Stadtentwicklung:Grünes Miteinander

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Im Auftrag der Stadt haben Studenten unterschiedlicher Hochschul-Fakultäten Entwicklungskonzepte für einen urbanen Münchner Norden entworfen

Von Nicole Graner, Harthof

Er ist zum Knuddeln. Wie er so dasitzt. Mit einem aufgestellten, einem herunterhängenden Schlappohr und mit herzigen Knopfaugen. Dieser Hase hätte wirklich das Zeug zum Kuscheltier - und einen Namen hat er auch schon: der Nordhase. Leider gibt es ihn noch nicht, sondern nur in gezeichneter Form auf Papier. Er ist erst nur eine Idee und steht für einen Ort der Begegnung mitten auf dem Hasenberg im Hasenbergl. Ein Aussichtsturm, der in der Verbindungsachse von Schloss Schleißheim zur Frauenkirche steht. Eine "Relax Area" soll dieser Bereich werden, wo sich Menschen aller Kulturen treffen.

Alles nur Vision, denn: Im Auftrag der Stadt München haben Studiengruppen aus neun Fakultäten der Hochschule München in zwölf interdisziplinären Kleingruppen im Sommersemester 2015 Entwicklungskonzepte für einen urbanen Handlungsraum im Münchner Norden entworfen. Die Konzepte sind auf Schautafeln zusammengefasst, die nun im Foyer der Volkshochschule an der Troppauer Straße 10 zu sehen sind.

Viel Grün, viel Wasser und multikulturelle Räume - das sind die Schwerpunkte, die von den Studenten in den Mittelpunkt gerückt wurden. Innovative und mutige Konzepte sind entstanden. Und Ideen, die dem Münchner Norden durchaus gut zu Gesicht stünden. Mitgemacht haben Studenten vorwiegend aus dem sechsten Semester, unter anderem aus den Bereichen Architektur, Betriebswirtschaftslehre, Informatik oder Sozialwissenschaft. "Hier waren keine Stadtplaner am Werk. Alle sind sehr frei mit dem Thema umgegangen", sagt Georg Zollner, der als Professor für nachhaltiges Management das Projekt mitbetreut hat und von den unterschiedlichen Konzepten überrascht war. So hätten zum Beispiel Architekten mit Sozialwissenschaftlern gearbeitet, sich gegenseitig in der Vorgehensweise inspiriert. Wichtig sei es auch gewesen, die Studenten mit einem realitätsnahen Projekt zu konfrontieren: "Die jungen Leute sollen sich nicht in ihrem Studium hinter Hypothesen verschanzen, sondern Bezug zur Wirklichkeit herstellen, aus Denkmustern ausbrechen."

Eine weitere Vision für den Norden ist ein Park der Kulturen. Das Team Green hat sich mit der bestehenden Grünfläche zwischen Rathenaustraße und Wegener-straße am Harthof beschäftigt. Dieses Areal würde sich zum Beispiel sehr gut eignen, eine bisher ungenutzte Fläche inmitten einer Wohnsiedlung zu einem Treffpunkt zu entwickeln. Die Entwicklungsgruppe spricht von einem "Identifizierungsprojekt". Was heißt: Das harmonische Zusammenleben soll durch Events und bestimmte Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gefördert werden. Gedacht ist an einen öffentlich Grillplatz, ein kleines Theater, einen Skatepark, kleine Einkaufsstände und - nachdem im Münchner Norden der letzte große freie Bolzplatz an der Schmalkaldener Straße verschwinden wird - eine große Fläche zum Fußballspielen. In allen Themenbereichen soll es, so wünschen es sich die Studenten, über das Jahr hin Veranstaltungen geben.

Auch das nur eine Idee, so wie auch das Gena-Haus, ein Wohnprojekt für Generationen und Nationen. Senioren, Studenten, Asylbewerber, Berufstätige - und ein zeitlich begrenzter Wohnraum "Für Alle" könnte entstehen. In anderen Projekten geht es beispielsweise um die Verbindung der Religionen, um Urban Gardening, um die Planung eines Stadtquartiers mit dörflichen Charakter.

Alle Ideen aber eint eines: der Gedanken der Integration; die Realisierung grüner Rückzugsorte und Freizeitmöglichkeiten so zu gestalten, dass ein Miteinander im Quartier gefördert wird. Und dass, wie es Georg Zollner beschreibt, vor allem der "Mensch im Mittelpunkt steht". Die Studenten haben Umfragen gemacht, sich Bevölkerungsstrukturen angesehen und an Ort und Stelle Informationen gesammelt, die in die Projekt eingeflossen sind. So wird auch deutlich, dass den Studenten die Sehnsucht der Bürger im elften Stadtbezirk nach sinnvoller Wohnbebauung, nach dem Erhalt von Grünflächen und mehr durchaus bewusst geworden ist. Diese Ideen sind, und so fordert es auch die Stadt München in ihrer Aufgabenstellung, durchaus Impulse, die die städteplanerische Zukunft in Milbertshofen bereichern könnte. Man denke dabei nur an den kleinen "Nordhasen".

"Future City", geöffnet bis zum 27. November an der Troppauer Straße 10, montags bis freitags von 10 bis 20 Uhr, an den Wochenenden und in den Ferien nur bei Veranstaltungsbetrieb.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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