Bewegung versetzt werden kann. Die umfangreichste Gruppe nimmt die gesamte Länge eines Raums ein und reicht bis zur Hochzeit von Kanaa samt Metzgerei und Bäckerei: Ludwig Gschwind, erster Dießener Pfarrer nach der Säkularisation, hat dafür 420 Figuren gesammelt. Die berühmteste Dießener Krippe steht freilich in der Taufkapelle des Marienmünsters: Der Rokoko-Bildhauer Franz Xaver Schmädl hat dafür einst die stolze Summe von 210 Gulden erhalten.

Nicht alle Figuren hat der Meister selbst geschnitzt, die Heilige Familie etwa wurde später von einem unbekannten Künstler zugekauft, 1927 und 2002 musste die Schmädl-Krippe restauriert werden. Ein sehenswertes Detail davon wird in der Sakristei aufbewahrt: Es zeigt den zwölfjährigen Jesus im Tempel in Jerusalem, auf der Innenseite des Dachs ist eine Miniatur-Kopie des Dießener Himmels im Marienmünster zu sehen. Diese Preziosen werden bei den Führungen gezeigt, die an den Adventssonntagen um 11 Uhr nach den Gottesdiensten starten. Das Pfarrmuseum ist samstags und sonntags, am zweiten Weihnachtsfeiertag, an Neujahr sowie vom 6. bis 8. Januar jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

Am zweiten Adventswochenende findet auch der Dießener Weihnachtsmarkt vor dem Marienmünster statt. Am Sonntag erklingt um 16 Uhr in der unbeheizten Kirche festliche Volksmusik mit den "Saitenschindern", dem Windacher Blechbläserquintett, der Lechfelder Bordunmusik und dem Münsterchor. Deshalb steht das Pfarrmuseum am 4. Dezember von 12 bis 18 Uhr offen und um 17.30 Uhr wird eine Führung angeboten. Weitere Führungen durch die Sammlung und die Außenanlagen können im Pfarrbüro unter der Telefonnummer 08807/948 940 angefragt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: