Städtisches Klinikum:Jeder vierte Mitarbeiter muss gehen

Städtisches Klinikum: Den städtischen Krankenhäusern in Bogenhausen (Foto), Harlaching, Neuperlach, Schwabing und in der Thalkirchner Straße droht 2015 die Insolvenz.

Den städtischen Krankenhäusern in Bogenhausen (Foto), Harlaching, Neuperlach, Schwabing und in der Thalkirchner Straße droht 2015 die Insolvenz.

(Foto: Stephan Rumpf)

Das detaillierte Sanierungskonzept sieht für die städtischen Krankenhäuser einen drastischen Stellenabbau vor. Gekündigt werden soll aber nur wenigen - und auch nur im Notfall. Eine Berufsgruppe trifft es jedoch härter.

Von Dominik Hutter

Im städtischen Klinikum muss bis zum Jahr 2022 jeder vierte Mitarbeiter gehen. Das sieht das Sanierungsgutachten der Unternehmensberatung Boston Consulting vor, das Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am Freitag in seiner ausführlichen Fassung vorstellte.

Demnach werden 2000 der derzeit etwa 8000 Beschäftigten eingespart - überwiegend durch einvernehmliche Aufhebungsverträge, Jobwechsel oder Ruhestand. Ude schließt aber weiterhin betriebsbedingte Kündigungen als "Ultima Ratio" nicht aus. Das Konzept sieht dies bei 85 der insgesamt 1500 betroffenen Vollzeitstellen vor. Diese Zahl soll nach Möglichkeit noch schrumpfen, idealerweise auf Null.

Bangen müssen vor allem die Beschäftigten in der Verwaltung und im technischen Bereich. In diesen Abteilungen könnte der Personalstand um bis zu 46 Prozent sinken. Bei den Ärzten trifft es jeden Fünften, im Pflegedienst etwa 16 Prozent der Mitarbeiter. Noch sei nichts beschlossen, betonte Ude, der Stadtrat diskutiert das Thema erst Ende Mai.

Am Gesamtvolumen der Einsparungen wird nicht mehr gerüttelt

Allerdings machte der Oberbürgermeister erneut deutlich, dass Änderungen im Detail zwar möglich sind, dass am Gesamtvolumen der Einsparungen aber nicht mehr gerüttelt wird. "Sonst gerät das gesamte Unternehmen mit allen Arbeitsplätzen in Gefahr." Dem kommunalen Konzern mit den Krankenhäusern Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Thalkirchner Straße droht 2015 die Insolvenz, falls kein zusätzliches Geld nachgeschossen wird. Dafür ist aus rechtlichen Gründen ein fundiertes Sanierungskonzept erforderlich.

Der enorme personelle Aderlass muss noch mit den Gewerkschaften verhandelt werden. Verdi-Funktionär Dominik Schirmer, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Klinik-Aufsichtsrats, bezeichnete das nun vorliegende Konzept als "solide und stimmige Basis", erinnerte aber ausdrücklich daran, dass es nun vor allem die Mitarbeiter seien, die die Zeche der Sanierung begleichen müssten. Schirmer mahnte an, durch Umstrukturierungen sicherzustellen, dass die ganze Arbeit nicht an der verbleibenden Belegschaft hängen bleibe.

Auch die Stadt muss für die Rettung ihrer Krankenhäuser noch einmal tief in die Tasche greifen. Die Sanierung, bei der 800 Betten abgebaut und die bestehenden 69 zu nur noch 46 Abteilungen verschmolzen werden sollen, kostet bis 2022 mehr als 700 Millionen Euro. Fast die Hälfte davon soll nach dem Konzept der Freistaat schultern.

Die Neustrukturierung erfordert einige Neubauten

Auf die Stadt kämen mindestens 340 Millionen Euro zu, Kämmerer Ernst Wolowicz hält aber 440 Millionen Euro für realistischer. In dieser Summe ist ein Risikopuffer enthalten. Laut dem Konzept soll das Klinikum erstmals im Jahr 2021 Überschüsse erwirtschaften.

Der Großteil der Investitionen soll in die maroden Gebäude fließen, die Neustrukturierung macht aber auch einige Neubauten erforderlich. Bereits 2015 sollen in Schwabing die Bauarbeiten beginnen, wenige Monate später rollen in Bogenhausen die Bagger an. Wegen der langen Vorlaufzeiten für die Bauarbeiten ist die Umsetzungsphase für das Sanierungskonzept bis zum Jahr 2022 verlängert werden. Anfang Februar war noch von 2020 die Rede.

Änderungen hat es auch beim Zuschnitt des Konzerns gegeben. Anders als noch vor vier Wochen sollen nun doch stationäre Notfallversorgungen in Schwabing und Harlaching verbleiben. Bislang hieß es, Ambulanzen reichten aus. Zudem ist die Schließung der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung in Bogenhausen vom Tisch. Lediglich die Augenmedizin und die Rheumatologie sollen ganz wegfallen.

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