Um 8.53 Uhr wird es schlagartig still und dunkel im Marienstift in Gern. Die Fluchttüren schließen automatisch, die Lichter gehen aus und die Luft wird stickig. Wo eben noch Radios dudelten, dringen aufgeregte Schreie durch die Flure: "Wo ist der Strom?"
Ein Stromausfall hat am Freitagmorgen das Leben in Neuhausen-Nymphenburg durcheinander gebracht. Betroffen waren nach Angaben der Stadtwerke München etwa 30 000 Stromkunden. Ursache für den Stromausfall war ein Kurzschluss in einem Umspannwerk. Auch einige Ampeln fielen aus. An der Kreuzung Nymphenburger Straße/Landshuter Allee waren Verkehrspolizisten im Einsatz.
Gegen 10 Uhr gaben die Stadtwerke teilweise Entwarnung, etwa 15 000 Stromkunden waren über andere Kabel wieder ans Netz angeschlossen. Während etwa im Café Tribeca wieder Kaffee gekocht werden konnte, mussten die Kunden im Eiscafé Venezia noch eine knappe Stunde länger vertröstet werden. Die Geschäfte am Rotkreuzplatz blieben noch bis kurz vor 11 Uhr dunkel. Auch das Dantebad war vorübergehend geschlossen worden, weil die Kassen und Wasserpumpen ohne Strom nicht funktionierten. Badegäste mussten das Bad verlassen.
Einen aufregenden Freitag hatten aber sicher die 165 Bewohner des Marienstifts. Am "Tag der Pflege" war geplant, abends zu grillen und am Hofflohmarkt teilzunehmen. Da in der Großküche ohne Strom nichts ging, wurde der Grill kurzerhand schon mittags angeworfen. Bewohner wurden zum Teil aus dem dritten Stock in den Garten getragen, denn die Aufzüge waren außer Betrieb. Außer Betrieb war auch die elektronische Hebeanlage. Weil die Wasserleitungen im Marienstift tiefer liegen als die Kanalisation, wird das Wasser normalerweise nach oben gepumpt. Vor die Toiletten wurde also eine Sitzwache abkommandiert, damit nicht unnötig gespült wird. Es ging alles gut, die befürchtete Überschwemmung blieb aus.