Städtische Kliniken München:Erst sparen, dann wundern

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Kritik an drohender schlechterer Versorgung

"Eine Großbaustelle ist zu wenig", 30. Mai:

Danke für den Artikel in der heutigen SZ zur Lage des städtischen Klinikums Schwabing. Während ich bisher in der SZ eher den Eindruck einer Art Hofberichterstattung nach dem Geschmack der Geschäftsführung gewonnen hatte, werden in diesem Artikel endlich einmal deutlich einige für die Beschäftigten und die Patienten offensichtliche Probleme angesprochen. Das war schon lange an der Zeit. Wie man angesichts der bekannten Situation der Notfallaufnahme in München im Schwabinger Krankenhaus schon bei der "Sanierungs"- Planung die Anzahl der Notfallplätze von einstmals fast 300 auf nun unter 100 zurückfahren konnte, kann meines Erachtens nur als skandalös bezeichnet werden, zumal sachkundige Fachleute schon damals auf das drohende Defizit hingewiesen haben.

Wie man darüber hinaus im städtischen Klinikum - als zentralen Punkt des Sanierungskonzepts - rund 1500 Stellen abbauen konnte und sich dann wundert, kein Personal mehr zu finden, wenn es vorher derart wertgeschätzt wird - wirklich ein Rätsel?

Neben vielen hausgemachten Problemen wie fehlender Investitionen in der Vergangenheit liegt die Hauptschuld an der Misere insgesamt aber sicher auch an einem missratenen Krankenhausfinanzierungsgesetz und einem verfehlten DRG-System (diagnosis-related groups, also ein Abrechnungssystem nach Fallpauschalen; d. Red.), das falsche Anreize setzt und gerade die öffentlichen Kliniken benachteiligt. Diese müssen Vieles vorhalten, was nicht kostendeckend ist und bei dem sich private Kliniken vielfach erst gar nicht engagieren, da sie nur das anbieten, was Gewinn verspricht. Ein Krankenhaus- und Gesundheitssystem aber, in dem der Profit das Maß aller Dinge ist und nicht der tatsächliche Bedarf Ausgangspunkt allen Planens und Handelns ist, ist selbst krank und menschenverachtend.

Gerade wir als Seniorinnen und Senioren bekommen die Folgen dieser Missstände leider nur allzu häufig am eigenen Leib zu spüren und wären ohne die Unterstützung von Angehörigen, soweit vorhanden, hier oft verloren. Leidtragende aber sind auch die Beschäftigten in den Kliniken, die schuften bis zum Umfallen und das Menschenmögliche tun, oft aber an den Verhältnissen verzweifeln und den Beruf wechseln. Gerade hier im Gesundheitswesen ist eine Umkehr in unserem Lande, einem der reichsten Länder der Welt, dringend geboten. Statt den Bundeswehretat ständig nach oben zu fahren, um zum Beispiel Bundeswehreinsätze im Ausland zu finanzieren, kann das Geld hier sinnvoll für die Bevölkerung eingesetzt werden. Hans-Georg Frieser, München

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