Starkbier-Anstich:Künftig ohne Horst und ohne Mama

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"Ihr müsst halt ab jetzt ohne mich zurechtkommen": Luise Kinseher als Mama Bavaria. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Überraschung ist gelungen: Luise Kinseher nimmt Abschied vom Nockherberg. Was die Nachfolge angeht, gibt sich der Paulaner-Chef geheimnisvoll.

Viel hatten sie ihr zugetraut, ihrer Mama Bavaria. Dass sie ihre Kinder, die bayerischen Politiker, recht freundlich herwatscht, schimpft und mit Herzlichkeit gespickte Gemeinheiten verteilt. So hat es die Kabarettistin Luise Kinseher die vergangenen Jahre in ihrer Salvatorrede gehalten. Was sie dieses Mal aber verkündet, damit hat niemand gerechnet: Sie geht.

Kinsehers achter Auftritt auf dem Nockherberg soll ihr letzter sein. Sie sagt es ganz am Schluss ihrer Rede, an Horst Seehofer gewandt, der ja auch abtritt, als Ministerpräsident: Gute Eltern wüssten, wann es Zeit ist loszulassen. Und das sei nun bei ihr der Fall.

Das Publikum feiert sie stehend. Das war nicht immer so: Oft hat Kinseher Kritik einstecken müssen für ihre Rede. Mal hieß es: zu lasch. Mal hieß es: zu böse zu Frauen. Er habe sie ja nie so kritisch beurteilt, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter am Mittwochabend. Heute aber habe sie "genau die Balance gefunden, die alle von ihr erwarten". Auch Bürgermeister Josef Schmid lobt, er habe soeben Kinsehers beste Rede gehört. Auch wenn es "ein bisserl viel Söder-Seehofer" gewesen sei - "da hätte man mehr machen können".

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Die besten Sprüche von Luise Kinseher: Wie "Mama Bavaria" mit Seehofer, Söder, Dobrindt und Co. abrechnet - und ihren Abschied vom Nockherberg erklärt.

Tatsächlich hat sie sich in ihrer Rolle als Mama Bavaria in weiten Teilen dem Verhältnis Seehofers zu Markus Söder gewidmet. "Wenn der Horst tatsächlich aufhört, dann ist für mich auch eine gute Zeit", sagt Kinseher. Eine gemeinsame Gesprächstherapie in der Toskana bietet sie ihm noch an. "Wir haben ja vieles aufzuarbeiten." Der nimmt gerne an: "Ja, diese Therapie wird sicher sehr interessant." "Ein furioses Finale", findet Söder. Und Paulaner-Chef Andreas Steinfatt bestätigt das Ende von Mama Bavaria sichtbar gerührt unmittelbar nach der Rede. "Es war ein fulminanter Abgang und ihre Art, das bekannt zu geben." Steinfatt macht deutlich, dass er gerne mit Kinseher weitergemacht hätte - gerade jetzt, nach dieser Rede. "Das Spiel mit den Politikern im Publikum, das sie heute zum ersten Mal so gemacht hat, war großartig." Der Brauerei-Chef wusste natürlich schon vor der Rede von Kinsehers Absicht - seit wann, darüber schweigt er. Und auch darüber, wie es im nächsten Jahr weitergehen könnte. Kinseher selbst scherzt später: Sie habe mit Seehofer zusammen aufhören wollen, nur habe der so "ewig" gebraucht. Dann wird sie ernst: "Die Rolle der Mama Bavaria war aber jetzt auch ausgereizt. Irgendwann kann man da auch nichts Neues mehr rausholen." Auf der Bühne will sie ein Foto mit Seehofer, der nutzt die Gelegenheit für einen innigen Plausch. "Es ist einem nicht gleichgültig, wenn jemand sagt, das war's", sagt er. Kinseher klopft Seehofer auf den Arm: "Alles Gute in Berlin, ich bleib in Bayern, wenn's Ihnen nichts ausmacht." Der Ministerpräsident umarmt sie herzlich.

© SZ vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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