Stadtreparatur:Schwabinger Premiere

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Lange haben Bürger und Lokalpolitiker darauf gedrängt, den öden Artur-Kutscher-Platz zu einem urbanen Gefüge umzugestalten. Es ist stadtweit das erste Projekt in dieser Größe im Auftrag eines Bezirksausschusses

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Humor ist für Anwohner und Lokalpolitiker sicher hilfreich, wenn es um den Zustand des Artur-Kutscher-Platzes in Altschwabing geht - da wird ihnen der Sinnspruch auf dem gleichnamigen Brunnen inmitten dieses städtebaulichen Verhaus eine Handreichung sein. "Humor ist Weltanschauung", steht auf dem Ensemble aus Bronze und Muschelkalk, an dem burleske Masken, eine Eule und ein Lautenspieler fröhlich Wasser speien. Ja, zum Speien ist dieser Platz, mag sich mit quälendem Lachen so mancher in den vergangenen 25 Jahren gedacht haben.

So lange schon fordern Bürgerschaft und Bezirksausschuss von der Stadt, die Parkplatz-Ödnis endlich zu einem ansehnlichen urbanen Platz umzugestalten. Doch die Zeit, in der man sich mit bitteren Scherzen trösten musste, sind bald vorbei. "Wir können jetzt loslegen", verkündete der Chef des Bereichs Stadtgestaltung im Baureferat, Florian Hochstätter, am Dienstag in der Sitzung des Bezirksausschusses.

Mit "Wir" meint er nicht nur seine Behörde, sondern vor allem die Schwabinger Politiker. Sie sind jetzt die Akteure einer Premiere: Die Bezirksausschüsse dürfen selbst über Projekte in ihrem Bezirk entscheiden, gemäß einer Satzungsänderung vom April dieses Jahres bis zu einer Kostenhöhe von einer Million Euro; davor lag das Maximum bei 500 000 Euro. Der Artur-Kutscher-Platz ist stadtweit das erste Projekt in dieser Größenordnung, für das ein Bezirksausschuss ohne Umwege den Auftrag ans Baureferat erteilt. Behördenmitarbeiter Hochstätter ist zuversichtlich, dass es klappt. "Ich gehe davon aus, dass wir eine angemessene und gute Platzgestaltung unter einer Million Euro hinkriegen."

Blick in die Zukunft: So soll der Artur-Kutscher-Platz künftig aussehen. (Foto: Baureferat München)

Es geht um einen seltsam unwirtlichen Flecken inmitten Altschwabings, unweit der Münchner Freiheit, eine in Ost-West-Ausdehnung 46 Meter lange Fläche mit vier aufgereihten Bäumen, die umstellt sind von Dutzenden kreuz und quer parkenden Autos, die wiederum umkreist werden vom Verkehr auf Occam-, Gohren-, Marschall- und Kunigundenstraße.

Nun soll der Platz der zweite Verschönerungs-Coup in Altschwabing werden, nach dem runderneuerten Wedekindplatz knapp 300 Meter südlich. Hochstätter präsentierte dem Bezirksausschuss Schwabing-Freimann noch keine Pläne, sondern nur ein Grobkonzept: Demnach soll das Platzgefüge weitgehend so bleiben, wie es ist: Die zugeparkte Mittelinsel wird "abgeräumt", wie Hochstätter sagte, und als "Potenzialfläche" betrachtet. Gut 20 Parkplätze fallen also weg. Hochstätter lässt durchblicken, dass eine Ausweitung der Platzfläche, gar Eingriffe ins Straßensystem, zu teuer kämen, die Ein-Millionen-Euro-Grenze aber eingehalten werden müsse, wenn das Projekte unter der Ägide des BA laufen soll. Die Gestaltung der Mittelinsel ist derweil offen: Hochstätter schlägt vor, den Südteil mit Sand wie im Hofgarten zu belegen und im nördlichen Segment Rasen anzulegen. Es könnten ein Baum gepflanzt, Mäuerchen errichtet, der Brunnen mit Sitzelementen eingefasst werden.

Allerdings: Korrekturen am Straßengefüge will das Baureferat, so das Budget reicht, doch machen: Die ziemlich breiten Asphalttrichter an den Kreuzungen zu Occam- und Kunigundenstraße sollen mit "Gehbahn-Nasen" verschmälert werden, um den Platz zu arrondieren. Die Entwürfe des Architekten Fritz Hubert für eine völlige Neumodellierung des Artur-Kutscher-Platzes sind damit Makulatur. Der hatte in Kooperation mit dem BA vorgeschlagen, die Verkehrsinsel nach Norden als durchgängige Grünfläche auszuweiten. Doch würde das nur den nördlichen Anwohnern eine Fußgängerzone bescheren. "Das Konzept hat den Vorteil, dass alle gleichmäßig belastet werden. Es ist eine vernünftige und machbare Lösung", sagte Gundhilde Peter (SPD); ihre Parteikollegin Petra Piloty nannte es "einen Befreiungsschlag", ein anwesender Anwohner des Platzes "einen überzeugenden Entwurf".

Derzeit ist der Artur-Kutscher-Platz mit Autos zugestellt. (Foto: Florian Peljak)

So gab es für die Schwabinger Politiker, anders als früher beim leidigen Thema Artur-Kutscher-Platz, keinen Anlass für sarkastische Kommentare. Das Gremium sprach sich einstimmig für das Behördenkonzept aus, wobei es im Zuge des Startschusses schon jetzt humorlos klarstellt: Die Verengung der Straßen mit "Gehbahn-Nasen" sei "zwingend erforderlich".

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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