Es gibt Menschen in Ulan-Bator, und es sind noch nicht einmal die ältesten, die erinnern sich an Zeiten, als die mongolische Hauptstadt grün, sauber, übersichtlich und lebenswert war. Der Schauspieler Orgil Makhaan, 40, sagt, er habe als junger Mensch gerne dort gelebt. Inzwischen freilich ist er seiner Kinder wegen in den äußersten Süden der Stadt gezogen, weil die Luftverpestung dort am geringsten ist. Es dürfte nicht sein letzter Umzug gewesen sein, denn zu Ulan-Bator soll es demnächst eine Alternative geben. Der Staat plant eine neue Hauptstadt, weil der Problemfall Ulan-Bator dringend Entlastung braucht. Auf ein paar Hunderttausend Menschen war die Stadt mal ausgelegt, heute ballen sich dort 1,3 Millionen, und der Zustrom aus den ländlichen Regionen reißt nicht ab. Etwa die Hälfte der Bewohner lebt in den traditionellen Nomadenzelten, die sich in einem Elendsgürtel um die Stadt herumziehen und mit dafür gesorgt haben, dass Wasser und Luft immer schmutziger werden.
Die primitiven Sickergruben belasten das Grundwasser, und die Öfen in den Jurten produzieren in den extrem kalten mongolischen Wintern einen hochgiftigen Smog. Dazu noch die Autoabgase und die maroden Kohlekraftwerke - Ulan-Bator ist eine Stadt, welcher der Erstickungstod droht. Deshalb das Projekt Maidar City. Mitten in der Steppe soll in den nächsten Jahren eine Öko-Musterstadt für 300 000 Menschen entstehen, grün, nachhaltig, sauber, vorbildlich.
Der Schauspieler Orgil ist fasziniert von dem Plan, aber er hat auch Zweifel. Er hat schon viele große Ideen in der Mongolei scheitern sehen, er traut den Politikern nicht, und es gibt ja auch noch eine Reihe ungelöster Probleme. Das größte: Im Gebiet von Maidar City fehlt es an Wasser. Außerdem macht die Wirtschaft des Landes gerade schwere Zeiten durch. Andererseits: Die Zustände in Ulan-Bator lassen kaum eine Wahl.