Starkbieranstich am Nockherberg:"Morgens flöten, abends töten"

Im Singspiel auf dem Nockherberg durchlebt Horst Seehofer mit Politikerkollegen eine wahnwitzige und einschüchternde Reise durch den Weltraum. Am Ende ist er geläutert. Besonders in Erinnerung bleibt der Kurzauftritt einer Nervensäge.

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Quelle: Robert Haas

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Eine Reise in den Weltraum - das ist in diesem Jahr der Plot des Nockherberg-Singspiels von Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Texter Thomas Lienenlüke. "Liebe Freunde, lieber Markus", beginnt Horst Seehofer (gespielt von Christoph Zrenner, auf dem Bild in der Mitte) seine Rede zur Taufe eines Raumschiffs, mit dem er "auf zu neuen Sternen, auf zum Ursprung der CSU" will - nach "Neubavarien". Er will nach dem Ende seiner aktuellen Amtszeit 2018 der erste bayerische Ministerpräsident im All werden.

Markus Söder (Stephan Zinner, links) wäre es am liebsten, Seehofer würde gleich das Feld räumen - und ihm den Weg auf der Erde freimachen: "Stell Dir vor, Kolumbus hätte noch drei Jahre gewartet, was meinst du, wie viele Leute vor dem Amerika entdeckt hätten."

Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Quelle: Tobias Hase/dpa

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Das Fass zur Feier der Taufe soll Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (Gerhard Wittmann, rechts) anschlagen - wie beim Anstich zum Oktoberfest. Reiter holt mit dem Hammer aus und trifft Seehofer mehrmals am Kopf. Der beginnt zu torkeln und fällt zu Boden. Alexander Dobrindt (Stefan Murr) ruft: "Reiter, Sie Trottel!"

Der OB antwortet: "Scheiß drauf. Wurst. Ozapft ist." Das sind die Worte, die ihm im echten Leben nach seinem mittelmäßig geglückten ersten Wiesn-Anstich entfahren sein sollen. "Bis jetzt läufts doch ganz gut", findet dagegen Söder.

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Quelle: Robert Haas

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Plötzlich kommt Ilse Aigner (Angela Ascher, Mitte) mit zwei Koffern hereingestürmt - zum Entsetzen ihres Konkurrenten Söder. Ein Meteorit rase auf die Erde zu, warnt sie. Sie müssten alle schnell weg mit dem Raumschiff, sich in Sicherheit bringen. An Bord ist aber ein Platz zu wenig, verkündet Seehofer.

Also müssen die anderen Reise nach Jerusalem spielen, wobei er Reiter gleich einen Platz zusichert: "Ich brauche an Bord eine Opposition, sonst wäre ich ja keine Demokratie." Das Lied zum Spiel wird vom Oberbürgermeister gesungen: "Der goldige Reiter", zur Melodie des "Goldenen Reiters" von Joachim Witt. Am Ende schmeißt Seehofer Söder hinaus.

Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Quelle: Tobias Hase/dpa

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Dann tauchen zwei blinde Passagiere in Raumanzügen auf: Angela Merkel (Antonia von Romatowski) und Sigmar Gabriel (Thomas Wenke). Seehofer fragt, wie die beiden vom Raumschiff erfahren haben: "Lasst Ihr mich bespitzeln?" Nein, antwortet Merkel: "Überwachen - Feinde bespitzelt man, Freunde überwacht man. Hab ich von Barack gelernt." Gabriel ergänzt: "Dann würd ich sagen, wir haben ihn überspitzelt."

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Quelle: Robert Haas

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Plötzlich mischt sich auch Söder wieder ins Gespräch ein. "I komm ned weg, mei Ingolstädter Dienstwagen hat a Dienstpanne." Seehofer ist noch damit beschäftigt, Söder wieder hinauszukomplimentieren, da entdecken die anderen plötzlich einen roten Knopf.

"Einmal mit so einem Knopf der Herrscher sein, über die Weltgeschicke", sinniert Söder. Seehofer warnt: "Das könnt dir so passen. Nix wird da gedrückt." Söder, Dobrindt (rechts) und Aigner sind ungehorsam, drücken, und plötzlich startet eine Turbine. Alle hatten gedacht, der rote Knopf sei eine Attrappe.

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Quelle: Robert Haas

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Mit allen an Bord geht die Reise los. Die Insassen des Raumschiffs schauen zurück auf die Erde, die gleich vom Meteoriten getroffen wird. Wer denn noch unten sei, fragt Aigner. Dobrindt zählt auf: "Der Scheuerandi, der Herrmann, der Spaenle, die Haderthauer." "Na dann - passt doch", entgegnet Aigner. Als die Erde explodiert, sagt Söder: "I bin da Markus, und da war ich dahoam."

