Aldi in Gilching:Neues Warenlager steht auf der Kippe

Es wird eng für Aldi: Die Gilchinger CSU-Fraktion lehnt das geplante Warenlager ab. Der Konzern kann die Kritik nicht nachvollziehen.

Christian Deussing

Die Debatte um den geplanten Bau eines zentralen Aldi-Warenlagers in Toplage neben dem Gewerbegebiet Gilching Süd verschärft sich. Und für den Konzern, der für das 30 Millionen-Projekt im Juni 12,5 Hektar Ackerland unweit der Autobahn erworben hat, wird es jetzt eng. Denn die Gilchinger CSU-Fraktion, mit acht Mitgliedern die stärkste im Gemeinderat, hat angekündigt, das Logistikzentrum von Aldi Süd abzulehnen. Sie fühlt sich vor den Kopf gestoßen und sieht trotz positiver Aspekte vor allem "negative Folgen".

Das 49000 Quadratmeter-Gebäude wäre das größte seiner Art im Landkreis Starnberg. Es würde "in etwa den Ausmaßen der Allianz-Arena" nahe kommen, sagt CSU-Fraktionssprecher Manfred Herz. Er warnt vor dem "massiven Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet" und dem seiner Ansicht nach drohenden Kollaps durch den Lieferverkehr mit 40-Tonnern. Überdies relativiere sich die anteilige jährliche Gewerbesteuer von 400000 Euro in der Summe erheblich, wenn man diese gewerbliche Nutzungsfläche auf "2000 Parzellen" herunterrechne - dann würde man nur 13300 Euro an Steuern einnehmen, so Herz. Zudem stünden keine neuen 200 Arbeitsplätze in Aussicht, weil es diese bereits am jetzigen Standort in Eichenau gebe.

Angeblich sind mittlerweile Firmen, die sich noch im Gewerbegebiet Süd ansiedeln wollen - wie Ultratronik aus Herrsching - von der neuen Entwicklung geschockt. Auch das Unternehmen Heine Optotechnik, Marktführer bei Diagnostik-Instrumenten, ist offenbar beunruhigt. Man habe das Areal in diesem Gewerbegebiet "unter anderen Bedingungen erworben", sagte auf Anfrage Regina Blomberg, Assistentin der Heine-Geschäftsleitung. Zwar sei wegen der unsicheren weltwirtschaftliche Lage der Umzug von Herrsching nach Gilching ohnehin verschoben worden, aber nun komme auch das ,,Thema Aldi'' hinzu. In Kürze werde ihre Firma mit dem Konzern über dessen Pläne sprechen. Beide Hightech-Firmen aus Herrsching wollen erweitern und würden dann in Gilching insgesamt 550 Mitarbeiter beschäftigen.

Michael Klöter, Prokurist bei Aldi Süd in Eichenau und Chef der Filialentwicklung, sind die zunehmend kritischen Töne nicht entgangen. Wie berichtet, hatte er im Gilchinger Gemeinderat bereits Gegenwind verspürt. Die Gautinger Kommunalpolitiker hingegen begrüßen einmütig das Aldi-Projekt, das sich etwa zur Hälfte auf Gautinger Flur befinden würde. Der Aldi-Manager sagte der SZ, er könne die Kritik der CSU-Fraktion an dem Vorhaben "sachlich nicht nachvollziehen". Schließlich werde "nur marginal" in den Bannwald eingegriffen und zudem eine Baumreihe zwischen dem Logistikzentrum und dem Gewerbegebiet gepflanzt. Die täglich bis zu 200 Lastwagen seien dort im Verhältnis zum Gesamtverkehr absolut verträglich, betonte Klöter. Er versichere überdies, dass das Warenzentrum auf dem Areal nicht noch erweitert wird. Auch diese Option hat den Argwohn in Gilching geweckt. Das Auslieferungslager soll laut Aldi möglichst in drei Jahren fertig gebaut sein.

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