Ammerland:Die kleinen Filmstars aus Münsing

Kameramann Stefan Pfeil dreht - und die Kinder der Region spielen die Hauptrolle. "Der Film ist ein Gemeinschaftsprojekt", betont Pfeil

Von Hannah Fischer, Ammerland

Die unscheinbare Luise wird von einer Kinder-Bande bedroht. Friedrich heißt der Anführer der Bande, die gnadenlos scheint. Pfeil und Bogen sind auf Luise gerichtet, die Geheimsprache der Kinder versteht sie nicht. Ängstlich rennt sie davon. "Schnitt", schreit Kameramann Stefan Pfeil. Die Spannung lässt nach.

Es ist bereits der dritte Kinderfilm, den der professionelle Kameramann und Werbefilmer dreht. "Das Messermädchen" - so lautet der Titel des neuen Stücks, das voraussichtlich bis Dezember fertiggestellt wird. Danach will Pfeil ein Kino in Starnberg mieten, um mit den Kindern die Premiere zu feiern.

Herz des Projekts sind die etwa 25 Kinder aus Münsing, die elf Tage lang vor der Kamera standen. Bis Samstag wurde gedreht. "Der Film ist ein Gemeinschaftsprojekt", betont Pfeil, "alle helfen mit." Die Produktion werde nur von freiwilligen Helfern und Spenden getragen. Das Drehbuch zum Film hat Annika Tepelmann geschrieben. Sie übernimmt auch die Regie. "Das große Thema des Films ist die Macht der Freundschaft", sagt Tepelmann. Durch Freundschaft und Zusammenhalt könne man alles erreichen. Außerdem solle der Film die Bedeutung von Freiheit für die Kindheit darstellen.

Ammerland: Mit dabei beim Film: Pfeils zehnjährige Tochter Mia hoch zu Ross.

Mit dabei beim Film: Pfeils zehnjährige Tochter Mia hoch zu Ross.

(Foto: privat)

Die zehnjährige Mia Pfeil, Tochter von Stefan Pfeil, übernimmt die Rolle eines wilden Mädchens namens Suasi, das im Wald lebt, und nur durch einen Zufall von der Außenseiterin Luise und später auch von der Kinder-Bande entdeckt wird. Suasis Markenzeichen ist ihr Messer mit der Aufschrift "Montadori". Die Kinder freunden sich nach Feindseligkeiten miteinander an. Friedrich, der Anführer der Bande, und Luise überlegen, wie sie Suasi helfen und mehr über ihre Herkunft erfahren können. Die Inschrift auf ihrem Messer ist ihr einziger Anhaltspunkt. Die Spur führt sie zu einem kleinen Familienzirkus, der den Eltern von Suasi gehört.

Suasi war die beste Messerwerferin weit und breit. Doch nach einem tragischen Unfall beim Messerwerfen, bei dem ihre Schwester Nisia verletzt wurde, ist Suasi verschwunden. Sie dachte ihre Schwester sei tot - doch sie ist wohlauf. Traurig ist dann nur der Abschied von Luise, die aber in der Bande neue Freunde gefunden hat.

Auf die Idee, Filme mit Kindern aus seiner Heimat zu drehen, ist Stefan Pfeil gekommen, weil seine Arbeit als Kameramann nicht familienfreundlich sei. "Ich will mit meinem Job mal etwas Gutes für meine Familie tun", sagt er. Und seine Kinder haben bisher in allen Filmen mitgespielt.

Ammerland: Die wilde Kinder-Bande bedroht die arme Luise. Der Münsinger Kameramann Stefan Pfeil (rechts) dreht wieder einen Film mit den Kleinen aus dem Ort.

Die wilde Kinder-Bande bedroht die arme Luise. Der Münsinger Kameramann Stefan Pfeil (rechts) dreht wieder einen Film mit den Kleinen aus dem Ort.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Filmdreh macht der Hauptdarstellerin Mia Pfeil viel Spaß und sie hofft, dass der Film vielleicht sogar einmal im Fernsehen ausgestrahlt wird. "Es ist schön, weil man viele lustige Sachen macht", sagt Mia. Besonders Spaß habe es ihr gemacht, ohne Sattel und Zaumzeug auf einem Pferd zu reiten. "Manchmal ist es aber auch anstrengend", sagt sie. Ihre Schauspielkollegin Emilie Sophie Bichler, die ein Bandenmitglied spielt, pflichtet ihr bei. Die Zehnjährige findet es besonders schön, dass sie beim Filmdreh ihre ganzen Freunde aus Münsing treffe. Das Schwierigste am Schauspielern sei für sie, ernst zu bleiben und bei düsteren Szenen nicht zu lachen. Ihr Vater Florian Bichler darf eine Rolle als Polizist übernehmen. "Ich finde es super, dass Stefan Pfeil so viel Zeit für das Projekt opfert", sagt er. Da spiele er auch gerne den Fahrdienst für seine Tochter.

Eine Menge Leute sind an dem Projekt beteiligt: Die 25 Schauspieler, die professionelle Drehbuchautorin Annika Tepelmann und der Initiator Stefan Pfeil. Außer ihm und Tepelmann seien keine Profis dabei, sagt Pfeil. Trotzdem klappe alles gut, denn die Kinder wüssten, dass sich die Anstrengungen lohnten.

Nicht zu vergessen seien die Eltern der kleinen Schauspieler, die immer zur Verfügung stünden. Allen voran Petra Chudzinsky Sittel, ohne die das Ganze laut Stefan Pfeil nicht möglich sei. Sie organisiert das Essen, die Drehorte, die Arbeit der Eltern und vieles mehr. "Teilweise arbeite ich bis zu zwölf Stunden am Tag", sagt Chudzinsky Sittel.

Stefan Pfeil freut sich über das Engagement der vielen Helfer. Der Familienzirkus Aron, der im Moment in Moorenweis gastiert, erklärte sich sogar bereit, den Zirkus für den Filmdreh zur Verfügung zu stellen. Es sei oft viel Überredungskunst gefragt, um Unterstützer zu finden. "Aber in dem Moment, wenn die Leute verstehen, dass es um Kinder geht, öffnen sich die Tore", sagt Stefan Pfeil.

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