Achselschwang:Kunst nach Vorschrift

In der Ausstellung "Augenfutter" in Achselschwang sind Farben, Form und Format vorgegeben

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Achselschwang

Die Wesen, die Sibylle Hammer zeichnerisch porträtiert, gleichen Fabelwesen. Sie könnten Kinderzeichnungen entstammen, wäre da nicht diese kraftvolle, fast männlich-dominante Strichführung. "Ich denke in Linie und Form", sagt die Grafikdesignerin und Illustratoren, die am Ammersee aufgewachsen ist. Wenn die Künstlerin malt, will sie loslassen. Es fließe aus ihr heraus, erklärt sie. Ob Tänzer, Bergsteiger oder einer Märchenwelt entstiegen: Wie ihre Wesen interpretiert werden, überlässt Sibylle Hammer dem Betrachter. Die Münchnerin ist eine von zehn Künstlern, deren Werke bis zum Samstag, 3. September, im Rahmen des Klassikfestivals "Ammerseerenade" im Braunviehstall auf Gut Achselschwang zu sehen sind.

Zum Thema "Augenfutter" haben die Kuratorinnen Gisela Detzer und Gabi Becker feste Vorgaben gemacht nach Farbe, Form und Format. Die Künstler sollten auf Werkplatten malen. Auf einer Seite sollte die Farbe Blau dominieren, Blau wie der Ammersee oder der bayerische Himmel. Auf den Rückseiten der Stelen indes herrschen Schwarz- und Grautöne vor. Für Detzer waren die Vorgaben wichtig, um eine Sammelausstellung mit so vielen Künstlern in eine Linie bringen zu können. Alleine schon der Braunviehstall mit seinen 700 Quadratmetern sei eine "Riesenherausforderung", sagte sie.

Am Samstag wurde die Ausstellung mit einer Tanz-Performance des Ballettstudios Beatrix Klein eröffnet. Musikalisch begleitet von dem Pianisten Michael Armann auf einem knallroten Flügel, bewegten sich die Tänzerinnen ausdrucksstark zwischen den Stelen und verbanden auf diese Weise Musik und Malerei. Diese Verbindung stellt auch Claudia Dietrich in ihren Werken her. Da die Münchener Künstlerin gerne figürlich malt, porträtierte sie Musiker, die auf dem Klassikfestival spielen. Auf der Schwarz-weiß-Seite der Stele setzt sie die Noten, die sie spielen, bildnerisch um. Streng abstrakt indes arbeitet Julian von Hörner, der eine Zeit lang bei Dietrich im Atelier gearbeitet hatte. Sein Anliegen ist es, mit Farbe eine räumliche Tiefe zu erreichen und Emotionen zu erzeugen. Sehr gegenständlich hat Caroline Jeschke die Farbe Blau verarbeitet. Mit der stilisierten Lilie, dem Symbol der französischen Monarchie, hat die Deutsch-Französin erstmals in ihrer Künstlerkarriere Blumenbilder gemalt. Auf der anderen Seite, auf der sie Galaxien darstellt, lässt sie jedoch dem Malprozess freien Lauf. Mit den strengen Vorgaben für die Ausstellung hatte Jeschke keine Schwierigkeiten. Als Grafik-Designerin ist sie es gewohnt, nach bestimmten Leitlinien zu arbeiten.

Auf eine ganz eigene Art stellt die Nachwuchskünstlerin aus Taiwan, Meng-Hsuan Chin die Realität dar. Der Ammersee ist für sie nicht blau, sondern schwarz-weiß. Die Farbe Blau indes ist ihrer Heimat vorbehalten. Es sind die Beziehungen von Licht und Schatten an einem Fluss, und wie sie sich verändern, die sie abstrakt umsetzt. Meng-Hsuan Chin hat in Taiwan zunächst Englische Literatur studiert, bevor sie an die Akademie der Bildenden Künste nach München ging.

Augenfutter in Achselschwang

Die Ausstellung ist bis Samstag zu sehen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Es gehört zum Konzept der Ausstellungsleiterinnen Detzer und Becker, nicht nur bereits etablierte Künstler mit Kunststudenten zusammenzubringen, sondern auch aus verschiedenen Nationen. Dieses Jahr sind neben Künstlern aus der Region auch Malerinnen aus Taiwan und Serbien vertreten. Sie alle haben sich seit Februar mehrmals getroffen, um sich vom Kraft-Ort Ammersee inspirieren zu lassen und sich kreativ auszutauschen. "Augenfutter" ist die dritte Ausstellung, die Detzer im Rahmen der "Ammerseerenade Art und Classic" organisiert hat. Die Schondorferin, die selbst Künstlerin ist, hatte vor zwei Jahren zunächst zusammen mit Malerkollegen eigene Werke ausgestellt. Eine Bildhauer-Ausstellung folgte im vergangenen Jahr.

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