Stadtplanung:Diese sechs Bauprojekte verändern die Münchner Innenstadt

Was statt dem Andechser am Dom geplant wird und wie die Autos vom Max-Joseph-Platz verschwinden könnten. Ein Überblick.

Von Alfred Dürr

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Geschäftshaus am Dom: Historische Spuren

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Quelle: SZ

Eine weitere Großbaustelle in der Altstadt kündigt sich an: Ein gesamter Block zwischen dem Rathaus und dem Dom soll abgerissen werden. Die Traditionsgaststätte Andechser am Dom verschwindet und das Geschäftshaus mit der Parfümerie Douglas an der Weinstraße. Der FC Bayern will in dem Neubau eine Fußball-Erlebniswelt eröffnen; in den Komplex soll auch wieder eine Gaststätte kommen. Das Gebäude wird mit seiner geplanten Fassade im Erscheinungsbild einen besonderen Akzent setzen, den man so bei Neubauten in der Innenstadt nicht kennt. Mit einem speziellen handwerklichen Verfahren werden Ornamente in den Putz gekratzt. Diese nehmen Bezug auf die reich dekorierten Fronten der Vorgängerbauten an dieser Stelle. Bei den Fachleuten der Stadtgestaltungskommission kam es gut an, das man an der neuen Architektur die historischen Spuren ablesen kann. Andere Experten weisen aber auch auf eine schwierige Gratwanderung hin. Mit einem solchen Konzept könne man schnell in den Kitsch abgleiten.

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Alte Akademie: Streit um Arkaden

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Quelle: SZ

Nachdem der Planungsausschuss des Stadtrats Ende Januar die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens beschlossen hat, soll voraussichtlich im kommenden Jahr mit dem Umbau und der Modernisierung der Alten Akademie begonnen werden. Die Arbeiten sind auf drei Jahre veranschlagt. Damit bricht für den im Krieg schwer zerstörten Monumentalkomplex, der nach historischem Vorbild wieder aufgebaut und durch den damals modernen Hettlage-Bau ergänzt wurde, eine neue Zeit an. An der Fußgängerzone wird ein Quartier mit Geschäften, Wohnungen und Gastronomie entstehen. Einer der Innenhöfe, der lange Zeit nicht für Passanten zugänglich war, soll dann für alle geöffnet werden. Die Alte Akademie ist das aktuelle Paradebeispiel für den architektonischen Anspruch, etwas Neues zu schaffen, ohne den Charakter des Alten zu vernachlässigen oder gar zu zerstören. Der Streit um den Erhalt, die Verschmälerung oder die Beseitigung der Arkaden zeigt, wie schwierig es ist, diesen Anspruch einzulösen.

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Max-Joseph-Platz: Schwierige Lösung

Tiefgarage am Max-Joseph-Platz in München, 2016

Quelle: SZ

Einer der potenziell schönsten Plätze der Innenstadt ist schon seit Jahrzehnten eine öde Verkehrsdrehscheibe. Mitten über die Fläche verlaufen die Zu- und Abfahrten zur Tiefgarage, und bis vor einiger Zeit hielten die Touristenbusse direkt vor der Oper. Der Denkmalschutz leidet seit Jahrzehnten. Nun arbeitet die Stadtverwaltung an einer Lösung dieser Misere, und vielleicht kann sie noch in diesem Jahr ein Ergebnis präsentieren. Leicht ist die Frage allerdings nicht zu beantworten,wie die Erschließung der Tiefgarage neu geregelt wird, damit endlich eine attraktive Fläche vor der Oper und der Residenz entstehen kann. Die Zu- und Abfahrtsrampen an die Ränder der Maximilianstraße zu verlegen, stößt auf heftigen Widerstand der Denkmalschützer. Im rückwärtigen Bereich der Oper, also an der Alfons-Goppel-Straße, ist kaum Raum für eine neue Einfahrt zur Garage. Auch für andere Planungsvarianten finden sich genügend Einwände. Die schlechteste Alternative wäre, zu keiner Entscheidung zu kommen und den Platz so zu belassen, wie er ist.

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Hotel Königshof: Extravaganter Neubau

Hotel Königshof Abriss Neubau

Quelle: Nieto Subejano/Simulation

Die Tage des Gebäudes, in dem sich das Hotel Königshof befindet, sind gezählt. Bis Ende des Jahres bleibt das Haus aus den Siebzigerjahren am Stachus noch geöffnet, danach beginnen die Abbrucharbeiten. Rund zweieinhalb Jahre Bauzeit sind für das neue Haus vorgesehen. Der geplante Nachfolgebau mit dem auffälligen vertikalen Einschnitt in der Fassade in Richtung Fußgängerzone und dem Stachus-Rondell ist nach wie vor ein architektonisches Reizthema ersten Ranges. Die Gemüter der Kritiker haben sich nicht beruhigt. Ist so viel Extravaganz bei der Architektur in der Innenstadt zulässig? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Das Projekt liegt am Rand des denkmalgeschützten Ensemblebereichs der Altstadt und zwischen zwei hochkarätigen Denkmälern: dem Kaufhof-Gebäude aus den Fünfzigerjahren und dem neobarocken Justizpalast. So geht der Streit darum, ob sich der Neubau unterordnen muss oder ob er selbstbewusst den Nachbarn gegenüber auftreten kann. Ausgetragen ist diese Auseinandersetzung noch lange nicht.

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Thomas-Wimmer-Ring: Chance für mehr Grün

München: Baustelle Thomas Wimmer Ring, Tiefgarage.

Quelle: SZ

Es ist eine Mammut-Baustelle in der Innenstadt: Am Thomas-Wimmer-Ring, zwischen Maximilianstraße und Isartor, entsteht eine dreigeschossige Tiefgarage mit 520 Stellplätzen. Geplant ist, dass das unterirdische Parkhaus Mitte 2020 fertig ist. Schon jetzt müssen aber der private Investor und die Planer in der Stadtverwaltung eine Entscheidung treffen, wie der künftige Straßenraum über dem Bauwerk aussehen soll. Nun könnte man die Chance zu einer umfassenden Stadtreparatur und Neugestaltung dieses Innenstadt-Areals nutzen, also die Verkehrsschneise deutlich verschmälern, die Ränder der Straße intensiv begrünen und mehr Fläche für Passanten an den Isartorplatz bringen. Doch Stadtbaurätin Elisabeth Merk dämpft allzu hohe Erwartungen. Am Thomas-Wimmer-Ring wird es zwar eine Fahrspur weniger geben und auch mehr Bäume, der verkehrsumtoste Isartorplatz bleibt aber erst einmal unangetastet. Man will abwarten, wie sich die Verkehrslage auf dem dann neugestalteten Abschnitt des Altstadtrings entwickelt.

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Sattlerplatz: Fußgänger statt Autos

Parkhaus am Sattlerplatz in München, 2017

Quelle: SZ

Die Bereiche in der Altstadt, die ausschließlich den Fußgängern vorbehalten sind, werden immer größer. Der Marienplatz ist inzwischen vollständig eine autofreie Zone, die Sendlinger Straße auch, und demnächst soll noch das Areal um den sogenannten Sattlerplatz verkehrsberuhigt werden. Ein Architektenwettbewerb wird zeigen, wie der Verbindungsbereich zwischen dem Geschäfts-, Büro- und Wohnquartier Hofstatt im Umfeld der Sendlinger Straße und der Fußgängerzone an der Neuhauser Straße neu gestaltet werden kann. Anstelle des Parkhauses und des gegenüberliegenden Postgebäudes entstehen drei Baukörper mit einer gemeinsamen Tiefgarage, so der Plan. Investoren sind die Firma Hirmer und die Familie Inselkammer. Zwischen den neuen Komplexen gäbe es Platz für Fußgänger - wie groß dieser ausfällt, wird sich zeigen. Auch in Teilen des Färbergrabens und in der Fürstenfelder Straße dürften keine Autos mehr fahren. Noch liegt allerdings kein Gesamtverkehrskonzept für das Hackenviertel vor.

© SZ vom 12.02.2018/Fotos: Haas (2), Rumpf, Schellnegger, Preuin, Simulationen: Signa, Nieto Sobejano/sekr
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