Stadt am Rand:Atomkraftgegner warnen vor Uran-Exporten

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Für die radioaktiven Brennelemente im Garchinger Reaktor fehlt weiter ein Endlager

Von Gudrun Passarge, Garching

Ingrid Wundrak ist empört. Die Vorsitzende des Vereins "Bürger gegen Atomreaktor Garching" nutzt den Besuch von Mitgliedern des Nationalen Begleitgremiums am Garchinger Forschungsreaktor FRM II der TU München, um noch einmal auf die Probleme bei der Entsorgung abgebrannter Brennelemente hinzuweisen. "Dieser Atommüll ist so nicht endlagerfähig", schreibt sie in einer Pressemitteilung. Auch die Zwischenlagerung sei noch nicht genehmigt. Der Verein befürchtet daher einen "Export" ins Ausland. Die Forschungs-Neutronenquelle FRM II arbeite mit hochangereichertem, waffenfähigem Uran 235.

Winfried Petry, wissenschaftlicher Direktor der Neutronenquelle, bestreitet allerdings die Waffenfähigkeit des Urans im Forschungsreaktor. Nur mit großen Mengen und in einem komplizierten Verfahren, für das es eine aufwendige Fabrik bräuchte, könne daraus eine Waffe hergestellt werden. Er bestätigt jedoch Überlegungen, die Brennstäbe im Ausland so aufbereiten zu lassen, dass sie in einem Endlager sicher untergebracht werden könnten. "Das ist in Deutschland technisch und gesetzlich gar nicht möglich." Doch von einem Export könne keine Rede sein, denn die Brennstäbe kämen danach wieder zurück.

Das Nationale Begleitgremium unter Leitung des ehemaligen Umweltministers Klaus Töpfer und der TU-Professorin Miranda Schreurs hat die Aufgabe, die Debatte um die Endlagersuche zu begleiten. Unter den neun Mitgliedern sind auch drei einfache Bürger, so etwa sitzt eine Hamburger Jura-Studentin in dem Gremium. Vertreter des Gremiums besuchten am Freitag den Forschungsreaktor - ein inoffizieller Termin, sagte Schreurs. Wundrak ärgert sich darüber, dass das Gremium nicht auch die Gelegenheit nutzte, um mit den Bürgervertretern zu reden. Sie befürchtet, dass die Einladung in der Neutronenquelle dazu diene, mit wissenschaftlichen Erfolgen zu beeindrucken und davon abzulenken, dass dort hochangereichertes, waffenfähiges Uran eingesetzt wird, dessen Entsorgung nicht geklärt sei. Noch immer gebe es keine Genehmigung für die Transportbehälter und die Einlagerung in Ahaus. "Die Möglichkeit eines Exports der verbrauchten Brennelemente käme da gelegen", schreibt Wundrak. Das Nationale Begleitgremium diskutiere gerade über die Frage eines generellen Exportverbots für Atommüll und mögliche Ausnahmegenehmigungen für Forschungsreaktoren.

Winfried Petry echauffiert sich über diese Wortwahl. "Der FRM II will keine Radioaktivität exportieren, das war nie unsere Absicht. Was einige Firmen, die in der Neutronenquelle arbeiten, exportieren, sind radioaktive Pharmazeutika zum Heilen von Krebs zum Beispiel." Die 42 ausgebrannten Brennstäbe lägen momentan im Abklingbecken, wo sie an Radioaktivität verlieren, "sodass man sie sicher transportieren kann". Als Beleg dafür, dass beim Transport keine Gefahr besteht, nennt der Physiker eine Wärmeentwicklung pro Brennelement, die unter 60 Watt liege. Eine Genehmigung für die Transportbehälter gebe es in der Tat noch nicht. "Die Transportbehälter MTR3 sind erst in der Entwicklung und können erst genehmigt werden, wenn sie fertig entwickelt sind." Das gleiche gelte für die Einlagerung in Ahaus. Mit einem Transport rechnet die TU frühestens 2018. Nach einem Endlager wird noch bundesweit gesucht. Doch bevor die Brennstäbe aus Garching in einem Endlager gelagert werden könnten, sei es "klug, sie vorher so zu konditionieren, dass sie sicher lagern können", sagt Petry. Das könne etwa in Frankreich, den USA, in Russland oder vielleicht auch in Japan passieren. Aber "das ist noch nicht beschlossen, das ist eines von vielen Dingen, die diskutiert werden".

Ingrid Wundrak hat dazu ihre eigene Meinung: "Die Garchinger Forscher müssen sich, verdammt noch mal, ihrer Verantwortung für die hochgiftigen, weil Tausende Jahre strahlenden Hinterlassenschaften stellen."

© SZ vom 05.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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