Stadtrat:Smarter parken mit dem Handy

Stadtrat: Handy zücken, SMS schicken, Parkschein lösen: Wie hier in Wolfratshausen gibt es solche Lösungen seit Jahren auch in vielen anderen Städten.

Handy zücken, SMS schicken, Parkschein lösen: Wie hier in Wolfratshausen gibt es solche Lösungen seit Jahren auch in vielen anderen Städten.

(Foto: Hartmut Pöstges)
  • In vielen Städten kann man Parkscheine per Handy bezahlen.
  • Auch in München soll der Stadtrat nun über ein Konzept dafür entscheiden.
  • Allerdings soll das System am besten ganz neu erfunden werden.

Von Marco Völklein

Direkt reinfahren in die Stadt, das Auto am Straßenrand abstellen, das Handy zücken - und per SMS einen Parkschein lösen. In der ostfriesischen Kleinstadt Leer ist das seit fünf Jahren möglich. Ähnliche Angebote gibt es in Berlin, Hamburg, Köln, Hannover oder Wien. In München hatte der Stadtrat im Mai 2011 gefordert, dass die Landeshauptstadt im Vergleich zu anderen Kommunen da rasch aufholen müsse - und beauftragte eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Baureferats, eine Lösung zu finden.

Nächste Woche wird sich der Stadtrat nun damit befassen. Ein konkretes Handy-Parken-Angebot wie in anderen Städten aber wird er vorerst nicht beschließen. Vielmehr wollen die Kommunalpolitiker nun die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) beauftragen, eine Handy-Parken-App zu entwickeln. Bis wann diese laufen soll, ist unklar.

In ihrer Stadtratsvorlage für die Sitzung am kommenden Dienstag führt Baureferentin Rosemarie Hingerl aus, dass sich die "zum Einsatz kommenden Systeme aufgrund der technologischen Fortschritte seit dem Grundsatzbeschluss vom Mai 2011 rasant weiterentwickelt" haben. Zudem hatte die MVG im Herbst 2013 eine eigene Mobilitäts-App ("MVG Fahrinfo") gestartet.

Über die können Nutzer unter anderem Auskünfte zu Bus- und Bahnverbindungen abfragen, Fahrscheine kaufen, Leihfahrräder anmieten sowie Carsharing-Autos buchen. Aus Sicht von Hingerl ist es sinnvoll, aus dem bestehenden Angebot heraus "eine integrierte Mobilitäts-App zu schaffen", die zudem "bundesweit einen neuen Standard setzen würde".

Dazu soll die MVG nun zunächst eine reine Handy-Parken-App entwickeln. In einer "späteren Leistungsstufe", so Hingerl, soll dann "die enge inhaltliche und technische Verknüpfung mit den bestehenden Apps der MVG" erfolgen. Bis wann die jeweiligen Schritte umgesetzt werden sollen, lässt die Referentin offen. Ebenso die Frage nach den Kosten. Konkret soll nun ein "neuer Lenkungskreis" ins Leben gerufen werden, der das App-Projekt steuert sowie einen Termin- und Kostenplan erarbeitet.

Es gibt zahlreiche ausgereifte Systeme

Laut Hingerl soll es die Handy-Parken-App zunächst nur für Apple-und Android-Geräte geben; ob auch eine Windows-Version entwickelt wird, müsse noch geprüft werden. Die MVG erwartet "erhebliche Synergien zu bestehenden MVG-Apps" sowie "Kostenvorteile", wie ein Sprecher auf Anfrage erklärt. Konkrete Zahlen nennt auch er nicht. Zudem passe das Vorhaben zum Plan, "die MVG zum umfassenden Mobilitätsdienstleister weiterzuentwickeln", so der Sprecher. Diverse Verkehrsangebote "aus einer Hand zu vermitteln, entspricht den modernen Mobilitätsbedürfnissen".

Stadtrat Johann Altmann findet dagegen den Hingerl-Vorschlag "enttäuschend und oberflächlich". Statt nach fünf Jahren Prüfungsphase ein beschlussfähiges Konzept vorzulegen, "fällt der Verwaltung nichts Besseres ein, als das Ganze der MVG zuzuschieben", sagt der Fraktionschef von Bayernpartei und Freien Wählern. In Wien gebe es seit mehr als zehn Jahren ein "superausgereiftes System", das zunächst nur auf SMS-Basis lief und vor einiger Zeit um eine App für Smartphones ergänzt wurde. "Warum", fragt Altmann, "muss man in München das Rad neu erfinden?"

Die Parkscheine sollen nicht teurer werden

CSU-Stadträtin Evelyne Menges (CSU) findet, die "Einführung des Handyparkens in München ist schon lange überfällig". Dennoch sei sie sich sicher, "dass die MVG uns eine smarte Handy-App programmieren wird". Auch Bernd Emmrich vom ADAC Südbayern begrüßt das Projekt, vor allem, weil das Handy-Parken dem Autofahrer in der Regel eine minutengenaue Abrechnung ermöglicht.

Eine Anhebung der städtischen Parkgebühren, um beispielsweise die Entwicklung der neuen App zu finanzieren, lehnt er indes strikt ab. Im Gegenteil: Um die App zum Start bekannter zu machen, findet Emmrich, sollte die Stadt überlegen, ob sie Nutzern anfangs "einen Bonus einräumt".

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