Standort Martinsried:Die Metamorphose geht weiter

Martinsried

Neues verändert das Bestehende: Martinsried - hier der Blick vom Parkplatz des Biomedizinisches Centrums - steht vor einigen Herausforderungen.

(Foto: Florian Peljak)

Eine neue Ortsmitte und die Verlängerung der U-Bahn verändern den Standort wesentlich

Von Rainer Rutz, Planegg/Martinsried

Mehr als 30 Jahre ist es her, dass die Zukunft des damals noch unbedeutenden Planegger Ortsteils Martinsried konkrete Formen annahm. Mit dem Baubeginn auf dem heutigen Campus, als die ersten Gebäude des Innovations- und Gründerzentrums für Biotechnologie (IZB) neben den bestehenden Forschungszentren der Max-Planck-Institute hochgezogen wurden, wurde der Ruf nach einem neuen Ortskern immer lauter. Das bäuerliche Ambiente wich mit den Jahren einem vorstädtischen, aus dem bald ein großstädtisches wurde: Hochhäuser, Einkaufszentren, Massenverkehr. Heute ist Martinsried nicht mehr der geruhsame und belächelte Blinddarm der Gemeinde Planegg, sondern der wirtschaftlich potente und wissenschaftlich in aller Welt anerkannte Standort für Biotechnologien an der südwestlichen Grenze der Landeshauptstadt München. 2018 wird sich dieses Bild nochmals dramatisch verändern: mit der bis dahin weitgehend fertiggestellten Verwirklichung der Ideen des Architektenwettbewerbs für ein neues Martinsried von 2012 und des daraus resultierenden Masterplans einerseits und mit dem dann unmittelbar bevorstehenden Baubeginn für die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 vom Klinikum Großhadern bis auf den Campus andererseits.

Der Architektenwettbewerb brachte 2012 Ergebnisse, die den Ortsteil innerhalb weniger Jahre quasi zum großstädtischen Vorort von München machen. 2018 wird der sogenannte Kopfbau in der Ortsmitte seiner Bestimmung übergeben: Wohnungen für Studenten und Wissenschaftler, Läden, ein Ärztezentrum, ein Café. Auch die aufwendige Grünflächengestaltung mit einem Brunnen und neuen Wegebeziehungen bis hin zum Campus wird bis zum Jahresende 2018 Gestalt annehmen, sodass das neue Ensemble im Frühjahr 2019 offiziell übergeben werden kann. Zweistellige Millionenbeträge sind bis dahin verbaut, nicht von der Gemeinde Planegg, die das gar nicht stemmen könnte, sondern von privaten Investoren. Die neuen Verkehrsverbindungen sind nahezu fertiggestellt. Die seit Jahrzehnten geplante Ortsumgehung von Martinsried, die das neue Ortszentrum erst sinnvoll macht, wird 2018 wohl nur wenig vorankommen. Noch immer streitet sich die Gemeinde mit Grundstückseigentümern, Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig hofft aber, dass man sich bald einigt und die Planungen 2018 vorantreiben kann, sodass ein Baubeginn 2019 möglich sein wird.

Wäre noch die U-Bahn. Die Weiterführung der U 6 vom Klinikum Großhadern auf den Campus sollte schon vor Jahren fertig sein. Doch Freistaat, Landkreis München, Stadtwerke München und Kommune fanden jahrelang keinen Weg zu einer Einigung, wer als Bauherr auftreten muss und wie die Kosten von rund 80 Millionen Euro verteilt werden. Erst vor zwei Monaten hat man sich geeinigt, und jetzt soll es nach der Gründung einer Projektmanagement-Gesellschaft rasch weitergehen: Förderanträge müssen gestellt, die Baulasten eruiert werden. Dass es 2018 noch zu einem ersten Spatenstich kommt, glaubt Stefan Schaudig nicht. Irgendeine Bautätigkeit muss und will die Gemeinde allerdings bis zum Jahresende nachweisen, sonst laufen die Genehmigungen für die Planfeststellung aus und alles müsste von vorne beginnen. Schaudig rechnet mit dem Baubeginn im Frühjahr 2019. Der Probebetrieb soll 2023/2024 kommen. IZB-Geschäftsführer Peter Zobel, auf dessen Grundstück der Bahnhof gebaut wird, hat die ganze Entwicklung miterlebt: "Es ist äußerst begrüßenswert, dass die U 6 endlich zum Campus kommt. Vor allem für die Studenten der LMU, die Wissenschaftler und für die mehr als 600 Mitarbeiter der Start-ups des IZB ist das eine große Erleichterung."

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