Stadtrat:Mehr Personal für mehr Hausbesuche

SPD will zwei Millionen Euro investieren, um Angebote in Altenzentren auszuweiten

Von Sven Loerzer

Die Rathaus-SPD will das städtische Unterstützungs- und Beratungsangebot für alte Menschen erheblich ausbauen. Dazu sollen die Alten- und Servicezentren (ASZ) flächendeckend mehr Personal erhalten, um Senioren Hausbesuche abstatten zu können. Das erfolgreiche Modell, das zunächst in sieben der 32 ASZ erprobt worden war, hatte der Stadtrat Ende letzten Jahres auf weitere sechs ASZ ausgedehnt. Rund zwei Millionen Euro pro Jahr wird es kosten, um nun auch noch die restlichen 19 Zentren mit dem Plus-Angebot aufzuwerten. Dabei erhalten die bislang mit 2,5 Personalstellen ausgestatteten Einrichtungen 1,5 Stellen zusätzlich. Das ermöglicht Hausbesuche und könne so dabei helfen, frühzeitig Hilfsbedarf zu erkennen, erklärte SPD-Stadträtin Anne Hübner. Denn bei der Erprobung habe sich herausgestellt, "dass fast alle Besuchten bereits Unterstützungsbedarf haben". Ältere Leute redeten meistens nicht so gerne über ihre Probleme, wer sie danach frage, sagt die Stadträtin, erhalte oft nur zur Antwort, "ich komme schon klar". Erst beim Hausbesuch offenbare sich dann das ganze Ausmaß an Hilfsbedarf, werde erkennbar, dass die Menschen mit geringer Rente in Armut leben oder sich wegen ihrer Gebrechen schwertun, sich in der Badewanne zu waschen.

Stadträtin Constanze Söllner-Schaar, die seit 15 Jahren Pflegebegutachtungen durchführt, weiß, wie hilfreich Umbauten sein können. Mitunter bedürfe es einer Rehabilitationsbehandlung oder es seien Hilfsmittel zu organisieren und eine Haushaltshilfe. "Wir wollen ein Zeichen setzen und Senioren gute Unterstützung geben, damit sie möglichst lang im vertrauten Viertel und der eigenen Wohnung verbleiben können", betont Anne Hübner. Angesichts der wachsenden Altersarmut - mehr als 14 000 Münchner im Rentenalter sind bereits auf Grundsicherungsleistungen angewiesen - forderte Hübner, die Bundespolitik müsse für angemessene Regelsätze sorgen. Alte Leute dürften nicht auf Almosen angewiesen sein.

"Die wachsende Armut im Alter verstärkt auch die Armut der Kommunen", warnte der sozialpolitische Sprecher der Rathaus-SPD, Christian Müller. Selbst für eine Stadt wie München werden die zusätzlichen Ausgaben für pflegebedürftige Menschen zum Problem. Die Ausgaben für die "Hilfe zur Pflege" bei Menschen, die den nötigen Pflegeaufwand nicht aus eigenem Einkommen und Pflegeversicherungsleistungen decken können, werden von 70,6 Millionen Euro (2015) auf 153,5 Millionen Euro im Jahr 2025 wachsen. Das Sozialreferat soll deshalb eine Strategie aufzeigen, wie diese Belastung für die Stadt eingedämmt werden könne.

In weiteren Anträgen fordert die SPD eine Bestandsaufnahme aller bestehenden städtischen Vergünstigungen und freiwilligen Leistungen für Senioren mit geringem Einkommen, um Lücken, wie sie die SPD vor allem beim Freizeit- und Kulturangebot sieht, schließen zu können. Stärker unterstützt werden sollen auch Kleinrentner, die Wohngemeinschaften gründen wollen

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