Städtische Subventionen:Unbezahlbar

Würde die Stadt die Münchner Theater, Bibliotheken oder den Zoo nicht kräftig subventionieren, könnten sich viele Menschen die Angebote nicht leisten. Besonders viel Geld ist 2014 in die Kinderbetreuung geflossen.

Von Dominik Hutter

Wohl dem, der Tierbabys im Sortiment hat. Kleine Eisbären, ein junges Nashorn - der Tierpark Hellabrunn zählt zu den wenigen kommunalen Freizeit- und Bildungsangeboten, die ihre Betriebskosten selbst erwirtschaften können. 2014, im Jahr der Eisbärenbabys, hat der Zoo in den Isarauen die Zahl der Besucher kräftig von 1,7 Millionen auf 2,12 Millionen steigern können.

Mit der Folge, dass die Einnahmen 117,3 Prozent der Ausgaben betrugen, der Tierpark hat also Gewinn gemacht. Die Stadt subventioniert trotzdem jede Eintrittskarte mit 93 Cent. Denn im Haushalt wurde ein Zuschuss von 2,28 Millionen festgeschrieben - ein Jahr zuvor hatte der Deckungsgrad "nur" bei 97,1 Prozent gelegen. Die Zahlen für 2015 liegen noch nicht vor. Doch da im August das Nashorn Rapti ein Junges warf, dürfte das Ergebnis ähnlich positiv ausfallen.

Panzernashorn-Nachwuchs freut sich über Weihnachtsbaum; Tierpark Hellabrunn Nashorn Rapti Puri

Das kleine Panzernashorn Puri freut sich über Weihnachtsbaum, der Tierpark Hellabrunn dürfte sich beim Kassensturz für 2015 auch über die Eintrittsgelder freuen.

(Foto: Marc Müller; Tierpark Hellabrunn/oh)

Ein solches Ergebnis freut Kämmerer Ernst Wolowicz, der am Freitag seinen alljährlichen Bericht über die städtischen Zuschüsse vorstellte. "Ein Beitrag zur Transparenz", wie er sagte - es gehe nicht darum, jemanden an den Pranger zu stellen. Die Stadt lässt sich ihr Kultur-, Unterhaltungs- und Bildungssortiment einiges kosten. Ohne Beitrag aus dem kommunalen Haushalt würde selbst der ermäßigte Eintritt ins Stadtmuseum mehr als 100 Euro kosten.

Eine Karte für die Philharmoniker? Kostet die Stadt 97,13 Euro

Die Institution am St.-Jakobs-Platz erwirtschaftet lediglich 5,3 Prozent ihrer Unkosten selbst. Den Rest legt das Rathaus oben drauf - 2014 immerhin gut 15 Millionen Euro. Das Stadtmuseum hatte allerdings auch ein schlechtes Jahr, die Zahl der Besucher war von 193 000 (2013) auf 141 000 zurückgegangen. Mit der Folge, dass der Zuschuss je Besucher von 77,35 auf 106,55 Euro gestiegen ist.

Das Stadtmuseum befindet sich freilich in guter Gesellschaft. Jeder der 194 332 Zuhörer der Münchner Philharmoniker kostet die Stadt 97,13 Euro. Das weltberühmte Orchester kann sich selbst nur zu knapp 30 Prozent finanzieren. Und wer ins Volkstheater geht, verursacht bei jedem Besuch ein Minus von 77,67 Euro. Der Deckungsgrad der Bühne an der Brienner Straße liegt bei 20,2 Prozent. Von einem solchen Wert können die Kammerspiele nur träumen: 33 Millionen Euro war der Stadt ihr berühmtestes Sprechtheater wert, das nicht einmal 15 Prozent seiner Kosten durch den Spielbetrieb wieder hereinholt.

Von dem Zuschuss profitieren allerdings auch die Schauburg am Elisabethplatz sowie die Otto-Falckenberg-Schule, er lässt sich daher nicht allein auf die Zuschauerzahl des Schauspielhauses umrechnen. Die Zahlen stammen jeweils von 2014, neuere hat Wolowicz noch nicht vorliegen.

Müssten Eltern die Kitas alleine zahlen, wären die Gebühren sieben mal so hoch

In die Münchner Stadtbibliothek, die größte ihrer Art in Deutschland, pumpt die Kämmerei inzwischen fast 40 Millionen Euro pro Jahr - 2,99 Euro pro ausgeliehenes Buch (und genauso für jedes andere Medium). Die Benutzungsgebühr zwischen vier und 20 Euro reicht gerade einmal für 8,9 Prozent der jährlichen Unkosten. Einsamer Spitzenreiter unter den Zuschussbetrieben sind allerdings die Kindertagesstätten. Mehr als eine halbe Milliarde Euro sind 2014 aus öffentlichen Kassen in die Münchner Betreuungseinrichtungen geflossen. Deutlich mehr als die Hälfte davon (gut 313 Millionen) hat die Stadt München bezahlt, für den Rest kamen Freistaat und Bund auf.

Müssten die Eltern die Betreuung ihrer Kinder alleine finanzieren, wären die Gebühren fast siebenmal so hoch. Will der Nachwuchs auch noch ein Instrument erlernen oder seine Stimme trainieren, kommen noch einmal 564 Euro pro Jahr oben drauf. Mit dieser Summe pro Schüler bezuschusst die Stadt ihre Sing- und Musikschule und ermöglicht so Jahresgebühren zwischen 150 und 1100 Euro (2014; inzwischen ist der maximale Beitrag auf 908 Euro gesunken).

Städtische Subventionen: Die meisten Zuschüsse der Stadt bekommen Krippen, Kitas und Kindergärten.

Die meisten Zuschüsse der Stadt bekommen Krippen, Kitas und Kindergärten.

(Foto: Stephan Rumpf)

Eine Art Nullsummenspiel ist - zumindest aus Sicht der Stadt - die Wiesn. Zwar liegt der geschätzte Wirtschaftswert des größten Volksfestes der Welt auf der Theresienwiese bei etwa 954 Millionen Euro. In die Kasse der Stadt fließen jedoch nur 7,3 Millionen an Standentgelten - bei Kosten von 5,7 Millionen. Mit der Differenz wird das Festgelände instand gehalten und ausgebaut.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: