Stadtrat entscheidet:Pflegeeltern statt Kinderheim

Stadt verlängert Projekt, das neue Pflegefamilien finden soll

Von Sven Loerzer

Vor zwei Jahren hat das Sozialreferat ein Projekt gestartet, das mehr Plätze in Pflegefamilien für Kinder im Alter bis zu zehn Jahren bringen sollte. Eine Heimunterbringung sollte so vermieden werden. Bis Ende 2017 sollte so die Zahl der Betreuungsplätze um 150 auf 690 steigen. Doch in den beiden ersten Jahren hat das Sozialreferat das Ziel verfehlt, jährlich das Angebot um 30 Plätze zu erhöhen. Sozialreferentin Brigitte Meier hat sich deshalb nun vom Stadtrat die Verlängerung des Projektes um zwei Jahre genehmigen lassen.

Obwohl es am Anfang nicht gut lief, ist Brigitte Meier dennoch zuversichtlich, das Ziel zu erreichen - wenn auch mit Verspätung. Denn immerhin sei es gelungen, den rückläufigen Trend aus den Vorjahren zu stoppen und die Zahl der Pflegeplätze um fünf zu erhöhen. Damit sei der Beweis erbracht, "dass eine bessere Personalausstattung in der Einzelfallbetreuung und in der Werbung zu einem Anstieg der Pflegeplätze führt", erklärte die Sozialreferentin in ihrem Bericht für den Stadtrat. Da allerdings für die beiden Jahre weniger neues Personal hinzukam als geplant, "konnte die angestrebte Platzzahl nicht vollständig erreicht werden", so Meier. Allein schon um die laufende Fluktuation bei den Pflegefamilien zu kompensieren, müssten jedes Jahr etwa 60 Plätze neu gewonnen werden.

Mit den zusätzlichen 6,8 Stellen, die neue Pflegefamilien anwerben und betreuen, sei es gelungen, die Fluktuation aufzufangen. Gegenüber dem Stand Ende 2013 sei die Zahl der bestehenden Pflegen bis Ende 2014 um 13 auf 545 gestiegen. Damit sei trotz der hohen Belastung des Jugendamtes im Bereich der Flüchtlingshilfe ein Aufwärtstrend eingeleitet, glaubt die Sozialreferentin. Das Projekt umzusetzen, sei durch die hohe Mitarbeiterfluktuation im Pflegekinder-Fachdienst erschwert worden. So mussten von 28 Mitarbeitern insgesamt 17 in den letzten beiden Jahren neu eingearbeitet werden.

Der Kinder- und Jugendhilfeausschuss billigte deshalb jetzt die Verlängerung des Projektzeitraums um weitere zwei Jahre, also bis Ende 2019. Kinder in Pflegefamilien statt in Heimen unterzubringen, kostet die Stadt nach Berechnungen des Jugendamts erheblich weniger Geld. Die durchschnittlichen jährlichen Kosten, um ein Kind in einem Heim unterzubringen, betragen demnach knapp 62 000 Euro, für die Pflege in der Familie muss die Stadt nur rund 13 500 Euro ausgeben. "Allein aus Gründen der Wirtschaftlichkeit" sei sie deshalb klar dafür, Kinder häufiger in Pflegefamilien leben zu lassen statt in Kinderheimen, betont Sozialreferentin Brigitte Meier.

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