Die Anspielung auf Söders Auftritt in der BR-Serie Dahoam is dahoam kommt im Saal ausgezeichnet an. "...ich! Der Söder! Der Charaktermime. Die Veronika Ferres der CSU. Ach! Alle haben sie angerufen - Hollywood, Bollywood, Wunsiedel", legt Söder nach - und beginnt zu singen.

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Quelle: Robert Haas

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Als einige Reisezeit vergangen ist, bekommt Sigmar Gabriel Hunger. Er macht sich am Essensautomaten zu schaffen, öffnet eine Luke und entdeckt Gregor Gysi (Reinhard Peer). "Dieses Raumschiff werden Sie auf jeden Fall nicht indoktrinieren", sagt Seehofer. Gysi reagiert wie gewohnt schlagfertig: "Kommen Sie, Sozialismus ist eine der wenigen Überzeugungen, die Sie noch nicht gehabt haben."

Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Quelle: Tobias Hase/dpa

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Kurz darauf taucht der nächste Überraschungsgast an Bord auf: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (Nikola Norgauer) als singende und hysterische Nervensäge. Sie fabuliert davon, wie sehr sie es liebe, "durch das All zu brausen, ich liebe die Natur, diese unglaubliche Weite, was mich daran begeistert hat, es ist wie die Lüneburger Heide, nur enorm viel größer".

Von der Leyen fotografiert sich in ihrem Camouflage-Hosenanzug mit einem Selfie-Stick und schwärmt vom Segen der Hausmusik: "Ein Leben ohne Hausmusik ist kein Leben, wir dürfen das Kriegshandwerk nicht den Barbaren überlassen. Militär ist wie ein Brahmskonzert: Wenn man's richtig kann, klingt's auch nicht schief."

Ihr Auftritt kulminiert in der Parole: "Morgens flöten, abends töten." Und dann verschwindet sie bald aus dem Raumschiff und damit auch aus dem Stück.

Starkbieranstich auf dem Nockherberg

Quelle: dpa

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Auf ihrem Irrflug durch den Weltraum kommen die Politiker auch an einem Planeten namens "Kepler 22" vorbei, beziehungsweise "Kepler/Keplerin22", wie der dortige Bewohner Anton Hofreiter (Wowo Habdank) bei einem Besuch an Bord erklärt, "mei unser feministischer Flügel". Hofreiter sieht aus wie ein grünes Marsmännchen. Merkels Ansinnen zu landen, weist Hofreiter brüsk zurück: "Ihr habt's diesen wunderschönen Planeten Erde so zugrundegerichtet, ihr hättet den Meteoriten überhaupt nicht mehr gebraucht."

Dann verschwindet das grüne Männchen. Münchens OB Reiter gibt zu bedenken: "Ich sag's ungern, aber wie es aussieht, sind wir gerade so eine Art ... Asylanten." Seehofer gibt sich unbeeindruckt: "Ich habe immer gesagt, ein Asylant, der anständig Deutsch spricht, ist jederzeit überall willkommen, wir sprechen insgesamt anständiges Deutsch."

An Bord verschärft sich das Problem des Nahrungsmangels. Aigner will einen rauswerfen, Söder lieber einen auffressen. Es erwischt Aigner. Verzweifelt fragt sie: "Wen hättet ihr denn noch zum Ignorieren, wenn ich nicht mehr da bin?" "Brauchts ned", entgegnet die hungrige Meute und macht sich über Aigner her.

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Quelle: Robert Haas

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Als dann auch der Sauerstoff zur Neige geht, kommt plötzlich ein Planet in Sicht, mit Wäldern, Flüssen - und Straßen, wie Dobrindt anmerkt. Das Raumschiff landet, die Besatzung betritt vorsichtig den Planeten. Söder hat Angst. Seehofer sagt: "Nur weils hier aussieht wie Bayern, muss das nicht heißen, dass Ausländer grundsätzlich nicht willkommen sind." Dann tauchen zwei eigenartige Bewohner des Planeten auf, einer hat eine blutverschmierte Metzgerschürze umgebunden und führt Merkel und Gabriel ab: "Euch brauch ich für die Blut- und Leberwurst."

Es folgt ein plötzlicher Szenenwechsel. Horst Seehofer kommt zu Bewusstsein, und es zeigt sich, dass er die ganze Odyssee sich im Delirium nach Reiters Hammerschlägen eingebildet hat. Aber sie hat nachhaltige Wirkung. Seehofer hat plötzlich sein Herz für alle Flüchtlinge der Welt entdeckt: "So sehe ich es als meine gottgegebene Pflicht, als Christ, wirklich jedem, den die Not an unsere Pforten treibt mit offenem Herzen und Güte zu begegnen. Klopfet, so wird Euch aufgetan. (...) Ihre Masskrüge sollen voll sein, mit Bier und mit Liebe." Und dann die Schlussworte: "Wer betrügt, der darf trotzdem mitfliegen, denn jeder ist ein Astronaut, fast überall!"

© SZ.de/sekr/infu
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