Abschied in Andechs:"Meine Kinder"

Andechs Carl-Orff-Grundschule, Barbara Pfaffinger

"Die Kinder werden mir fehlen. Die Aufgaben der Schulleiterin dagegen überhaupt nicht," sagt Barbara Pfaffinger vor ihrem Abschied als Rektorin.

(Foto: Georgine Treybal)

Mit Wehmut geht die Rektorin der Carl-Orff-Grundschule, Barbara Pfaffinger, in Ruhestand.

Von Ute Pröttel

Am meisten schmerzt sie, dass es ausgerechnet von diesem Schulfest kaum Schnappschüsse geben wird. Aufgrund der neuen Datenschutzverordnung hat Barbara Pfaffinger für das Schulfest am Freitag ein Fotoverbot ausgeben müssen. Es ist eine ihrer letzten Amtshandlungen als Rektorin der Carl-Orff-Grundschule in Andechs. Zum Schuljahresende geht Pfaffinger in Ruhestand. "Ich verlasse die Schule zusammen mit meinen Viertklässlern. Dieses Jahr werde auch ich am letzten Schultag durch das Spalier der jüngeren Schüler laufen," erzählt sie und muss dabei schlucken.

Offiziell verabschiedet wird Barbara Pfaffinger auf dem Schulfest diesen Freitag. Die Schüler der Carl-Orff-Schule haben dafür ein Theaterstück einstudiert, Bürgermeisterin Anna Neppel wird dabei sein und die Schulleiterin freut sich, dass sich dieses Jahr besonders viele ehemalige Schüler angemeldet haben. Überhaupt freue sie sich jedes Mal, wenn ihre ehemaligen Schüler vorbeikommen und stolz von ihrem Abschluss erzählen. Drei Schülerinnen haben mittlerweile ein Praktikum in Rahmen ihrer Lehrerausbildung in Andechs absolviert. "So falsch können wir es also nicht gemacht haben."

Ihren ersten Tag als Rektorin an der Carl-Orff-Grundschule wird Barbara Pfaffinger nie vergessen. Es war der 11. September 2001. Der Tag der Terroranschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington. "Morgens war ich so froh gestimmt und dann endete dieser Tag so schrecklich", erinnert sie sich. Auch in den Tagen nach dem Terroranschlag war sie als Pädagogin wie viele ihrer Kollegen weltweit zu 100 Prozent gefordert. Es galt die Kinder aufzufangen, die richtigen Worte zu finden. Und so ist es dann eigentlich jeden Tag weiter gegangen. "Jede Minute passiert etwas", beschreibt die 65-Jährige ihren Beruf. Neben der Schulleitung hatte Barbara Pfaffinger immer die Leitung einer 3./4. Klasse inne.

"Die Kinder werden mir fehlen, meine Kinder", weiß Pfaffinger. "Die Aufgaben der Schulleiterin dagegen überhaupt nicht." Es sei ein Wahnsinn, wie viel Bürokratie mittlerweile mit der Leitung selbst einer kleinen zweizügigen Schule wie der Carl-Orff-Grundschule verbunden sei, kritisiert sie. Ihre Wochen haben nicht selten mehr als 60 Arbeitsstunden gehabt. Trotzdem würde sie diesen Beruf immer wieder wählen. Von der ersten Klasse an war es ihr Berufswunsch Lehrerin zu werden.

Und sie weiß noch genau, wie sie als Drittklässlerin nach Hause kam und verkündetet hat, Rektorin werden zu wollen. Studiert hat Barbara Pfaffinger in München und ihr erstes Berufsjahr an einer Grund- und Mittelschule in Neu-Ulm absolviert. Damals wurde ihr die Klassleitung einer vierten Klasse mit 44 Schülern übertragen. Und als sie dort ankam, jubelten und applaudierten ihr die Schüler, weil sie sich so über ihre junge Lehrerin freuten. Diese Euphorie scheint Barbara Pfaffinger durch mehr als 40 Berufsjahre getragen zu haben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: