Ammerland:Pocci hat keine Bleibe mehr

Ammerland: Alle Ausstellungsstücke, die das Ehepaar Köhle wie diese Marionette zusammengetragen hat, sind weggepackt.

Alle Ausstellungsstücke, die das Ehepaar Köhle wie diese Marionette zusammengetragen hat, sind weggepackt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das Museum, das an den "Kasperlgrafen" erinnert, musste mangels Personal und Mietunterstützung aus dem Bergkramerhof ausziehen

Von Benjamin Engel, Ammerland

Erst vor knapp zwei Jahren hat das Pocci-Museum am Bergkramerhof bei Wolfratshausen eröffnet. Jetzt schließt die Münsinger Pocci-Gesellschaft die Ausstellungsräume im Obergeschoss über der Golfplatz-Gastronomie wieder. Sie müssten akzeptieren, dass sie ein Museum nicht privat betreiben könnten, sagt Vorsitzender Michael Köhle auf Nachfrage. Er und seine Frau Barbara hatten die Ausstellung initiiert und konzipiert. Laut Köhle hätte die Gesellschaft zu wenig Aufsichtspersonal bereitstellen können, um das Museum regelmäßig zu öffnen. Außerdem sei es schwierig gewesen, die Miete für die Räume aufzubringen. Der Golfplatzbetreiber Josef Hingerl und die neuen Pächter des Restaurants bedauern, dass das Museum geschlossen hat.

Das Ehepaar Köhle hatte für das Museum mit viel Einsatz diverse Ausstellungsstücke gesammelt, die das vielfältige Werk des künstlerischen Multitalents Franz Graf von Pocci (1807 bis 1876) illustrieren. Zuletzt sei die ganze Arbeit an ihm und seiner Frau hängengeblieben, sagt Köhle. Rein ehrenamtlich hätten sie dies nicht mehr bewältigen können. Hinzu seien die Kosten für das Museum inklusive Miete gekommen, welche die Gesellschaft nur schwer aufbringen konnte, sagt Köhle. Weiterhin wollten die Golfplatz-Betreiber und die Pocci-Gesellschaft allerdings gemeinsame Veranstaltungen organisieren, fügt er hinzu. Zudem bestünden Kontakte zu Filmemacherin Angelika Weber aus München. Sie arbeite derzeit an einem Kurz-Dokumentarfilm über den "Kasperlgrafen" Pocci, sagt Köhle.

Die Zukunft für das Museum ist derzeit völlig offen. Der Münsinger hat alle Ausstellungsstücke eingelagert. Er überlege zwar, zeitlich begrenzte Ausstellungen rund um Pocci zu organisieren, sagt Köhle. Außerdem könnte das Museum seiner Ansicht nach in München unterkommen. Denn schließlich stand Graf Pocci, der in Ammerland lebte, im Mittelpunkt des Kultur- und Gesellschaftslebens in der Residenzstadt. Er bekleidete wichtige Ämter am bayerischen Königshof, war unter anderem lange Jahre Hofmusikintendant, veröffentlichte humoristische Zeichnungen, Karikaturen und Bühnenstücke um den Kasperl Larifari. Noch sei es zu früh, konkrete Aussagen zu treffen, sagt Köhle.

Sie hätten das Pocci-Museum gerne an Ort und Stelle behalten, äußert sich Golfplatz-Betreiber Hingerl. Bis Ende Februar hatte der Golfclub die Gastronomie am Bergkramerhof selbst betrieben, inzwischen ist sie an ein Wirte-Team verpachtet. Das sei einfach sinnvoller, sagt Hingerl. Der Golfclub habe die nötige Expertise, um die Anlagen zu pflegen. Die Gastronomen könnten selbständig arbeiten anstatt wie frühere Wirte im Angestelltenverhältnis zu wirtschaften. Die neuen Pächter seien der Pocci-Gesellschaft finanziell entgegengekommen, sagt Hingerl.

So äußert sich auch Fabian Büch, der die Gastronomie gemeinsam mit Sybille Herb und Bettina Böckl seit 1. März leitet. "Wir hätten sehr gerne gehabt, dass das Museum hierbleibt." Dafür hätten sie sogar die monatliche Miete stark reduziert. Denn das Museum sei als Ergänzung zur Gastronomie attraktiv gewesen. Dann habe ihn jedoch der Vorsitzende der Pocci-Gesellschaft darüber informiert, mit dem Museum auszuziehen, sagt Büch. Grund sei der Mangel an Personal gewesen, um die Öffnungszeiten zu gewährleisten. Die Frage, ob die Gastronomie-Pächter, die Aufsicht übernehmen könnten, verneinte Büch jedoch. Sie hätten weder das Personal dafür abstellen noch die Verantwortung übernehmen können, sagt er.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: