Stadt am Rand:Die Universitätsgemeinde

Algentechnikum am Ludwig-Bölkow-Campus in Ottobrunn eröffnet, 2016

Schon eine Aufwertung des Standorts Ottobrunn: Das Algentechnikum am Ludwig-Bölkow-Campus wurde 2016 eröffnet.

(Foto: Claus Schunk)

Der Aufbau einer Fakultät für Raumfahrt in Ottobrunn löst Begeisterung aus

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn/Taufkirchen

Es kann gut sein, dass die Mitarbeiter im Ottobrunner Bauhof bald die Ortsschilder austauschen müssen. Denn mit der Entscheidung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), in Ottobrunn - und wahrscheinlich auch auf Grund der Nachbarkommune Taufkirchen - eine neue Fakultät anzusiedeln, wird aus der flächenmäßig kleinsten Gemeinde des Landkreises plötzlich eine "Universitätsgemeinde". Genau genommen ist das Ottobrunn bereits heute, hier wird im Algentechnikum der Technischen Universität (TU) geforscht, Studenten der TU und der Universität der Bundeswehr in Neubiberg kommen auf dem Ludwig-Bölkow-Campus durch das Engagement von Munich Aerospace zusammen. Aber eine eigene Fakultät mit bis zu 30 Professoren stellt selbst für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort im Südosten einen Quantensprung dar. "Das ist ein Hammer", sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn, der sich als Verteidigungsexperte seiner Fraktion stets für den Standort Ottobrunn eingesetzt hat. "Diese Fakultät und dann der neue Superrechner in Garching stärken den Landkreis enorm", sagt Hahn. Der neue Fachbereich für Luft- und Raumfahrt mit dem Raumfahrtprogramm "Bavaria One", sagt Landrat Christoph Göbel (CSU), wird sich "optimal" in den Cluster einfügen, der in Ottobrunn und Taufkirchen vorherrschend ist. "Für Ottobrunn und den gesamten Standort ist der Aufbau der Fakultät für Raumfahrt eine Art Renaissance", sagt Göbel. "Denn es gab ja eigentlich schon den Abgesang auf diesen Wirtschaftsstandort." Der Landrat spielt damit auf Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs an - etwa durch massiven Stellenabbau bei Airbus und EADS. Er selbst, sagt Göbel, habe immer daran gearbeitet, dass "hier ein Zentrum der Zukunftstechnologien" entsteht. Um es mit Leben zu füllen, müssten laut TU-Präsident Wolfgang Herrmann bis zu hundert Millionen Euro investiert werden. Herrmann geht davon aus, dass die neue Fakultät in etwa fünf Jahren voll arbeitstauglich sein wird. Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) zeigte sich von Söders Plänen weniger überrascht als seine Parteikollegen. "Dass jetzt eine neue Fakultät aufgebaut wird, zeigt, wie attraktiv dieser Standort ist."

Der Münchner Südosten ist seit Jahren das Herz der Forschung in Luft- und Raumfahrt in Deutschland. Neben Airbus und dem Ludwig-Bölkow-Campus ist hier das Bauhaus Luftfahrt zu Hause. An der Universität der Bundeswehr gibt es seit Kurzem den Studiengang Aeronautical Engineering. Landrat Göbel plant den Aufbau eines Zentrums für Start-up-Unternehmen in Ottobrunn und Taufkirchen. "Das Ziel muss es sein, die Studenten und das Wissen hier zu halten", sagt der Landrat. Industrie 4.0, laut das Stichwort, sagt Göbel: Hightech, modernste Informations- und Kommunikationstechnologien. Und das alles geballt an einem Ort. Aus Bavaria One könnte so bald "Ottobrunn first" werden. Die Universitätsgemeinde.

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