Advent:Kerzen im Flüchtlingsheim verboten

Advent: Kugeln und Lichterkette schmücken jetzt den Christbaum im Hof der Gilchinger Containeranlage.

Kugeln und Lichterkette schmücken jetzt den Christbaum im Hof der Gilchinger Containeranlage.

(Foto: Arlet Ulfers)

Der Helferkreis in Gilching protestiert gegen Brandschutz-Auflagen. Selbst die Lichterkette am Christbaum wollte der Betreiber untersagen.

Von Ute Pröttel

Eva Ott lässt sich nicht so leicht einschüchtern. Sie ist der Meinung: An einen Christbaum gehören nicht nur Kugeln, sondern auch Lichter. Als der Helferkreis Asyl Anfang der Woche in Gilching eine Tanne im Hof der Gemeinschaftsunterkunft aufstellen wollte, hat die Verwaltung der Anlage jedoch untersagt, eine Lichterkette anzubringen. "Die Regierung" habe das verboten, zum einen wegen der Stromkosten, zum anderen weil man über das Kabel stolpern könnte, so teilten es die Mitarbeiter von European Homecare (EHC) der Helferkreisleiterin Ott mit. Das Unternehmen aus Essen ist von der Regierung von Oberbayern mit der Verwaltung der meisten Gemeinschaftsunterkünfte in Bayern beauftragt.

Zunächst ging es sogar grundsätzlich um die Tanne: Nachdem Ott direkt bei der Regierung von Oberbayern nachfragte, ob das Aufstellen eines Christbaumes wirklich nicht erwünscht sei, ruderte das Unternehmen zurück und sprach von einem Missverständnis. Die Verwaltung wolle nur nicht, dass die Lichterkette vom Büro der Gemeinschaftsunterkunft aus mit Strom versorgt werde. "Reine Schikane", meint dazu Eva Ott.

Ebenso wie die Beseitigung von Adventskränzen, die der Helferkreis zusammen mit einigen Bewohnerinnen am ersten Adventswochenende gebunden und geschmückt hatte. EHC hatte die Kränze unter Hinweis auf die Brandgefahr beseitigt. Dabei hatten die Bewohnerinnen die selbst gebundenen Kränze ohne Kerzen an die Wand gehängt, wohl weil ihnen der landläufige Gebrauch gar nicht bekannt war.

In den vergangenen Wochen wurden in verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis Begehungen von Containerwohnungen durchgeführt, was einige Aufregung und Unruhe auslöste. In Andechs zum Beispiel musste eine Familie ihre Waschmaschine aus der Wohnung entfernen. Sogar die Polizei war dazu gekommen. In Gilching wurden Fritteusen, Mikrowellen und eine elektrische Pfanne konfisziert. Unter Berufung auf die Sicherheit wird den Bewohnern auch untersagt, eigene Möbel aufzustellen, Teppiche auf den kalten Boden zu legen, Vorhänge anzubringen oder Lampen abzudecken.

Auch Kerzen beim adventlichen Zusammensein haben EHC-Mitarbeiter verboten. "Die Leute freuen sich so sehr auf ein Weihnachten, das anders ist als das letzte", schreibt Eva Ott in einem Brief an die Regierung von Oberbayern. "Denn da sind sie gerade erst in die Unterkunft eingezogen und waren verunsichert und verängstigt. Diesmal könnte es anders sein, wenn die Verbote nicht wären. Wir von den Helferkreisen tun unser Möglichstes, aber es wird uns verdammt schwer gemacht", beklagt die Helferkreisleiterin. In ihrem Brief bittet sie die Bezirksregierung als Hausherrin der Containerwohnungen, von weiteren Räumungen abzusehen.

Immerhin: Den Christbaum im Hof der Gemeinschaftsunterkunft konnte sie mittlerweile mit Lichterkette und Kugeln schmücken. Einige Bewohner haben gerne dabei mitgeholfen.

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